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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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kam nie zu ihr.
    »Ach Sofie«, seufzte Rachelle mitfühlend. »Ich kann dich gut verstehen. Aber was wirst du tun?«

    »Ich verschwinde. Jetzt. Noch heute Nacht. « Während sie sprach, formte sich ihr Entschluss, angefeuert durch die Panik, die ihr die Schreckensvision eingejagt hatte. Mit bitterem Ernst fügte sie hinzu: »Es ist Zeit, dass ich Edana nach Hause bringe.«
    Kapitel 21
    New York City, November 1902
    Als Sofie die monumentale Freiheitsstatue in der Ferne sah und dahinter die Silhouette von Manhattan, durchflutete sie ein überwältigendes Glücksgefühl. Sie musste sich an der Reling festhalten, so sehr zitterten ihr die Knie vor Erleichterung. Nie hatte sie ihre Familie dringender gebraucht, nie hatte sie sich sehnlicher nach der Geborgenheit ihres Elternhauses gesehnt.
    Sie konnte es kaum erwarten, Edana zu präsentieren. Suzanne würde sich sogleich in ihre entzückende Enkeltochter verlieben, daran hatte Sofie keinen Zweifel.
    Ihre Hände festigten sich um die Reling. Edana hatte di Schönheit ihres Vaters geerbt. Tausendmal hatte Sofie a Edwards Zorn denken müssen, nachdem sie mit Rachelle und dem Baby Hals über Kopf Paris verlassen hatte. Und jedes Mal nagten Gewissensbisse an ihr. Hatte sie ihm nicht zugesichert, ihm seine Tochter nicht zu verweigern?
    Und es war ihr ernst damit gewesen, nicht nur, weil er ein Rech auf sein Kind hatte. Sofie wusste nur zu gut, was es bedeutete, ohne Vater aufzuwachsen, und wollte Edana ein solches Schicksal ersparen. Sie wollte das Band zwischen Vater und Tochter nicht zerreißen. Aber sie konnte Edward um keinen Preis heiraten. Nicht einmal Edana zuliebe.
    Sie dachte an die grässliche Nacht ihrer Flucht. Die Fahrt mit der Kutsche nach Le Havre hatte endlos gedauert.
    Sofie war vor Angst beinahe vergangen, erwartete jede Sekunde Edward tauche plötzlich aus der Dunkelheit auf wie ei Wegelagerer und hindere sie und ihre Tochter an der Fluch Vielleicht würde er sie sogar zum nächsten Pfarrer schleppen und zur Heirat zwingen. Erst nachdem sie den Ozeandampfer bestiegen hatte und das Schiff tatsächlich die Anker gelichtet und aus dem Hafenbecken gestampft war hatte Sofies Angst sich allmählich gelegt.
    Und dann war sie zusammengebrochen und hatte haltlos geschluchzt.
    Nun legte der französische Ozeanriese an einem der Docks im Hafenbecken des East River an. Die Matrosen riefen einander Kommandos zu, Ketten rasselten, die Gangways wurden heruntergelassen. Als sie von Bord gingen, kreischten die Möwen über ihren Köpfen. Am Kai standen wartende Menschen, die den Passagieren winkten und ihnen Grußworte zuriefen. Rachelle trug die kleine Edana. Sofie war sehr geschwächt. Auf der Überfahrt hatte sie keine Nacht durchgeschlafen, war appetitlos und sah bleich und abgezehrt aus. Sie musste sich zu jedem Bissen zwingen, da sie befürchtete, ihre Milch könne versiegen. Rachelle hatte sie wie eine Glucke umsorgt und bemuttert.
    Sofie hätte nicht gewusst, was sie ohne die treue Rachelle getan hätte, die darauf bestanden hatte, sie auf der langen Seereise zu begleiten.
    Die beiden Frauen waren mit nur einem Koffer geflohen, in den sie ein paar Kleider, Wäsche zum Wechseln und Edanas Babysachen gepackt hatten.
    Ein Gepäckträger hatte sich des Koffers angenommen und winkte eine Droschke herbei. Auf der Fahrt durch New York zeigte Sofie der Freundin ein paar Sehenswürdigkeiten. Die fünf Monate alte Edana schaute neugierig und hellwach zum Fenster hinaus, als begreife sie, was ihre Mutter erklärte.
    Sie fuhren an Tiffany vorbei, an Lord & Taylor, F.A.0. Schwarz, überquerten den Union Square und bogen in die Madison Avenue ein. Das berühmte Delmonico war nicht weit.
    Und Sofie war, als sei es gestern gewesen. Wenn sie die Augen schloss, fühlte sie sich zurückversetzt an jenen traumhaften Tag, an dem sie mit Edward dort zu Mittag gespeist hatte. Sie sah ihn vor sich, lässig, elegant, heiter und charmant. Wie sehr hatte sie ihn damals geliebt. Sie musste verrückt sein, ihn immer noch zu lieben, nachdem er sich in Paris so abscheulich grob und gehässig benommen hatte.
    »Sofie? Fühlst du dich nicht wohl?« fragte Rachelle besorgt.
    Sofie schlug blinzelnd die Augen auf und seufzte. »Ich sehe sein Bild ständig vor mir.«
    Rachelle streichelte ihr die Hand.
    Schließlich bog der Wagen in die von zwei Steinlöwen bewachte Kiesauffahrt ein und fuhr an der imposanten Villa der Ralstons vor. Sofie beugte sich bebend vor Aufregung aus dem Fenster. Als die

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