Jenseits Der Schatten
Haut beeinträchtigt von mehreren Pickeln. Ihr Gesicht halb verdeckt hinter Strähnen offenen Haares.
In diesem Moment konnte er nicht umhin, Respekt vor Terah Graesin zu empfinden. Sie war in eine der großen Familien Cenarias hineingeboren worden, und ihr Geist war unbezähmbar. Sie hatte Männer überflügelt, die sie wegen ihrer Jugend, ihres Geschlechts und ihres Rufs verachteten. Terah Graesin war nicht zufällig Königin geworden. Aber hier war Terah Graesin nur eine Frau, ganz allein, die im Begriff stand, von einem Albtraum geweckt zu werden.
Manchmal konnte Kylar sich eines gewissen Mitleids mit den Bastarden nicht erwehren. Durzo hatte Kylar gelehrt, dass der beste Blutjunge seine Leiche besser verstand als die Leiche sich selbst. Kylar glaubt es, aber wann immer er etwas tat, das darauf abzielte, Entsetzen zu wecken, fragte er sich, ob er seine Menschlichkeit dafür eintauschte. Es war eines, dumpfe Mörder zu töten.
War es etwas anderes, eine junge Frau in ihrem Schlafgemach mit Angst und Schrecken zu erfüllen?
Aber Terah Graesin war nicht nur eine Frau. Sie war eine Königin. Ihre Idiotie würde Tausende töten - und sie plante, Logan zu töten, den rechtmäßigen König. Handle jetzt. Zweifle später.
Kylar ging auf die andere Seite von Terahs Bett und zog die Decken zurück, damit er Platz hatte, sich hinzusetzen. Mit der Geduld eines Blutjungen ließ er ganz allmählich sein Gewicht auf die Matratze sinken. Schließlich saß er da, die Beine untergeschlagen, die Hände auf den Knien, den Rücken durchgedrückt, das Antlitz des Urteils zornig.
Die junge Königin schlief auf der Seite, die Hände unter ihr Kissen geschoben, so dass es einfach war, die dicke Daunendecke zu ergreifen und herunterzuziehen. Gefangen zwischen der Notwendigkeit, Geduld zu haben - jede schnelle Veränderung würde sie wecken -, und der Kälte des Raums, die dazu führen würde, dass Terah im Schlaf nach der Decke griff, zog Kylar das Laken zurück, um ihre Nacktheit zu entblößen.
Kylar schaute nicht hin. Wenn überhaupt, war er angewidert. Sie regte sich. Er zwang sich zu absoluter Bewegungslosigkeit in seiner aufrechten Sitzhaltung und begann, in einem kühlen Blau, das immer heller wurde, zu strahlen.
Dies war der heikle Teil: Das Erschrecken einer Leiche war unwillkürlich. Wenn man einem Schreier Angst machte und ihm sagte, er solle nicht schreien, war das ein nutzloses Unterfangen. Er konnte sie wecken, indem er ihr eine Hand auf den Mund legte, aber das würde ihm nicht den Rausch des Entsetzens bescheren, nach dem er trachtete.
Terah Graesin erwachte langsam, wie er gehofft hatte. Sie kniff die Augen zusammen, dann öffnete sie sie langsam. Blinzelte, einmal, zweimal, als wolle sie sich vor dem Licht der Morgendämmerung
schützen, das normalerweise durch ihre Fenster fiel. Konzentrierte ihren Blick. Dann erkannte sie plötzlich in aller Schärfe den Nachtengel, in dessen Augen blaue Flammen brannten und über dessen Lippen bei jedem Atemzug Feuer kam, während sein Körper abwechselnd beinahe unsichtbar und schwer fassbar war wie schwarzer Rauch und dann wieder ganz aus schwarz glänzenden, irisierenden stählernen Muskeln zu bestehen schien. Ihr stockte der Atem, und ein Quieken drang über ihre Lippen. Nicht laut, Gott sei Dank.
Ihre Beine zuckten, und sie trat um sich und schnappte nach den Decken. Dann rutschte sie auf die Bettkante zu. Kylar saß reglos da wie ein Gott und streckte nur seine Magie aus. Er war noch immer unbeholfen darin, aber er landete einen Glückstreffer und erwischte beim ersten Versuch Terahs Kehle. Die Hand der Magie drückte sie aufs Bett.
Er hob die Hand, ließ den Ka’kari darübergleiten und eine blattförmige Klinge bilden, und flüsterte: »Ein Schrei wäre ein Fehler, Terah. Verstanden?« Er benutzte ihren Namen, um das Gespräch vertraulicher zu machen, unheimlicher, wenn sie später daran zurückdachte.
Mit großen Augen nickte sie.
»Bedeckt Euch, Hure. Ihr stinkt nach dem Samen Eures Bruders«, sagte er. Er ließ ihre Kehle los und zog den Ka’kari aus seiner Hand zurück. Mit ruckartigen Bewegungen zog sie die Laken hoch und hielt sie mit Fäusten fest, deren Knöchel weiß hervortraten. Dann winkelte sie zitternd die Knie an. Der Nachtengel sagte: »Solange Ihr meine Stadt regiert, verlange ich, dass Ihr gut regiert.«
»Wer bist du?«, fragte sie mit gepresster Stimme und immer noch erschüttert.
»Ihr werdet diesen Angriff abblasen. Garuwashi hat keinen
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