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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich sehnlichst ein Kind.«
    Sofie stand wie gelähmt da. Bilder stürmten auf sie ein. Eine junge Frau weinte sich die Augen aus vor Sehnsucht nach einem Kind, daneben ein gesichtsloser Ehemann, der das Leid seiner Frau teilte. Ein schönes Haus in einer Villengegend. Und dann sah sie Edana in den Armen der fremden Frau. Sofie konnte den Gedanken nicht ertragen.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte los.
    »Sofie!« rief Benjamin hinter ihr her. »Warte doch!«
    Sofie lief den Flur entlang. Mrs. Murdock versuchte, sie anzusprechen. Sofie ließ sich nicht aufhalten. Auch Jenson sagte etwas zu ihr, doch Sofie hörte nichts. Dann rannte Suzanne schreiend hinter ihr her. Ihre Stimme überschlug sich vor Zorn, Panik und Hysterie. Gottlob hatte Sofie die Mietdroschke warten lassen. Atemlos sprang sie hinein und hämmerte gegen die Holzverschalung, um dem Kutscher Zeichen zum Abfahren zu geben. Endlich setzte der Wagen sich in Bewegung und fuhr knirschend die Kiesauffahrt entlang. Sofie sank wie betäubt in die Polster zurück.
    Sie konnte nicht ins Hotel zurückkehren, ohne ihr Problem gelöst zu haben. Und das Problem war Geld.
    In Frankreich hatte sie zweitausend Francs gespart. Vor der Flucht war keine Zeit geblieben, um auf die Öffnung der Bank am nächsten Morgen zu warten und die Summe abzuheben. Zum Glück hatte sie genügend Geld für die Überfahrt in der Wohnung. Zweitausend Francs waren ohnehin keine große Summe, von der sie zu dritt lange zehren konnten. Ihre Unterhaltszahlungen erhielt Sofie normalerweise einmal im Quartal aus dem Vermögen, das ihr Vater ihr hinterlassen hatte. Die nächste Rate war am ersten Januar fällig. Sofie fürchtete, Suzanne würde das Geld diesmal zurückhalten, um sie zu zwingen, sich ihrem Willen zu beugen.
    Sofie musste sich Gewissheit verschaffen, und sie musste herausfinden, welche Gegenmaßnahmen sie ergreifen konnte. Da Suzanne nur das Vermögen ihrer Tochter verwaltete, musste es einen Weg geben zu verhindern, dass sie ihr das Geld verweigerte, um Druck auf sie auszuüben. Sofie brauchte einen Anwalt - und sie brauchte einen, der keine Vorauszahlung für seine Bemühungen erwartete.
    Sie dachte an den schüchternen Henry Marten.
    Hoffnung keimte in ihr auf. Er würde ihr gewiss helfen. Seine neue Kanzlei lag in der Nähe des Union Square. Sie war zwar nie dort gewesen, aber sie erinnerte sich an seine Visitenkarte, die er ihr gegeben hatte, als er sie zu einer Spazierfahrt in den Central Park eingeladen hatte. Sofie gab dem Kutscher Anweisung, zum Union Square zu fahren.
    Etwa eine Stunde später fand Sofie seine Kanzlei in der 23. Straße, als sie die Suche schon mutlos aufgeben wollte.
    Das Büro befand sich in der zweiten Etage eines älteren Backsteinhauses über einer Herrenschneiderei. Sofie entließ den Kutscher, da sie zu wenig Geld hatte, um ihn warten zu lassen. Als sie die steilen Stufen hinauf hastete, betete sie, Henry möge in seinem Büro sein. Vor der Glastür verharrte sie, um Atem zu schöpfen. Durch die Scheibe sah sie Henry hinter einem Schreibtisch sitzen, in das Studium einer Akte vertieft. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie klopfte.
    Henry hob den Kopf, machte den Mund auf, um »Herein« zu rufen, doch kein Laut kam über seine Lippen. Er erhob sich und lächelte zunächst unsicher, dann öffnete er die Tür. »Sofie! Ich meine ... Miss O'Neil! Welche Überraschung ... Bitte treten Sie ein!«
    Sofie war unendlich erleichtert. Er schien sich tatsächlich zu freuen, sie zu sehen. »Guten Tag, Mr. Marten.
    Hoffentlich komme ich nicht ungelegen.«
    »Beileibe nicht!« Er rückte ihr einen Stuhl zurecht. »Ich wusste gar nicht, dass Sie wieder zurück sind. Haben Sie Ihre Studien in Paris erfolgreich abgeschlossen?«
    Sofie setzte sich und verschränkte die Hände, damit er ihr Zittern nicht bemerkte. »Ich hoffe, mein Studium der Kunst nie zu beenden.«
    Ein verwirrter Zug huschte über sein Gesicht. »Darf ich Ihnen Kaffee anbieten? Ich brühe gern frischen auf.« In einer Ecke des Raums befanden sich ein kleines Waschbecken und ein Eisenofen.
    Sofie schüttelte den Kopf. »Nein, danke.« Henry betrachtete sie forschend, begab sich hinter den Schreibtisch und nahm Platz. Er klappte den Ordner zu und schob ihn beiseite. »Ist Ihr Besuch geschäftlicher Natur, Miss O'Neil?«
    Sofie befeuchtete die Lippen. »Ich fürchte ja, Mr. Marten«, seufzte sie unglücklich. »Was ist los, Sofie? Darf ich Sie Sofie nennen?«
    Sie nickte, holte ein

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