Jenseits Der Unschuld
entgegnete Edward unerbittlich.
»Es ist mein gutes Recht, über Ihre Absichten unterrichtet zu werden, Sir.«
»Und mein gutes Recht ist es, einem anderen Menschen Mitgefühl entgegenzubringen.«
Suzanne verzichtete nun vollends auf höfliche Floskeln. »Pah!« schnaubte sie. Ihr Blick streifte seine Lenden. »Ich weiß genau, welche Art Mitgefühl Sie meiner Tochter entgegenbringen wollen, Mr. Delanza! Dieses Mitgefühl haben Sie gestern abend sehr deutlich zum Ausdruck gebracht!«
Er blieb ruhig, nur eine leichte Röte in seinen Wangen verriet ihn.
»Sie wollen mir doch nicht ernsthaft weismachen, dass Ihre Absichten von Menschenfreundlichkeit getragen sind.
Sie wollen meine Tochter verführen, geben Sie es zu!« Suzanne hörte den schrillen, hysterischen Anflug in ihrer Stimme.
Edward atmete hörbar. »Nein. Ihre Unterstellung ist eine Beleidigung. Gütiger Himmel! Ich würde doch keine Unschuld verführen.«
»Nein?« Suzanne lachte spitz.
»Nein.« Seine Züge waren hart. »Ich zerstöre keine Unschuld, Mrs. Ralston. Selbst wenn Sie etwas anderes gehört haben sollten. «
Suzanne schoss ein Bild durch den Kopf. Sie sah Sofie in den Armen dieses Mannes.
Es war wie eine böse Vorahnung, ein Vorbote drohenden Unheils. »Aha. Dann wollen Sie ihr also den Hof machen und demnächst um ihre Hand anhalten, wie?« höhnte sie.
Seine Augen wurden schreckensweit. »Nein.«
»Das habe ich mir gedacht!« fauchte sie.
»Sie reagieren grundlos überreizt«, stellte er kühl fest.
»Nein! Keineswegs! Welche Anmaßung!« Suzanne war außer sich, hatte die Beherrschung vollends verloren.
Etwas, das ihr nur bei Jake passiert war. »Ich durchschaue Sie, Mr. Delanza. Sie sind genau wie mein erster Ehemann, der nichts war als ein Schürzenjäger, ein Abenteurer und Emporkömmling. Versprühen Sie ihren billigen Charme anderswo. Stillen Sie Ihre Lust bei anderen Frauen. Ich warne Sie!«
»Ihre kämpferischen und mütterlichen Gefühle in allen Ehren, Mrs. Ralston. Doch irgendwie zweifle ich an Ihrer mütterlichen Besorgnis.«
»Sie ist eine Unschuld, Mr. Delanza. Und ich wünsche nicht, dass ihr ein Leid geschieht.« Suzanne zitterte in Gedanken an Jake. »Ein Mann wie Sie kann ihr nur weh tun.«
»Ich werde Ihrer Tochter nicht weh tun, Mrs. Ralston. Das ist ein Versprechen. «
Suzanne lachte höhnisch. »Männer wie Sie geben Versprechen und vergessen sie in der nächsten Sekunde. Hören Sie mir gut zu, Mr. Delanza. Sofie hat bisher keinen Gedanken an Männer verschwendet, und Sie sind im Begriff, in ihr Sehnsüchte zu wecken, die besser nicht geweckt werden sollten. Ich verbiete es Ihnen!«
»Wovor haben Sie so furchtbare Angst?« fragte er scharf. Seine Augen funkelten hart wie die Diamanten, auf denen sein Ruf sich gründete. »Wenn Sofie sich bislang nicht für Männer interessiert hat, so sollte sie schleunigst damit beginnen. Vielleicht würde sie dann ihre fixe Idee aufgeben, unverheiratet zu bleiben. Ihnen als Mutter müsste doch daran gelegen sein, dass sie heiratet. Wenn Sofie sich nicht für Männer interessiert, wie wollen Sie einen Mann für sie finden und sie davon überzeugen, ihn zu heiraten?«
»Das geht Sie nichts an.« Suzanne kochte vor Zorn, und ihre Angst vor seinem Interesse an Sofie geriet zur Panik.
Knapp fügte sie hinzu: »Im Übrigen unterstütze ich Sofies Entschluss, unverheiratet zu bleiben. «
»Wie bitte?« entfuhr es ihm entsetzt.
»Sofie kennt nur eine Leidenschaft, und das ist ihre Kunst. Sie hat nicht den Wunsch, sich zu verheiraten. Gottlob, denn das ist die beste Lösung für sie.«
Edward konnte es nicht fassen. »Das ist unendlich fürsorglich und mütterlich von Ihnen, Mrs. Ralston!«
Suzanne hatte genug von dem Theater und ging endgültig zum Angriff über. »Ich beschütze meine Tochter vor Schurken wie Ihnen und bewahre sie vor dem Schlimmsten, davor nämlich, dass sie erkennt, dass kein Mann bereit ist, einen Krüppel zu heiraten. Lassen Sie meine Tochter in Frieden, Mr. Delanza, bevor Sie ihr unnötig Flausen in den Kopf setzen.« Und spöttisch setzte sie hinzu: »Es sei denn, Sie wollen Sofie heiraten.«
Edward starrte sie an, als habe er ein Ungeheuer vor sich. »Ich halte es für das beste, wenn Sie abreisen«, fuhr Suzanne kalt fort. »Sie mischen sich in unverantwortlicher Weise in Sofies Leben ein, und das ist entschieden gegen meinen Willen. Es tut mir leid, Mr. Delanza - ich wünsche, dass Sie mein Haus verlassen.«
Es folgte eine lange Pause. Die
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