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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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wegzugeben. Wenn Sofie sich geschickt anstellte, konnte sie ihren Eltern vielleicht sogar völlig aus dem Weg gehen.
    Es war lange her, seit sie auf einem Fest gewesen war. Sofie dachte wehmütig an die Geburtstagsfeier in Paris, die ihre Künstlerfreunde für sie gegeben hatten. Und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie noch nie einen großen Ball besucht hatte.
    Zweifellos würde dieser Ball ihr erster und auch ihr letzter sein.
    »Wie hübsch du aussiehst!« rief Rachelle von der Tür her.
    Sofie drehte sich um.
    »Edana ist eingeschlafen. Du siehst wunderschön aus«, sagte die Freundin lächelnd.
    Sofie hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, in den kleinen, halbblinden Spiegel über dem Waschtisch zu sehen.
    Sie hatte zwei Zimmer in der billigen Pension gemietet. In jedem standen ein schmales Bett mit einer durchgelegenen Matratze und vergilbtem Bettzeug, eine Waschkommode, ein Stuhl und ein Tisch, über dem eine nackte Glühbirne hing.
    Sofie hatte sich von Lisa ein korallenrotes Atlaskleid geborgt, das ihr goldblondes Haar, ihre bernsteinfarbenen Augen und den hellen Teint wunderbar zur Geltung brachte, wie Lisa feststellte. Sofie hatte noch nie ein so prächtiges Kleid getragen. »Helle Farben wirken heiter und frisch. Deine ewig grauen und blauen Sachen können einen geradezu deprimieren«, meinte Lisa und hielt ihr das festliche Kleid vor. »Ich besitze kein einziges graues Kleid. Ich habe zwar ein schlichtes Abendkleid ... Silberlam6 und sehr tief ausgeschnitten«, feixte sie.
    Sofie hatte sich für die korallenrote Robe entschieden.
    Nun stand sie vor Rachelle. »Am Kleiderbügel wirkte es nicht so gewagt«, stellte sie fest und blickte besorgt auf ihre prallen Brüste, die sich aus dem engen Mieder wölbten.
    »Du bist eine stillende Mutter, cherie«, stellte Rachelle lächelnd fest. »Du siehst sehr verführerisch aus. Monsieur Marten wird die Augen rollen, wenn er dich sieht.«
    Sofie schmunzelte. »Er wird Augen machen, heißt es. Mit den Augen rollen bedeutet etwas anderes.«
    Rachelle zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Augen machen oder Augen rollen, ist doch egal. Du siehst aus wie eine verführerische Sirene, petite amie.«
    »Nun hör aber auf, Rachelle. Wir beide wissen, dass ich keine Sirene bin. Zum Glück schnürt mich das Kleid nicht zu sehr ein.«
    »Du hast abgenommen«, meinte Rachelle tadelnd. »Sonst würden dir Lisas Kleider nicht passen. Übrigens, Henry wartet unten.«
    Sofie erschrak. »Wieso sagst du das erst jetzt?« Sie griff nach den! perlenbestickten Abendtäschchen und dem schwarzen Samtmantel, die sie sich gleichfalls von Lisa geliehen hatte. »Wie ist meine Frisur?«
    »Dafür, dass du sie ohne Spiegel hochgesteckt hast, perfekt.«
    »Sitzt sie?«
    Rachelle lachte und küsste sie auf beide Wangen. »Es ist alles perfekt. Nun fort mit dir! Viel Vergnügen. «
    Sofie eilte ins Nebenzimmer, um ihrer schlafenden Tochter einen Abschiedskuss zu geben. »Ich bleibe nicht lange«, flüsterte sie.
    »Wenn du vor zwei Uhr morgens zurückkommst, lass' ich dich nicht herein«, rief Rachelle hinter ihr her.
    Sofie eilte schmunzelnd die Treppe hinunter. In der schmalen Diele ging Henry auf und ab; er sah gut aus im Frack und mit den Lackschuhen. Er hob den Kopf. In seinem Blick las sie Bewunderung. Blitzartig schoss Sofie der Gedanke durch den Kopf, Edward würde in der Diele stehen, um sie zum Ball abzuholen.
    Sofie verhielt ihren Schritt, als sie sich dem festlich erleuchteten Haus näherte, und klammerte sich an Henrys Arm.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte er besorgt.
    Sofie blickte ratlos zu ihm auf. »Ich bin nervös. Mir ist ganz bang ums Herz ... als würde heute noch eine Katastrophe passieren.«
    »Wir müssen nicht hineingehen. Noch können wir umkehren«, meinte Henry beschwichtigend.
    Sofie lächelte tapfer. »Nein, das darf ich Lisa nicht antun. Es ist ein so wichtiges Ereignis für sie. Ich hab' es ihr versprochen.«
    »Ich bewundere Sie, Softe«, sagte Henry.
    Sofie lächelte dankbar. Beim Betreten des Hauses ließ sie seinen Arm los. Jenson war entzückt, sie zu sehen, und nahm ihr den Mantel ab.
    »Wie fühlt sich Lisa?« fragte Sofie den Butler.
    »Sie war den ganzen Tag krank, das arme Ding.«
    »Und meine Mutter?«
    »Ich glaube, sie sieht in der Küche nach dem Rechten. Auch sie ist völlig aus dem Häuschen.«
    Sofie nickte steif. »Gut. Wollen wir?« sagte sie zu Henry und setzte sich in Bewegung, um sich möglichst schnell im Ballsaal unter die Gäste zu

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