Jenseits der Zeit
Ding, das uns angeblich alle umbringen kann, wenn seine Zeit gekommen ist –, das hört sich gar nicht gut an. Mal angenommen, wir beauftragen unseren Prokonsul auf Aldryne, diesen Hammer, falls er existiert, zu beschlagnahmen. Dann benutzen wir ihn, um die rebellischen Dykraner niederzuschlagen. Welchen besseren psychologischen Schlag könnten wir dem ganzen System zufügen?«
Corun Govleq lächelte. »Meisterhaft, Sire. Ich hatte nur daran gedacht, drei oder vier Kreuzer auszusenden und Dykran zu vernichten, aber das ist viel besser!«
»Gut; informieren Sie den Prokonsul auf Dykran von unserem Vorhaben, und beauftragen Sie unseren Mann auf Aldryne, den Hammer zu finden. Beide sollen regelmäßig Berichte einsenden. Und wenn es heute noch irgendwelche Probleme gibt, dann lösen Sie sie allein. Ich habe Kopfschmerzen.«
»Gute Besserung, Sire«, sagte Corun Govleq.
Als er sich rückwärts von seinem Kaiser zurückzog, sah er, wie der alte Mann wieder das Gyrospielzeug aufnahm.
Die Entscheidung des Imperators lief eine lange Kette von Befehlsempfängern und -gebern entlang, von Büro zu Büro, bis sie schließlich, viele Tage später, Fellamon Darhuel, dem Kaiserlichen Prokonsul auf Aldryne im Aldryne-System zu Ohren kam.
Darhuel war ein friedfertiger, philosophisch interessierter Mann, der viel lieber überlieferte Gedichte in die fünf Hauptsprachen der Galaxis übersetzte, statt Steuern von den armen Völkern von Aldryne einzutreiben. Nur ein Trost blieb ihm bei seiner Aufgabe: daß er sich Aldryne als Standort ausgesucht hatte und nicht den öden Nachbarplaneten Dykran, auf dem die Unzufriedenen sehr oft ihrer Wut Luft machten und wo das Leben eines Prokonsuls ständig in Gefahr schwebte.
Der Hammer von Aldryne? Er zuckte die Schultern, als sein Nachrichtenkristall die Meldung überbrachte. Der Hammer war Legende, und zwar keine, die dem Imperium zur Ehre gereichte. Jetzt plötzlich wollte der gute Kaiser ihn haben?
Nun gut, dachte Fellamon Darhuel zustimmend. Das Wort des Kaisers kann man kaum ignorieren. Er rief sich seinen Stellvertreter, einen jungen Sobralianer namens Deevog Hoth heran und sagte: »Rufen Sie eine Gruppe Leute zusammen und gehen Sie hinüber zum Tempel der Sonnen. Wir müssen dort jemanden verhaften.«
»Unverzüglich. Wer soll es sein?«
»Vail Duyair«, sagte der Prokonsul.
Deevog Hoth zuckte zurück. »Vail Duyair? Den Hohenpriester? Wie das?«
»Es ist notwendig geworden, Vail Duyair zu verhören«, sagte Darhuel tonlos. »Bringen Sie ihn mir.«
Mit gerunzelter Stirn machte Deevog Hoth eine bestätigende Geste und verließ den Raum.
Weniger als eine Stunde später kehrte er zurück, bei sich Vail Duyair.
Der alte Priester sah aus, als habe er Widerstand geleistet. Seine grüne Robe war an mehreren Stellen eingerissen, sein weißes Haar lag wirr durcheinander, und das Sonnen-Medaillon an seinem Hals hing ein wenig schief. Aufrecht stand er vor Darhuel und fragte: »Aus welchem Grund unterbrechen Sie meinen Gottesdienst, Prokonsul?«
Fellamon Darhuel zuckte innerlich vor dem festen Blick in den Augen des alten Mannes zurück. Er antwortete: »Es müssen einige Fragen beantwortet werden. Es geht darum, daß Sie uns über den Standort des Hammers von Aldryne informieren müssen.«
»Der Hammer von Aldryne hat in diesem Augenblick noch gar nichts mit dem Imperium zu tun«, sagte Vail Duyair langsam. »Eines Tages wird das anders sein … eines Tages. Nicht jetzt.«
»Durch einen Befehl Seiner Majestät Dervon XIV., des Kaisers aller Galaxien«, sagte Darhuel, »bin ich beauftragt, Sie zu verhören, bis Sie mir den Aufbewahrungsort und das Geheimnis des Hammers mitteilen. Seien Sie vernünftig, Duyair; ich möchte Ihnen nicht weh tun müssen.«
Mit einer würdevollen Bewegung glättete der Hohepriester sein Haar und hängte sein Medaillon gerade. »Der Hammer untersteht nicht dem Kommando des Kaisers. Der Hammer wird dem Kaiser eines Tages den Schädel einschlagen.«
Fellamon Darhuel schaute finster drein. »Hören Sie, alter Mann. Genug des Vortrags. Was ist der Hammer, und wo wird er aufbewahrt?«
»Der Hammer untersteht niemals dem Befehl des Kaisers«, wiederholte Duyair steinern.
Der Prokonsul holte tief Luft. Seine Verhörexperten waren keine feinfühligen Leute; der Priester würde ihre »Behandlung« sicher kaum überleben. Aber welche Wahl hatte er?
Nervös befingerte er das Pergamentmanuskript der Gonaidan-Sonnetten, das er studiert hatte. Er wollte schnell
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