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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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habe, das Haus bot genügend Schutz gegen das Unwetter.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Sofie schrie vor Angst. Erst dann erkannte sie in der schattenhaften Gestalt Edward, der eine Kerze in der Hand hielt.
    »Sofie, steh auf! « befahl er und zog ihr die Bettdecke weg. »Das halbe Dach des Nachbarhauses wurde vom Sturm weggerissen. Hier oben bist du nicht sicher. Komm, beeil dich! «
    Dann klirrten zerberstende Fensterscheiben. Edward eilte mit der flackernden Kerze ans Fenster. »Der Strom ist ausgefallen«, knurrte er. »Und quer über die Hauptstraße ist ein Baum gestürzt. Zieh dich an, Sofie. «
    Sofie beeilte sich, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Das regelmäßige, unheimliche Schlagen draußen hörte nicht auf, war noch lauter geworden. Der Himmel hatte einen bleiernen Grauton angenommen. Mit fliegenden Fingern zog sie die Kleider an, schaffte es jedoch nicht, die Knöpfe ihrer Hemdbluse zuzumachen. Edward musste ihr dabei helfen. Sie versuchte, ihr Haar zu flechten, als es laut an der Tür klopfte. »Beeilung, Leute! « schrie der Wirt über dem ohrenbetäubenden Getöse des Sturms. »Wir müssen in den Keller!«
    »Lass die Haare«, schrie Edward und packte Sofie am Arm und rannte mit ihr zur Tür. Als er aufmachte, schlug der Sturm die Tür so gewaltig gegen die Wand, dass sie aus den Angeln gerissen wurde. Der Wirt lehnte mit einer Petroleumlampe im Flur, aschfahl im Gesicht. »Auf der Ostseite hat der Sturm sämtliche Fenster eingedrückt!«
    schrie er. Plötzlich tat sich über ihren Köpfen eine Öffnung auf, der bleigraue Himmel war zu sehen, und kalte Regengüsse prasselten wie Pfeilspitzen herab. Sofie schrie auf, als der Sturm sie durch den Flur und auf die Treppe zwirbelte.
    Edward packte sie, ehe sie die Treppe hinab gerissen wurde, schlang die Arme um sie und rief nach dem Wirt Dann rannten alle drei die Treppe hinunter ins Freie. Durch die sintflutartigen Regengüsse sah sie Edwards Packard unter einem umgestürzten Baum zerschmettert. »Oh, Edward!«
    »Vergiss es!« Sie stemmten sich gegen den Sturm und stapften hinter dem Wirt um die Hausecke bis zur Kellertür.
    Der Wirt stieg als erster die steilen Steinstufen hinab. Edward schob Sofie vor sich her, schloss mühsam die Tür und folgte als letzter.
    In einer Ecke des Kellers kauerten Ehefrau und Tochter des Wirts mit einem Stapel Decken und einer zweiten Petroleumlampe. Das Mädchen, ungefähr in Sofies Alter, schluchzte. Der Wirt umarmte seine Familie, die Ehefrau atmete erleichtert auf und reichte Sofie und Edward zwei Decken. Edward breitete eine auf dem Lehmboden aus.
    Sofie setzte sich neben ihn. In die zweite Decke gewickelt, schmiegten die beiden sich aneinander, und Edward legte den Arm um sie.
    Ihre Blicke trafen einander. Edward lächelte, und Sofie lächelte zurück. Plötzlich fingen sie an zu lachen, zittrig, schrill. Und dann begann auch der Wirt leise und brummig zu lachen, Frau und Tochter stimmten mit ein. Alle fünf machten ihrer Erleichterung durch ein befreiendes Lachen Luft, dass sie das Grauen unversehrt überstanden hatten.
    Und plötzlich erinnerte Sofie sich. Das Lachen blieb ihr im Halse stecken. Sie hatte Mühe zu atmen. Edward hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht, aber aus völlig falschen Beweggründen. Er wollte seinen Fehltritt wiedergutmachen. Wie konnte sie ihm ihr Jawort geben?
    Ein paar Stunden später verließ das Häuflein Geretteter den Keller. Der Himmel spannte sich blitzblau über der weiten Bucht, weiße Schäfchenwolken trieben harmlos dahin. Die Sonne strahlte heiter, als habe es den nächtlichen Sturm nicht gegeben, als sei der Orkan nur ein böser Alptraum gewesen.
    Erst als sie vor dem Gasthaus standen und sich umsahen, war das Ausmaß der Verwüstung zu erkennen. Der weiße Gartenzaun war aus der Erde gerissen und zerbrochen. Die Häuser auf der anderen Straßenseite wari'en alle beschädigt, die meisten Fensterscheiben zerborsten. Ein grünes Haus war halb abgedeckt, der Balkon des Nebenhauses abgebrochen und auf die Veranda gestürzt. Eine Ulme war auf einen Geräteschuppen gefallen und hatte ihn unter sich zermalmt. Die meisten Telegrafenmasten entlang der Straße waren umgeknickt und abgebrochen wie Zahnstocher.
    Edward hielt Sofies Hand. »Gütiger Himmel. «
    Sie drehten sich zum Gasthaus um. Die Südostecke des Daches war eingestürzt, fast alle Fenster auf dieser Seite waren zerbrochen. Edward hielt immer noch Sofies Hand.
    Sofie schickte ein Dankgebet gen Himmel, dass

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