Jenseits des Bösen
anzulassen, und er anfuhr und das Terata, das die Windschutzscheibe zertrümmert hatte, von der Haube fegte.
»Dreckskerl«, murmelte Tommy-Ray.
»Unwichtig«, sagte der Jaff. »Von seiner Sorte gibt es noch jede Menge. Warte bis zu der Party morgen abend. Welche Auswahl.«
Die Kreatur war noch nicht tot; sie stieß ein klägliches Wimmern aus.
»Was machen wir damit?« überlegte Tommy-Ray.
»Liegen lassen.«
»Schönes Unfallopfer«, lautete die Antwort des Jungen.
»Die Leute werden es bemerken.«
»Es wird die Nacht nicht überleben«, antwortete der Jaff.
»Und wenn sich die Aasfresser darüber hergemacht haben, wird niemand mehr erkennen, was es war.«
»Zum Teufel, wer soll denn das fressen?« fragte Tommy-Ray.
»Was hungrig genug ist«, lautete die Antwort des Jaff. »Und irgend etwas ist immer hungrig genug. Ist das nicht so, Jo-Beth?« Das Mädchen sagte nichts. Sie hatte aufgehört zu weinen und zu sprechen. Sie sah ihren Bruder nur noch mit einem Gesichtsausdruck mitleidiger Verwirrung an.
»Wohin geht Katz nur?« überlegte der Jaff laut.
»Zum Einkaufszentrum runter«, klärte Tommy-Ray ihn auf.
»Fletcher ruft ihn.«
»Ja?«
»Wie ich gehofft habe. Wo der Sohn landet, dort werden wir den Vater finden.«
»Wenn ihn die Terata nicht vorher erwischen.«
»Das werden sie nicht. Sie haben ihre Anweisungen.«
»Was ist mit der Frau, die bei ihm ist?«
»War das nicht allzu perfekt? Was für eine Samariterin. Sie 325
wird natürlich sterben, aber was für ein Abgang, vom Wissen erfüllt; wie unsagbar großherzig man doch ist.«
Diese Bemerkung entlockte dem Mädchen eine Antwort.
»Rührt Sie denn gar nichts?« sagte es.
Der Jaff sah es an. »Zuviel«, sagte er. »Zuviel rührt mich.
Dein Gesichtsausdruck. Seiner.« Er sah zu Tommy-Ray, der grinste, dann wieder zu Jo-Beth. »Ich will nur eines: klar sehen. An den Gefühlen vorbei, bis zu den Gründen.«
»Und das geht so? Indem Sie Howie töten? Den Grove
zerstören?«
»Tommy-Ray hat auf seine Weise gelernt, es zu verstehen.
Das kannst du auch, wenn du mir die Zeit läßt, es dir zu erklären. Es ist eine lange Geschichte. Aber vertraue mir, wenn ich dir sage, daß Fletcher unser Feind ist, und sein Sohn ebenfalls. Sie würden mich töten, wenn sie könnten...«
»Howie nicht.«
»O doch. Er ist seines Vaters Sohn, auch wenn er es nicht weiß. Es gibt einen Preis, der bald errungen werden wird, Jo-Beth. Er heißt die ›Kunst‹. Und wenn ich sie habe, teile ich sie mit...«
»Ich will nichts von Ihnen.«
»Ich zeige dir eine Insel...«
»Nein.«
»... und ein Ufer...«
Er streckte die Hand aus und streichelte ihre Wange. Seine Worte beruhigten sie wider besseres Wissen. Sie sah nicht den Foetuskopf vor sich, sondern ein Gesicht, das Härten gesehen hatte, von ihnen gezeichnet worden war und möglicherweise Weisheit erlangt hatte.
»Später«, sagte er. »Wir werden ausreichend Zeit zum Reden haben. Auf dieser Insel geht der Tag nie zu Ende.«
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2
»Warum überholen sie uns nicht?« sagte Tesla zu Howie.
Es schien zweimal sicher zu sein, daß die Verfolger sie überholen und überwältigen würden, und zweimal hatten sie sich zurückgehalten, als ihnen ihre Absicht klar geworden war.
Sie kam immer mehr zur Überzeugung, daß die Verfolgung abgekartet war. Wenn ja, überlegte sie, von wem? Und was war ihre Absicht?
Der Junge - er hatte ein paar Straßen zurück seinen Namen gemurmelt, Howie - wurde mit jedem Meter schwerer. Die letzte Viertelmeile bis zum Einkaufszentrum erstreckte sich wie ein Drillparcours des Militärs vor ihr. Wo war Grillo, wenn sie ihn brauchte? Hatte er sich in dem Irrgarten der Ringstraßen und Einbahnstraßen verirrt, das diese Stadt zu einer solchen Prüfung für Autofahrer machte, oder war er den Kreaturen zum Opfer gefallen, die das Auto angegriffen hatten?
Die Antwort lautete: weder noch. Er dachte sich, daß Teslas Scharfsinn es ihr ermöglichen würde, der Meute so lange zu entkommen, bis er Hilfe geholt hatte, und daher fuhr er wie ein Wahnsinniger zuerst zu einem öffentlichen Fernsprecher und dann zu der Adresse, die er darin gefunden hatte. Obwohl sich seine Glieder bleischwer anfühlten und seine Zähne immer noch klapperten, schienen ihm seine geistigen Vorgänge durch und durch klar zu sein, aber er wußte - von den Monaten nach dem Debakel, die er mehr oder weniger im Alkoholnebel verbracht hatte -, daß diese Klarheit eine Selbsttäuschung sein konnte. Wie viele Artikel
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