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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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ließ den Blick über die Festgäste schweifen, ohne Henry zu entdecken. Gewiss hatte ihn die besitzergreifende Art gekränkt, mit der Edward sie von seiner Seite gerissen hatte. Und nun musste sie ihm sagen, Edward bestehe darauf, umgehend zu Edana gebracht zu werden.
    Ihr Blick flog unruhig zum Eingang des Saals hinüber, wo Edward eben noch gestanden hatte. Nun war er verschwunden. Ängstlich suchte sie die Menge ab. Vielleicht lauerte er hinter einem der hohen Farne, die den Saal schmückten, sie konnte ihn aber nicht entdecken.
    Es blieb keine Zeit, sich über sein Verschwinden Gedanken zu machen. Ihre Mutter betrat den Saal vom anderen Eingang her. Brüsk wandte Sofie sich ab und floh auf die Terrasse. Ihr Herz hämmerte wild, ihre Fäuste waren geballt. Sie wollte ihrer Mutter unter keinen Umständen noch einmal begegnen. Heute nicht, vielleicht nie wieder.

    Der Schein der Kronleuchter im Saal erhellte die weitläufige Steinterrasse. Sofie trat in den Schatten, und ihr Puls beruhigte sich allmählich. Sie fröstelte in der kalten Nachtluft. Wenn sie nicht bald in der Halle auftauchte, wo sie sich mit Edward verabredet hatte, würde er nach ihr suchen und ihr möglicherweise erneut eine Szene machen.
    Sofie wollte wieder in den Saal huschen und erschrak. Nicht weit von ihr, halb verdeckt hinter Efeuranken, stand Julian St. Clare mit dem Rücken zu Sofie - in leidenschaftlicher Umarmung mit Lisa.
    Sofie verharrte regungslos. Der Marquis richtete sich auf und sagte etwas, leise und gleichmütig. Dann nahm Sofie im schwachen Lichtschein eine. blitzschnelle Handbewegung wahr, gefolgt vom Klatschen einer Ohrfeige. Eine Sekunde später stürmte Lisa an Sofie vorbei, ohne sie zu bemerken.
    Sofie erhaschte einen Blick auf das tränenüberströmte Gesicht der Schwester, vergaß Henry und Edward, raffte die Röcke und hastete hinter Lisa her.
    Lisa eilte durch den Saal, Köpfe drehten sich nach ihr um. Sie achtete auf nichts und niemanden, rannte die Marmorstufen hinauf und verschwand in der Halle. Sofie folgte ihr. »Lisa! Warte doch!«
    Lisa rannte unbeirrt weiter. Die Röcke bis zum Knie gehoben, stürmte sie die Treppe hinauf.
    Sofie hielt am Fuß der Treppe inne und rang nach Atem. Ihr Knöchel schmerzte von der wilden Verfolgungsjagd durch den Ballsaal. Plötzlich tauchte Edward neben ihr auf. »Was ist geschehen?«
    »Ich weiß nicht«, keuchte sie. »Lisa scheint völlig außer sich zu sein. Ich muss zu ihr.«
    Edwards Stirn verfinsterte sich. »Ich warte. Wenn du in einer Viertelstunde nicht in der Halle bist, hole ich dich.«
    Sofie reckte das Kinn. »Ich habe nicht vor wegzulaufen.«
    Sein Argwohn schmerzte sie. Wortlos ließ sie ihn stehen und eilte die Treppe hinauf.
    Vor Lisas Tür angekommen, hörte sie einen lauten, dumpfen Schlag im Zimmer. Dann ein Geräusch, als würde ein schwerer Gegenstand über das Parkett geschleift. Sofie drückte die Klinke. Die Tür war verschlossen. »Lisa?« Sie klopfte laut. »Bitte, Lisa, mach auf. Ich will dir helfen!«
    Die Tür wurde aufgerissen. Lisa stand vor ihr, zerzaust und mit wildem Blick. »Lisa! Was ist los?«
    Lisa zerrte Sofie ins Zimmer, schlug die Tür hinter ihr zu und verriegelte sie wieder.
    Und dann sah Sofie den Koffer auf dem Bett. Auf dem Boden verstreut lagen Kleider und Unterwäsche, von den Bügeln gerissen und aus den Kommoden gezerrt. »Was ist geschehen?!«
    Lisa packte Sofie an den Schultern. »Versuche bloß nicht, mich aufzuhalten! « schluchzte sie verzweifelt.
    Eine unheilvolle Ahnung stieg in Sofie auf. »Lisa«, flehte sie, »beruhige dich. «
    »Ich packe, ich muss fort von hier!« Sie bückte sich nach einem Armvoll Kleider und warf sie in den Koffer.
    Sofie drehte Lisa zu sich und zwang sie, ihr ins Gesicht zu sehen. »Liebes, bitte! Was ist geschehen?«
    »Ich hasse ihn«, fauchte Lisa außer sich vor Zorn. »Ich heirate ihn nicht. Niemals ... ich laufe weg ... Sofie, du ... du musst mir helfen!«
    Sofie versuchte, sie zu beruhigen. »Nun setz dich und erzähl mir alles, und dann sehen wir weiter. «
    »Ich weiß, was ich tun muss. Ich habe keine Zeit, um zu reden! « schrie Lisa hysterisch. »Ich denke nicht daran, mich für einen solchen Kerl zu opfern! «
    »Wie kannst du nur so reden?« fragte Sofie verdutzt.
    Lisa klappte den Kofferdeckel zu. »Ich habe endlich die Wahrheit erfahren. Er hasst Frauen. Das weiß ganz London. Er hasst alle Frauen. Er will mich nur heiraten, weil ...« Sie sah Sofie verstört an. »Weil er mittellos

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