Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
auf einen Sturmhimmel, über den grelle Blitze zuckten, und eine aufgewühlte See. Der Duft von Jasmin, schwer und betäubend, hing in der Luft, und träumerische Musik schwebte über dem Echo der Wellen und dem Grollen des Donners.
»Ich hatte recht«, murmelte Sunny.
Jacob drehte sich ein wenig in dem wolkenweichen Bett, um sie näher zu sich heranzuziehen. »Womit? Mit dieser Zeit?«
»Dem Gewitter.« Ihr ganzer Körper summte noch von der Leidenschaft, die Jacob in ihr entfesselt hatte. »Ich wusste, eine Mondscheinnacht oder ein tropischer Sonnenuntergang hätten nie gepasst.«
Ja, sie hatte recht. Und er würde den Teufel tun, es zuzugeben. »Die Atmosphäre macht eigentlich gar keinen so großen Unterschied.«
Sie rollte sich auf ihn. »Warum hast du mich dann hierher gebracht? Zu dem Ort, den du mir einmal beschrieben hast?«
»Weil du dich ein paar Tage entspannen solltest. Das hast du dringend nötig.«
»Aha.« Sie grinste. »Und wann fangen wir mit dem Entspannen an?« Sie beugte sich vor und setzte eine Reihe von Küssen auf seine bloße Brust. »Siehst du, du verspannst dich schon wieder.«
Er strich ihr übers Haar. »Wie lange sind wir jetzt verheiratet?«
Träge berührte sie einen Knopf an der Bettseite. Digitale Zahlen blitzten vor ihnen in der Luft auf, blieben eine Weile dort hängen, verblassten wieder. »Fünf Stunden und zwanzig Minuten.«
»Nun, ich denke, in ungefähr fünfzig Jahren können wir uns entspannen.« Er ließ seine Hand zu ihrer bloßen Schulter wandern. »Gefällt es dir?«
»Das Verheiratetsein?«
»Das auch. Aber ich meinte, hier.«
Er ist so süß, dachte sie. Er bemühte sich so sehr zu vermeiden, dass sie ihn für sentimental hielt. »Ich liebe es. Und da wir frisch verheiratet sind, kann ich es mir auch erlauben, überschwenglich zu sein. Deshalb werde ich dir etwas gestehen: Mich hierher zu bringen, ist das Romantischste, was du je für mich getan hast. Es ist wundervoll hier.«
»Vielleicht hättest du Paris vorgezogen oder das Flitterwochen-Hotel auf dem Mars.«
»Zum Mars können wir später immer noch.« Sie musste kichern. »Ich habe mich schon fast daran gewöhnt, solche Dinge auszusprechen. Ich sagte dir doch, ich lerne schnell.«
»Du bist auch schon sechs Monate hier.«
»Du bist wirklich eine harte Nuss.« Sie schmiegte ihre Wange an seine Brust. »Sechs Monate. Du hast dir wirklich Zeit gelassen, mich zu heiraten.«
»Ich hätte es in sechs Minuten hinter mich gebracht, wenn ihr, du und mein Vater, euch nicht zusammengetan hättet.«
Mit gefährlich funkelnden Augen hob sie den Kopf. »Die Steuererklärung bringt man hinter sich, aber nicht eine Hochzeit.«
»Steuererklärung? Was ist das denn?« Verständnislos sah er sie an.
»Entschuldige, ich vergaß. Unangenehme Pflichten«, erklärte sie, »bringt man hinter sich. Wenn die Heirat dir so unangenehm war, warum hast du es dann überhaupt getan?«
»Weil du mir sonst ständig damit in den Ohren gelegen hättest.« Er zuckte zusammen, als sie ihn kräftig in die Seite kniff. »Es war das Mindeste, was ich für dich tun konnte.« Dieses Mal lachte er und rollte sie herum, als sie ihre Nägel in seine Oberarme grub. »Weil du umwerfend bist.«
»Das reicht nicht.«
»Und leidlich intelligent.«
»Einen Versuch hast du noch.«
»Weil ich dich so sehr liebe, dass mir die Sicherungen durchgebrannt sind.«
»Nun, das kann ich akzeptieren.« Glücklich schlang sie die Arme um seinen Nacken. »Mag sein, dass es ziemlich viel Trubel war, aber es war eine wunderschöne Hochzeit. Ich bin froh, dass dein Vater uns zu einer traditionellen Heirat überredet hat.«
»War nicht schlecht, wenn man solche Zeremonien mag«, gab er gewollt lässig zurück. Als er sie am Arm seines Vaters das Mittelschiff der Kirche hatte durchschreiten sehen, in einem langen, schimmernd weißen Kleid, war er vor Ehrfurcht geradezu erstarrt.
»Ich mag deine Eltern. Sie haben mich so herzlich aufgenommen, dass ich mich direkt zu Hause gefühlt habe.« Sunny stieß mit der Zunge von innen gegen ihre Wange. »Vor allem, nachdem sie mich in die dunkelsten Familiengeheimnisse eingeweiht haben.«
»Als da wären?«
»Das T in J. T.« Seine Grimasse befriedigte sie zutiefst. Und sie würde es weidlich auskosten. »Du warst so frech, so undiszipliniert, so dickköpfig, so …«
»Ich war lediglich ein wissbegieriges und neugieriges Kind.«
»… unbelehrbar«, fuhr sie unbeirrt fort, »dass dein Vater immer zu sagen
Weitere Kostenlose Bücher