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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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dessen, was sie während der letzten Wochen getan und durchgemacht hatte, konnte sie nicht die geringste Konzentration aufbringen, beinahe nicht einmal den Willen zu leben. Es war fast ein Todesurteil.«
    Sie zuckte die Achseln. »Elene, ich weiß, dass Vi dir großes Unrecht angetan hat. Diese Eheringe sind uralt. Ich studiere die Ringe jetzt, um festzustellen, ob es überhaupt möglich ist, das Band zu lösen. Ich habe keine große Hoffnung. Und ich weiß - sie hat es gestanden -, dass sie Kylar beringt hat, als er bewusstlos war. Die anderen Schwestern wissen das nicht. Es gilt unter uns als eins der größten Verbrechen. Selbst wenn sie es getan hat, um ein Land zu retten und um Kylar selbst zu retten, verdient Vi gewiss jedwede Rache, die du an ihr üben möchtest. Wenn du dich dafür entscheidest, solltest du in der Lage sein, sie zu wecken. Wenn du wünschst, hier in der Chantry zu bleiben, wird man dir Räume zur Verfügung stellen. Wenn du wünschst, mit Uly zu sprechen, sollte sie in zwei Stunden mit ihrem Morgenunterricht fertig sein. Ich werde in meinem Zimmer sein, wenn du mich brauchst. Du kannst jede Novizin fragen - jede der jungen Frauen, die in Weiß gekleidet sind -, und sie werden dich hinbringen, wo immer du hinzugehen wünschst.«
    Mit diesen Worten ließ Schwester Ariel Elene mit Vi allein.
    Als die Schwester verschwunden war, blickte Elene sich um. Plötzlich war niemand anderer mehr in Sicht. Sie berührte das Messer an ihrem Gürtel. Sie könnte Vi töten und einfach fortgehen. Sie hatte getötet. Sie wusste, wie es ging.

    Sie presste die Augen fest zusammen. Gott, ich kann das nicht tun.
    Nach langen Sekunden atmete sie ein, löste die verkrampften Kiefermuskeln und zwang sich, sich zu entspannen und die Augen zu öffnen.
    Vi lag da wie zuvor, schön, friedlich, anmutig. Aber statt sie wieder wie damals bei dem Fest der Jadwins zu sehen, wo sie Lust und Eifersucht erregt hatte wie keine andere, stellte Elene sie sich als Kind vor. Vi war ebenso ein schönes Kind im Labyrinth gewesen wie Elene. Keine von ihnen war unversehrt daraus hervorgegangen. Elene sah Vi an und beschloss, diese kindliche Vi vor ihrem inneren Auge festzuhalten, das schöne, sorglose kleine Mädchen mit dem flammend roten Haar, bevor das Labyrinth es verdorben hatte.
    Sie hatte niemals einen Freund. Elene wusste nicht, ob das ihr eigener Gedanke oder die Stimme des Einen Gottes war, aber sie wusste sofort, was Er von ihr verlangte.
    Elene atmete tief ein und stand wie angewurzelt da. Es ist zu hart, Gott. Es ist unmöglich. Nicht nach dem, was sie getan hat. Ich will sie hassen. Ich will stark sein. Ich will sie zahlen lassen. Sie sprach und wütete und jammerte über die Gerechtigkeit, Vi leiden zu lassen, und während all dessen sagte der Gott überhaupt nichts. Doch durch ihre Worte spürte sie Seine Gegenwart. Und als sie fertig war, war Er immer noch da, und Elene wusste, dass ihre Entscheidung einfach war: gehorchen oder nicht.
    Ein weiteres Mal atmete sie tief durch, dann setzte sie sich auf den Stuhl neben Vis Bett und wartete darauf, dass sie erwachte.
    Auf der Treppe, wo sie durch einen Spalt in der Tür zugesehen hatte, hatte Schwester Ariel das Gefühl, zum ersten Mal seit vielen Minuten zu atmen. Sie ließ ihre Magie frei und zog die Tür zu. Ein weiteres Glücksspiel, ein weiterer Sieg. Sie hoffte, dass ihr Glück in nächster Zeit nicht zur Neige gehen würde.

25
    Nachdem er zwei Stunden mit dem nervösen Hafenmeister gewartet hatte, kam der Mikaidon, um Solon zu holen. Der Mikaidon war der Hüter der zivilen Ordnung in Hokkai, ein Amt, das ihm nicht nur das Kommando über die Durchsetzung des Gesetzes verlieh, sondern auch beträchtlichen politischen Einfluss, da er die einzige Person war, die gegen Edelleute ermitteln und sie sowie ihren Besitz durchsuchen durfte. Solon kannte ihn. »Oshobi«, sagte er. »Ihr habt es weit gebracht.«
    Oshobi Takeda schnaubte. »Ihr seid es also.« Er trug die Insignien seines Amtes wie ein Mann, der diese als Rüstung benutzte, nicht als Schmuck. Oshobi war vielleicht dreißig Jahre alt, muskulös und imposant. Er trug seinen gefiederten Helm natürlich offen und zeigte die Elektrumringe des Takeda-Clans, die sein rechtes Auge umrahmten, mit sechs Stahlketten, die sich hinter seinem Kopf zu seinem linken Ohr zogen. Die Fische auf seinem Helm waren vergoldet, ebenso wie sein Galerus, der Panzer aus Leder und Metallplatten, der seinen linken Arm bedeckte. Sein Dreizack

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