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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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sanft zu sich um. »Sie schmeicheln mir, liebste Sofie, mehr als Sie ahnen.«
    »Alle Welt schmeichelt Ihnen.« Seine zärtlichen Worte riefen eine gefährliche Verzückung in ihr hervor, die sie zu verdrängen suchte. Edward war ein Herzensbrecher, mehr nicht. Liebe war nicht sein Thema, war es nie gewesen würde es nie sein. Sie wusste es, und deshalb war ihr Gefühlsaufruhr unerklärlich und töricht. Bitterkeit stieg in ihr hoch. »Wollen wir endlich anfangen?«
    Edwards Lächeln schwand. »Deshalb bin ich hier.«
    Edward befolgte Sofies Anweisungen und nahm an dem für zwei Personen gedeckten Tisch Platz. Er war verspannt und nahm eine unnatürliche Haltung ein. Während er Sofie beobachtete, die ihre Malutensilien ausbreitete, schwand seine Hemmung allmählich. Er beobachtete ihre flinken, anmutigen Bewegungen, wobei ihre kleine Behinderung überhaupt nicht mehr auffiel. Er bewunderte den Schwung ihrer runden Hüften. Schließlich wandte Sofie sich ihm zu. Sogleich nahm er wieder eine unnatürliche Pose ein. Sofie furchte die Stirn.
    »Edward, Sie müssen sich entspannen.«
    »Das ist leichter gesagt als getan.«
    »Wieso denn?«
    Da ihm keine passende Antwort einfiel, rutschte er auf dem Stuhl hin und her, um eine bequemere Position zu finden. Sofie beobachtete ihn dabei. Ihm war, als würde sie ihn mit Blicken ausziehen. Edward hatte in seinem Leben unzählige Frauen mit Blicken ausgezogen, aber noch nie war er in der passiven Rolle gewesen. Sein Puls beschleunigte sich. Er spürte ein verräterisches Ziehen in den Lenden. Er hätte lieber ganz andere Dinge getan, jetzt, hier im Atelier, allein mit Sofie.
    Streng drängte er seine ungebetenen Gedanken beiseite. Er hatte versprochen, ihr Modell zu sitzen. So sehr er danach lechzte, sie zu küssen, zu streicheln, zu umarmen, so deutlich hatte ihr letzter Kuss vor wenigen Tagen ihm bewiesen, wie gefährlich das zu werden drohte. Es durfte nur freundschaftliche, keusche Küsse zwischen ihnen geben. Gütiger Himmel! Allein der Gedanke war zum Lachen.
    Edward holte tief Luft. Er durfte sich keinen Fantasien hingeben. Nicht, wenn er die Absicht hatte, ihr Modell zu sitzen.
    Im Übrigen tat sie nichts Verführerisches. Sie wollte ihn nur malen, Herrgott noch mal. Nur er hatte lüsterne, verbotene Gedanken. Als er schließlich eine bequemere Position gefunden hatte, blickte er zu ihr hinüber, ob sie mit ihm zufrieden war.
    »Edward, können Sie sich nicht etwas mehr räkeln?«
    »Räkeln?« Das Wort beschwor ein Schlafzimmerbild in ihm herauf.
    »Ja. Als wir im Delmonico saßen, räkelten Sie sich in Ihrem Stuhl, völlig entspannt und selbstbewusst, lässig und zugleich elegant und ... sehr ... männlich. Genau diese Stimmung will ich einfangen, um Sie in dieser Pose zu malen.«
    »Gütiger Himmel«, murmelte Edward verwirrt. Das Ziehen in seinen Lenden hatte sichtbare Folgen. Er stieß den Atem aus und fragte sich hilflos, wie er die nächste Stunde überstehen sollte. Ihre bewundernden Worte lösten eine Reaktion in ihm aus, die keine Frau vor ihr mit Händen oder Lippen so blitzartig geschafft hatte. Es war nicht auszudenken, was passieren würde, wenn sie ihn tatsächlich an verbotenen Stellen berühren würde.
    Edward fluchte leise und zerrte an seinem Hemdkragen; der ihm zu eng geworden war.
    »Edward? Was ist eigentlich los?« Sofie wurde ungeduldig.
    Er lächelte hilflos. »Ich fürchte, das werden Sie demnächst herausfinden«, murmelte er, öffnete den Kragenknopf und lockerte die Krawatte.
    Sofie lächelte zufrieden, ohne den Grund seiner Unruhe zu ahnen. »Ja, viel besser so! Ich wusste, dass Sie Talent haben, Modell zu sitzen!«
    Edward lachte trocken.
    Sofie begann ihn zu skizzieren und redete dabei. »Ich möchte den Eindruck vermitteln, der Betrachter des Bildes sei Ihnen ganz nahe. Ihre Figur wird fast die ganze Leinwand füllen. Das wäre nicht möglich, wenn Sie mir nicht Modell sitzen würden.« Ihre Stimme bebte vor Eifer. »Mir schwebt eine ungewöhnliche Komposition vor. Der Betrachter soll beinahe das Gefühl haben, mit im Bild zu sein.« Sie streckte den Kopf seitlich an der Leinwand vorbei. »Ich hoffe sogar, den Eindruck zu vermitteln, der Betrachter sitze Ihnen im Delmonico gegenüber!«
    Edward empfand ihren Eifer wie eine Liebkosung. »Hm, das stelle ich mir ziemlich schwierig vor«, murmelte er.
    Ihr Kopf tauchte in regelmäßigen Abständen neben der Leinwand auf und verschwand wieder, wenn sie ein Detail auf die Leinwand übertrug.

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