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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihnen nichts geschehen war. Erinnerte Edward sich an seinen Antrag?
    Sofie blickte bange in sein schönes, kantiges Profil. Es wäre besser, er würde sich nicht erinnern. Wenn er nicht wieder darauf zurückkommen würde, wäre die Sache vergessen, und sie musste nicht nein sagen.
    Aber es schmerzte unsagbar. Ihre Liebe zu ihm war schmerzlich genug, auch ohne seinen Heiratsantrag, den er nur aus Pflichtgefühl und schlechtem Gewissen gemacht hatte, nicht aus Liebe und dem Wunsch, ein Leben lang mit ihr zusammen zu sein.
    In ihren Zimmern suchten sie unter dem vom Sturm verursachten Chaos ihre Habseligkeiten zusammen. Sofie zog unter der umgestürzten Kommode ihr seidenes Fransentuch hervor und fand auch ihr Retikül. Ihr graute davor, in die Stadt zurückzufahren - ihr graute vor der Zukunft. Edward wartete im Türrahmen. »Wie kommen wir nach New York?« fragte sie und hoffte, er bemerke ihre zittrige Stimme nicht.
    »Wir mieten eine Kutsche. Wegen der umgestürzten Bäume, die auf den Gleisen liegen, fahren keine Züge.«
    Sofie nickte.
    Edward blickte ihr in die Augen und fügte hinzu: »Wir könnten noch eine Nacht bleiben. Der Wirt sagt, er habe Zimmer im Erdgeschoss, wo der Sturm keinen Schaden angerichtet hat. Aber deine Familie ist mittlerweile gewiss in großer Sorge um dich.«
    Sofie sagte nichts, um sich dem gefährlichen Thema nicht zu nähern. Doch Edward ließ nicht locker. »Aber wenn wir deine Familie von unseren Plänen unterrichten, wird sich die Aufregung bald legen.«
    Sofie stand wie angewurzelt in der Mitte des Zimmers. Der Schmerz drohte ihr das Herz zu zerreißen. »Welche Pläne, Edward?« Ihre Stimme klang belegt.
    »Unsere Heiratspläne«, entgegnete er ungerührt mit ernstem Gesicht.
    Sofie fand zu ihrer gewohnten Stimme zurück. »Ich habe deinen Antrag nicht angenommen, Edward.«
    Er sah sie verdutzt an.
    Sie zog das Seidentuch enger um die Schultern, drückte ihr Retikül an die Brust. »Es war sehr ritterlich von dir, mir diesen Antrag zu machen«, sagte sie und bemühte sich, ruhig, gefasst und vernünftig zu klingen. »Aber er war nicht nötig.«
    Edward starrte sie ungläubig an.
    »Ich habe nicht mit dir geschlafen, um dich zur Ehe mit mir zu zwingen. « Sofie hob das Kinn. Wenn sie jetzt zu weinen anfing, würde er ahnen, wie sehr sie ihn liebte und warum sie seinen Antrag ablehnte. Es würde zu einer erbärmlich sentimentalen Szene kommen, die sie um jeden Preis vermeiden musste. Ihr war nichts geblieben als der Stolz neben ihren Erinnerungen und ihrer Malerei.
    »Sofie.« Edward war unter seiner gebräunten Gesichtsfarbe erbleicht. »Ich habe dir die Unschuld genommen.«
    »Dessen bin ich mir bewusst. Das ist noch lange kein Grund zu heiraten.«
    Seine blauen Augen bohrten sich in ihre. »Sofie - ich habe dich dreimal geliebt heute Nacht. «
    Sofie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss in Erinnerung an die Leidenschaft, die sie miteinander geteilt hatten, an die lüsternen Augenblicke der Verzückung und an die Momente der Hingabe, Zärtlichkeit und Liebe, die kaum zu beschreiben waren. »Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
    Seine Kiefer mahlten. Die Adern an seinen Schläfen pochten sichtbar. Seine Lippen waren ein harter Strich. »Und wenn du ein Kind bekommst?«
    Seine Worte waren wie Salz in ihre blutenden Wunden. »Es ist nicht der Zeitpunkt«, log sie.
    Er schien sich zu entspannen. »Sofie, wir sollten trotzdem heiraten. Es ist die richtige Entscheidung.«
    Sofie war den Tränen gefährlich nahe. Es war nicht die richtige Entscheidung - nicht so. Eine Heirat aus Liebe wäre die richtige Entscheidung gewesen, doch das traf nicht zu. Nicht für sie, nicht mit ihm. Sofie straffte die Schultern. Ihre Stimme klang unnatürlich streng, beinahe schulmeisterlich, als sie erwiderte: »Ich habe nicht den Wunsch zu heiraten, Edward. Hast du das vergessen? Im Mai nächsten Jahres werde ich volljährig und gehe nach Paris, um mein Kunststudium fortzusetzen. Es tut mir leid.« Die Stimme drohte ihr zu versagen. Nur mit Mühe fügte sie hinzu: »Ohne Liebe kann ich nicht heiraten, Edward.«
    Er rührte sich nicht. Er sah aus, als habe ihn ein Faustschlag in die Magengrube getroffen. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür. »Ich warte unten.«
    Sofie sank auf das vom nächtlichen Liebesspiel zerwühlte Bett und krallte sich im Laken fest. Es war zu Ende, noch bevor es eigentlich begonnen hatte.
    Das Haus war in hellem Aufruhr, als sie vorfuhren, was Sofie

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