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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verlobung des Paares verkünden würde.
    Sofie hörte nicht zu. Sie sah Lisa unverwandt an, versuchte, ihr stumm aus der Ferne Mut zu machen. Lisa hielt den Blick ins Leere gerichtet. Sofie wandte den Kopf und ließ ihre Augen durch den Saal schweifen. Festlich gekleidete Damen in schimmernden Seidenroben, mit funkelnden Juwelen geschmückt, lächelten neben eleganten Herren im Frack und blütenweiß gestärkter Hemdbrust. Dutzende Kronleuchter tauchten die Festversammlung in goldenes Licht.
    Etwas abseits neben einer hohen gläsernen Flügeltür zur Terrasse nahm Sofie eine hochgewachsene Männergestalt wahr. Der Fremde war in mittleren Jahren; sein sonnengebräuntes, kantiges Gesicht war von goldbraunen Locken umrahmt, die ihm bis zum Kragen des makellos geschnittenen Fracks reichten. Er starrte unverwandt zu ihr herüber.
    Sofie vermochte den Blick nicht von ihm zu wenden. Er schien ihr irgendwie vertraut, ohne dass sie sich erinnerte, ihm je begegnet zu sein. Vermutlich ein Freund ihrer Eltern. Aber wieso starrte er unverwandt zu ihr herüber?
    Abrupt wandte er sich ab, sein breiter Rücken tauchte in der Menge unter und verschwand. Sofie wandte sich wieder der Empore zu, auf der die Verlobten mit den Eltern standen. Zu ihrem Erstaunen blickte Suzanne in die Richtung, in die der Fremde verschwunden war, und sie war weiß wie eine Wand.
    Der Marquis holte ein Lederetui aus der Tasche seines Fracks und ließ es aufschnappen. Ein Raunen ging durch die Menge. Sofie atmete hörbar ein. Auf schwarzem Samt gebettet lag ein kostbarer Ring, offenbar ein Familienerbstück. Ein riesiger Rubin, umgeben von hochkarätigen, blitzenden Diamanten, funkelte blutrot im festlichen Schein der Kronleuchter. Unter dem aufbrandenden Applaus der Gäste steckte der Marquis das kostbare Juwel an Lisas Finger.
    Auch Sofie klatschte Beifall und flehte innerlich, Lisa möge den Mut aufbringen, die Hochzeit abzusagen, ehe es zu spät war. Ihr Gefühl sagte ihr, dass Lisa recht hatte. St. Clare liebte sie nicht - im Gegenteil, er schien abgeneigt zu sein, sich mit Lisa zu verloben.
    Die Musik setzte wieder ein. Der Marquis führte seine Verlobte zur Tanzfläche, legte die Arme um sie und begann sich mit ihr im Walzertakt durch den Saal zu drehen. Ein meisterhafter Tänzer, dessen Gesicht maskenhaft starr blieb.
    Lisa und der Marquis waren ein wunderschönes Paar. Er hochgewachsen und breitschultrig, blond und umwerfend gutaussehend, ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle; sie bleich und zart, dunkelhaarig und überirdisch schön.
    Erneut brandete Applaus auf. Nur Sofie erkannte an Lisas verkrampftem Lächeln, ihrem umflorten Blick, dass sie gegen ihre aufsteigenden Tränen ankämpfte.
    Nun begannen auch andere Paare sich zu den Walzerklängen zu drehen. Benjamin führte Suzanne aufs Parkett.
    Sofie aber lehnte höflich ab, als Henry sie zum Tanz bat. Plötzlich stieg ein unerklärliches Gefühl der Verlassenheit in ihr auf. Die Paare tanzten wie bunte Schmetterlinge zu den beschwingten Klängen des Orchesters, alle waren in festlicher, gehobener Stimmung. Nur in Sofie breitete sich eine namenlose Leere aus.
    Sie gab sich innerlich einen Ruck, haßte sich für ihr unangebrachtes Selbstmitleid, jetzt, da das Schlimmste überstanden war.
    Und dann durchrieselte sie ein Schauder. Ihr Herz setzte aus. Entsetzen krallte sich in ihre Magengrube. Und gleichzeitig stieg ein Glücksgefühl. in ihr hoch, das ihr die Sinne zu rauben drohte.
    Sofie wusste, dass Edward das Haus betreten hatte, ehe sie ihn sah.

    Und dann sah sie ihn, wie er die Empfangshalle durchquerte, mit langen, lässigen Schritten, umwerfend schön in schwarzen Frack. Und er hielt den Blick unverwandt auf sie gerichtet.
    »Gütiger Himmel«, hauchte Sofie und klammerte sich an Henrys Arm fest, um nicht ins Wanken zu geraten.
    Edwards Augen funkelten vor Zorn - und er steuerte geradewegs auf sie zu.
    Kapitel 24
    Sofie war zu keiner Bewegung fähig, obwohl ihr Verstand ihr befahl, die Flucht zu ergreifen.
    Eine rätselhafte Macht zwang sie, dem Mann, der ihr so großes Leid zugefügt hatte, unverwandt in die Augen zu sehen. Und plötzlich war ihr, als müsse sie vor Glück zerspringen. Wusste sie immer noch nicht, dass sie ohne ihn nicht leben konnte?
    Edward blieb vor ihr stehen, ohne zu lächeln, nur seine Augen funkelten. Er warf Henry einen vernichtenden Blick zu, der Sofies Arm beschützend hielt. »Ich muss mit dir sprechen«, herrschte Edward sie an. Sofies Gefühle schlugen in

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