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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Was gibt es so Dringendes, Mr. Marten?«
    »Ich komme im Auftrag Ihrer Tochter, Mrs. Ralston.«
    Suzanne versteifte sich. »Wie bitte?«
    Henry räusperte sich. »Am ersten Januar ist eine Zahlung an sie fällig, und Ihre Tochter lässt fragen, ob Sie Ihren Verpflichtungen nachkommen werden. «
    Suzanne stand langsam auf, die Hände auf die glänzend polierte Tischplatte gestützt. Sie war fassungslos. »Nur wenn Sofie nach Hause kommt - allein. «
    »Allein?«
    »ja«, beschied Suzanne schroff. »Sagen Sie meiner Tochter, sie erhält ihre Unterhaltszahlungen, wenn sie nach Hause kommt - allein. «
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht«, erwiderte Henry.
    »Sollte Sofie sich meinem Willen nicht beugen, hat sie von mir keine Unterstützung zu erwarten. «
    »Soweit ich unterrichtet bin, verwalten Sie lediglich das Vermögen, das Mr. O'Neil seiner Tochter hinterlassen hat.«
    Suzannes Gesichtszüge verhärteten sich. »Richtig«, stieß sie hervor.
    »Ich fürchte, ich muss Sie um eine Abschrift des Treuhandvertrags bitten, Mrs. Ralston.«
    Suzannes Fassungslosigkeit verwandelte sich in Zorn. »Mein Anwalt ist Jonathan Hartford, Mr. Marten. Bei ihm liegt der Vertrag.«
    Ein dünnes Lächeln huschte über Henrys Züge. »Dann darf ich Ihren Anwalt also von Ihrem Einverständnis unterrichten, mir eine Abschrift des Vertrags auszuhändigen?«
    »Habe ich eine andere Wahl?«
    »Es wäre Zeitverschwendung, die Sache vor Gericht zu bringen, um Einsicht in die Dokumente zu erhalten«, antwortete Henry höflich.
    »Sie haben mein Einverständnis«, entgegnete Suzanne schneidend. »Sie können sich allerdings die Mühe sparen.
    Der Vertrag ist unanfechtbar. Falls Sofie nicht heiratet, wird ihr das Erbe ihres Vaters erst nüt Vollendung ihres fünfundzwanzigsten Lebensjahrs ausbezahlt.«
    Henry verbeugte sich. »Vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft, Mrs. Ralston.«
    Suzanne sah ihm nach, bis die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Dann entfuhr ihr ein Schrei der Wut und Verzweiflung.
    Ein Rechtsanwalt! Sofie war zu einem Anwalt gegangen! Unfassbar! Gütiger Himmel, begriff sie denn immer noch nicht, dass Suzanne sie nur beschützen wollte, um ihr ein ähnliches Schicksal zu ersparen, wie sie es vor langer Zeit erfahren musste? Suzanne wollte doch nur verhindern, dass Sofie die gleichen folgenschweren Fehler beging, die sie einst gemacht hatte. Sie wollte doch nur vermeiden, dass Sofie alles noch schlimmer machte. Sie erkannte ihre eigene Tochter nicht wieder. Sofie war ein so friedfertiges, gefügiges Kind gewesen. Solange man sie mit ihrer Begeisterung für die Malerei gewähren ließ, war sie glücklich und zufrieden. Doch das hatte sich geändert, als Edward Delanza in ihr Leben getreten war. ja, er war der einzig Schuldige an dieser verfahrenen Situation.
    Suzanne haßte ihn. Sie haßte ihn aus tiefstem Herzen!
    Im Sommer vor einem Jahr hatte Sofie begonnen, eigensinnig zu werden und sich über die Verbote ihrer Mutter hinwegzusetzen, hatte alle Warnungen in den Wind geschlagen und sich auf eine Affäre mit dem Kerl eingelassen.
    Ein kalter Schauder durchfuhr Suzanne. Damals hatte Sofie begonnen, die Fehler ihrer Mutter zu wiederholen.
    Suzanne erinnerte sich, wie sie als Fünfzehnjährige vor Sehnsucht nach Jake beinahe vergangen war und an nichts anderes mehr denken konnte als an ihn. Sie hatte ihm aus freien Stücken ihre Jungfräulichkeit geschenkt. Sie war so verliebt in ihn gewesen, dass sie ihn gegen den Willen der Eltern geheiratet hatte. Bis heute redeten Vater und Mutter kein Wort mit Suzanne. Am Tag ihrer Heirat hatte der Vater sie enterbt, sie war von ihren Eltern verstoßen und lebendig begraben worden.
    Wie die Mutter, so die Tochter. Ein Herzensbrecher und eine unberührte Unschuld. Wollust. Trotz. Verlust der Unschuld. Die Ähnlichkeiten waren erschütternd.
    Doch damit endeten die Ähnlichkeiten. Suzanne hatte Jake geheiratet, bevor ihr Kind zur Welt kam. Sofie aber war nach Paris geflohen, um ihr Kind allein zur Welt zu bringen, und nun weigerte sie sich, es zur Adoption freizugeben.
    Suzanne barg ihr Gesicht in den Händen und weinte. Sie hatte nur den Wunsch gehabt, Sofie vor Kummer und Leid zu bewahren. An jenem Tag, als ihr klargeworden war, dass Sofie sich bei ihrem Treppensturz den Knöchel gebrochen hatte, hatte Suzanne sich von ihrer selbstsüchtigen Trauer um Jake befreit. Sofie hatte so klein und hilflos und vor Schmerz betäubt im Bett gelegen, dass Suzanne von Schuldgefühlen

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