Jenseits der Zeit
Herndon sah schemenhaft eine Vorgehensweise vor sich, die es ihm am Schluß ermöglichen würde, den Seigneur Krellig in seine Hände zu bekommen.
Daß er sich dazu aber einen Kontrollmechanismus in den Körper einpflanzen lassen sollte, behagte ihm gar nicht. Er wußte genau, wie diese Apparate arbeiteten; sollte er auch nur einmal die Organisation verraten, betrügen oder den Versuch machen, sie ohne gewichtigen Grund zu verlassen, würde derjenige, der die Steuerung über diese Geräte besaß, ihn zu einem wimmernden Sklaven machen. Das Kontrollgerät konnte nur von dem Chirurgen, der es eingepflanzt hatte, wieder aus seinem Körper entfernt werden.
Mit seiner Einwilligung würde er sich dem Diktat dieser Gruppe von Sternsteinschmugglern unterwerfen. Aber schließlich hatte Herndon weiterreichende Absichten.
»Ich stimme vorläufig zu«, sagte er. »Erzählen Sie mir genau, woraus meine Pflichten bestehen.«
Benjin erklärte es ihm: »Auf einem der Planeten, von dem wir die Sternsteine beziehen, steht eine Sendung zum Verschicken bereit. Wir möchten, daß Sie zu dieser Welt reisen und die gesamte Ladung auf ihrem Weg nach Borlaam begleiten. Wir haben durch Diebstähle große Verluste während des Transportes erlitten – und man kann Sternsteine nicht gegen Verlust versichern.«
»Wir wissen auch, wer der Dieb ist«, sagte Oversk. »Sie sind dafür verantwortlich, ihn auf frischer Tat zu stellen und zu töten.«
»Ich bin kein Mörder«, sagte Herndon ruhig.
»Sie sind ein Weltraumtramp – das spricht nicht gerade für den höchsten moralischen Stand Ihrer Einstellung«, sagte Oversk.
»Außerdem spricht niemand von Mord«, sagte Benjin. »Es handelt sich nur um eine Hinrichtung.«
Herndon verschränkte seine Arme vor seinem Körper und sagte: »Ich möchte zwei Monatsgehälter im voraus. Ich möchte einen Beweis dafür, daß jeder von Ihnen ein solches elektronisches Gerät im Körper trägt, bevor ich mich selbst einer chirurgischen Behandlung unterziehe.«
»Einverstanden«, sagte Benjin nach einem fragenden Blick in die Runde.
»Weiterhin möchte ich als einmalige Zahlung die Summe von neunhundertdreißig Gold-Stellars, die ich heute morgen dafür ausgegeben habe, die Aufmerksamkeit eines möglichen Arbeitgebers auf mich zu lenken.«
Das war eine Lüge, aber er hatte guten Grund dazu; es war nur klug, ein beherrschendes Verhältnis mit diesen Leuten herzustellen, so schnell es ging. Dann würden sie später leichter zu Konzessionen ihrerseits bereit sein.
»Einverstanden«, sagte Benjin erneut, wenn auch etwas zögernder.
»In diesem Fall«, sagte Herndon, »betrachte ich mich als von Ihnen angestellt. Ich bin bereit, noch heute nacht aufzubrechen. Sobald meine Bedingungen, die ich genannt habe, zu meiner Zufriedenheit erfüllt sind, werde ich meinen Körper Ihrem Chirurgen überantworten.«
3.
Später an diesem Nachmittag, als die Summe von zehntausendneunhundert und dreißig Stellars auf seinen Namen bei der Royal Borlaam Bank am Galaxy-Square hinterlegt worden waren und er die Kontrollgeräte in den Körpern von Benjin, Oversk, Dorgel und Razumond gesehen hatte, legte er sich selbst unter das Messer des Chirurgen. Mehr Beweise ihres guten Willens konnte er nicht verlangen; ein kleiner Rest Risiko blieb ihm allemal.
Die Wohnung des Chirurgen befand sich am anderen Ende der Bronze-Avenue in einem verfallenen alten Haus, das zweifelsohne in den Tagen des Dritten Imperiums gebaut worden war. Der Arzt selbst war ein drahtiger Kerl mit einer breiten Narbe über einer Wange und einem etwas kürzeren linken Bein. Ein ehemaliger Arzt auf einem Piratenschiff, erkannte Herndon sofort. Kein anderer Arzt würde eine solche Operation ohne Fragen zu stellen ausführen. Jetzt hoffte er nur, daß der Mann sein Handwerk verstand.
Die Operation selbst dauerte eine Stunde, während der Herndon unter völliger Betäubung dalag. Als er erwachte, wurde gerade die kupferne Operationsglocke, unter der er gelegen hatte, weggezogen. Er spürte keine Veränderungen an sich, obwohl er wußte, daß ein metallener Gegenstand in seinen Körper gepflanzt worden war.
»Nun, alles fertig?«
»So ist es«, bestätigte der Chirurg.
Herndon sah zu Benjin. Der kleine Mann hielt einen metallenen Gegenstand in den Händen. »Das ist das Kontrollgerät, Herndon. Ich möchte es vorführen.«
Er schloß die Hand, und im gleichen Augenblick verspürte Herndon einen stechenden Schmerz in seiner linken Ferse. Eine weitere
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