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Jenseits der Zeit

Jenseits der Zeit

Titel: Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Er beobachtete den Proteus, wie er auf der Mauer stand und in das schmutzige Hafenwasser starrte; Herndon zählte bis drei.
    Bei drei schoß er. Das schlanke Nadelprojektil zischte blitzend über den Marktplatz und bohrte sich in den Rücken des Proteus. Der Tod mußte sofort eingetreten sein: In der Nadel befand sich ein Nervengift, das für alle bekannten Lebensformen tödlich war.
    Mitten zwischen zwei verschiedenen Gestalten erstarrte die Kreatur und fiel dann kopfüber in das Wasser. Herndon nickte und steckte seine Waffe weg. Er sah, wie einige Leute nickten; andere murmelten: »Hat ihn gerade für fast eintausend gekauft, anschließend erschießt er ihn.«
    Es war ein teurer Morgen gewesen. Herndon wandte sich um und wollte fortgehen, plötzlich blockierte aber ein kleiner, runzliger Mann, der sich aus der Menge bei der Edelsteinauktion gelöst hatte, den Weg.
    »Mein Name ist Bollar Benjin«, sagte der Mann, der einer Trockenpflaume ähnelte. Seine Stimme war ein rauhes Krächzen. Sein Körper wirkte alt und verbraucht. Er trug eine graue, abgeschabte Tunika. »Ich habe beobachtet, was Sie da gerade getan haben.«
    »Was ist damit? Es ist nicht verboten, sich in aller Öffentlichkeit eines Sklaven zu entledigen.«
    »Nur ganz bestimmte Männer würden das tun«, sagte Bollar Benjin. »Ein grausamer Mann – oder ein mutiger. Zu welchen gehören Sie?«
    »Zu beiden«, sagte Herndon. »Wenn Sie mich jetzt passieren lassen würden …«
    »Einen Augenblick.« Die krächzende Stimme hatte plötzlich einen scharfen Unterton. »Unterhalten wir uns einen Moment. Wenn Sie nahezu eintausend Stellar für einen Sklaven ausgeben, den Sie im nächsten Augenblick töten, sollten sie auch mir einige Worte gönnen.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Ihre Dienste«, sagte Benjin. »Ich kann einen Mann wie Sie gebrauchen. Sind Sie frei und ungebunden?«
    Herndon dachte an die Stellars – fast die Hälfte dessen, was er besaß –, die er gerade zum Fenster hinausgeworfen hatte. Er dachte an Seigneur Krellig, den er haßte und den zu töten er geschworen hatte. Und er dachte an den runzligen Mann.
    »Ich bin ungebunden«, sagte er, »aber mein Preis ist hoch. Was wollen Sie, und was können Sie bieten?«
    Benjin lächelte verhalten und griff in eine verborgene Tasche seiner Tunika. Als er mit der Hand wieder hervorkam, glitzerten Edelsteine in ihr.
    »Ich handele damit«, sagte er. »Ich kann gut bezahlen.«
    Die Steine verschwanden wieder in der Tasche. »Wenn Sie interessiert sind«, sagte Benjin, »folgen Sie mir.«
    Herndon nickte. »Ich bin interessiert.«
     
2.
     
    Herndon hatte Borlaam fast genau auf den Tag vor einem Jahr verlassen. Vor einem Jahr – dem siebzehnten unter der Regentschaft des Seigneur Krellig – war eine Bande von Plünderern brandschatzend und mordend durch sein Dorf auf Zonnigog gezogen. Die Herndon-Familie hatte große Verluste erlitten: sein Vater und seine Mutter wurden sofort umgebracht, sein Bruder als Sklave verschleppt und seine Schwester erst vergewaltigt und dann ebenfalls getötet.
    Das Dorf wurde niedergebrannt. Und nur Barr Herndon konnte entkommen, konnte zwanzigtausend Stellars vom Vermögen seiner Familie mitnehmen. Bevor er verschwand, brachte er noch acht der besten Leute des Seigneurs um.
    Anschließend hatte er das Sonnensystem verlassen und sich zu den neunzehn Welten von Meld begeben. Auf Meld XVII hatte er sich ein neues Gesicht zugelegt, in dem die verräterischen charakteristischen Züge der Aristokraten von Zonnigog nicht mehr zu erkennen waren. Verschwunden waren die spitzen Wangenknochen, die blasse Haut, die weit auseinanderstehenden schwarzen Augen, die hervorspringende Nase.
    Für achttausend Stellars hatten die Chirurgen von Meld das alles wegoperiert und ihm ein neues Gesicht verliehen: breit, wo es bisher schmal gewesen war, dunkelhäutig, mit eng beieinanderliegenden Augen und einer großen, breiten Nase, wie sie gelegentlich auch auf Zonnigog vorkam. In der Maske eines Herumtreibers, eines Freibeuters, eines ungebundenen Söldners war er zurückgekommen, bereit, sich jedem anzuschließen, der ihm viel Geld für seine Dienste bot.
    Die meldianischen Chirurgen hatten zwar sein Gesicht verändert, nicht aber sein Herz. In Herndon brannte der Wunsch nach Rache an Krellig – Krellig dem Unerbittlichen, Krellig dem Unüberwindbaren, der sich hinter den riesigen Steinmauern seines Schlosses vor dem Haß des einfachen Volkes verbarg.
    Herndon hatte Geduld. Aber er hatte

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