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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld
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Ich helfe Ihnen gern.«
    Sofie holte bebend Atem. Offenbar hatte ihm niemand die Wahrheit gesagt. Wieso eigentlich nicht? Nun musste sie es eben selbst tun. Ob sie den Mut dazu aufbrachte? »Nein, nein, mir fehlt nichts. «
    Er ließ ihre Hand los - nur eine -, um ihr Kinn zu umfassen und ihr Gesicht sanft zu sich zu drehen. »Sie haben sich verletzt. Sie haben vor Schmerz geschrien. Und ich habe gesehen, dass Sie hinken.«
    »Das verstehen Sie nicht«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. Er sah sie unverwandt an. Kein Mann hatte sie je mit solcher Zuneigung angesehen - nur ihr Vater, der vor elf Jahren gestorben war.
    Wenn der Schein nur nicht trügen würde.
    »Tatsächlich? Dann erklären Sie es mir, damit ich es verstehe«, beharrte er. Seine Finger umschlossen ihre Hand.
    »Ich ... ich habe mir nicht den Knöchel verstaucht, Mr. Delanza.« Sofie versuchte, ihm ihre Finger zu entwinden, was ihr jedoch nicht gelang. Seine Hände waren groß, kraftvoll, warm. Sie raffte all ihren Mut zusammen. »Sie ...
    Sie müssen verstehen ... ich bin ein Krüppel.«
    Er verstand nichts. Er starrte sie nur an. Und dann wurden seine Augen schmal, als er schließlich begriff.
    Mit übermenschlicher Anstrengung entriss sie ihm ihre Hand, ihr Blick wich ihm unstet aus, ihr Gesicht war glühend heiß. »Normalerweise bin ich nicht so linkisch.« Ihre Stimme klang gepresst, so sehr unterdrückte sie die Tränen. »Ich rede zu viel und zu freimütig mit Ihnen. Verzeihen Sie.«
    Sie dachte an sein Erstaunen, als sie ihm völlig grundlos von ihren beruflichen Plänen erzählt hatte. Es war ihr unerklärlich, wieso sie sich einem völlig Fremden anvertraut hatte. Und dann schoss ihr das Bild durch den Kopf, wie sie ihn zusammen mit Hilary gesehen hatte. Sofie zitterte. Ihr Knöchel schmerzte immer noch stark. Eine Träne lief ihr über die Wange. »Aber der ganze Tag war so sonderbar.« Und dann brachte sie ein verkrampftes Lächeln zustande. »Nein, Sie können wirklich. nichts für mich tun. Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen wollen.« Endlich wich sie seinem Blick nicht mehr aus.
    Sofie hielt den Atem an, sie las immer noch keine Spur von Mitleid, Bedauern oder Abscheu in seinen Augen. Sein Blick war forschend, als wolle er ihren Schutzpanzer durchdringen und in die Tiefen ihrer Seele eintauchen.
    Leise fragte er: »Was ist geschehen?«
    Sofie war wie gelähmt.
    »Wieso sagen Sie, dass Sie ein Krüppel sind?« fragte er weiter.
    »Weil es die Wahrheit ist«, stieß sie gepresst hervor.
    Er lächelte seltsam. »Wirklich? Ich finde Ihre Erklärung interessant, Miß O'Neil, da ich der Ansicht bin, der äußere Schein trügt. Die Wahrheit verbirgt sich hinter Dingen, wo man sie am wenigsten sucht. Was ist geschehen?«
    Sofie blieb keine Zeit, über seine Worte nachzudenken. »Es ... es war ein Unfall.«
    »Was für ein Unfall?« Er wirkte so ruhig, so unerträglich verständnisvoll. Und er hielt wieder ihre Hände, doch diesmal strichen seine Daumen zart über ihre Handflächen. Sofies Puls hämmerte wild.
    »Ich ... ich möchte nicht darüber sprechen«, brachte sie mühsam hervor.
    »Ich bin Ihr Freund«, murmelte er.
    Plötzlich durchflutete Sofie eine seltsame Wärme. »Mein Vater war lange verreist. Ich habe ihn sehr geliebt. Und als ich erfuhr, dass er tot war ... Damals war ich noch ein kleines Kind, war ich völlig außer mir. Ich bin die Treppe hinuntergefallen und hab' mir den Fuß gebrochen.« Sein Blick bannte sie.
    »Ein gebrochener Fuß heilt wieder.«
    Sofie errötete. »Mein Fuß heilte nicht richtig zusammen. Außerdem war es meine eigene Schuld. Ich wollte meine Mutter nicht verärgern. Sie war ohnehin wütend auf meinen Vater ... und auf mich. Ich sagte ihr nicht, dass ich mich verletzt hatte. Ich war ein sehr dummes und störrisches Kind.«
    Edward sah sie lange an. »Oder ein sehr tapferes Kind« sagte er schließlich.
    Sofie erschrak.
    »Warum weinen Sie?« fragte er sanft.
    Sofie bemerkte erst jetzt, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen und schämte sich. Sie konnte sie nicht einmal wegwischen, weil er ihre Hände festhielt. Sie schüttelte heftig den Kopf, unfähig zu sprechen, sie hatte auch gar nicht die Absicht, ihm den wahren Grund ihres Kummers zu erklären. Sie begriff ihn selbst nicht.
    »Ist der Schmerz in Ihrem Bein so schlimm? Oder ist es etwas anderes?«
    »Sie gehen zu weit!« entfuhr es ihr in aufsteigender Panik. »Würden Sie mich jetzt bitte ... «
    Sie sprang auf die Füße. Ein
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