Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
die Sorgen ihrer Freundin sich um mehr drehten, als die Berufswahl ihres Sohnes. Sie wusste, dass Sophie in ihrer Jugend lange Jahre die Geliebte von Graf Arpad gewesen war.
Doch Asko wusste das nicht, obgleich er es argwöhnen mochte. Er wollte es nicht wissen. Man konnte mit Asko ohnehin nicht über Graf Arpad reden. Er mochte generell keine Fey, und gegenüber dem dunklen Feyon, in dessen Armen er Charly gefunden hatte, als er ausgezogen war, um sie zu retten, hatte er eine ganz besondere Eifersucht entwickelt. Ihr hatte er vergeben, doch dass er es je vergessen würde, war mehr als unwahrscheinlich.
Sie allerdings auch nicht. Sie würde diesen Augenblick vollständiger Leidenschaft ebenfalls nicht vergessen. Immerhin war Asko durch dessen Unterbrechung zu einer jungfräulichen Ehefrau gekommen, und etwas anderes würde sie wohl nie sein oder werden.
Sie hatte Arpad geschrieben und ihn gebeten, sie nicht zu besuchen. Asko würde ihn als Gast kaum ertragen können, und heimlich wollte sich Charly nicht mit dem verführerischen Feyon treffen.
Es war einfacher, Arpad nicht zu sehen. Mit einem einzigen Blick würde er wissen, wie es um diese Ehe bestellt war. Er würde ihre unerfüllten Wünsche spüren und ihre so tief versteckte Traurigkeit. Er würde reagieren. Auf die eine oder andere Weise würde er etwas tun. Ein Lächeln und die Versicherung, dass sie ihren Gatten trotz allem liebte, würden ihn nicht zurückhalten, selbst wenn er ihr glaubte.
Sie war nicht unglücklich mit Asko. Sie hatte den Mann geehelicht, den sie liebte, und teilte sein Leben. Also konnte sie gar nicht unglücklich sein. Die Gefahr, dass er niemals mehr gesund werden würde, hatte sie bewusst in Kauf genommen. Also hatte sie jetzt gar kein Recht, sich zu beklagen.
Die Tür öffnete sich, und Sophie trat ein.
„Guten Morgen.“
„Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“
Die Freundin lächelte sie an. Wie immer wirkte sie wie aus dem Ei gepellt und trug ein Gewand, das ihre frühere Schönheit dezent unterstrich, ohne irgendwie auffallend zu sein. Diesmal war es ein Baumwollkleid in sanftem Grau, das zu ihren Augen passte, und das mit eckigen, weinroten Aufsätzen an Mieder, Ärmeln und Rocksaum verziert war.
„Danke der Nachfrage. Ich habe wohl etwas verschlafen. Es tut mir leid.“
Charly sah ihrem Gast in die Augen und bemerkte einige sorgfältig überpuderte Tränenspuren. Natürlich sollte sie diese ignorieren. Doch im Gegensatz zu Asko glaubte sie nicht daran, dass höfliche Distanz alle Probleme aus der Welt schaffte. Sie streckte ihrer Freundin die Hände entgegen.
„Was ist geschehen, Sophie? Kann ich irgendwie helfen?“
Sophie nahm ihre Hände und hielt sie einen Augeblick lang ganz fest.
„Danke, meine Liebe. Doch ich habe immer gewusst, dass der Tag kommen würde, an dem ich mich mit dem auseinandersetzen muss, was jetzt meine Aufgabe ist. Ich habe mir schließlich ‚das Bett gemacht, in dem ich liege ‘ . Wenn ich noch einmal vor derselben Wahl stände, würde ich mich sicher nicht anders entscheiden. Mein Sohn ist der Mittelpunkt meines Lebens, und ich verliere ihn. Aber da das ganz allein meine Schuld ist, kann ich mich auch nicht darüber beschweren. Entscheidungen tragen ihre Konsequenzen immer in sich.“
Sie standen eine Weile da und hielten einander bei den Händen.
„Sag mir, wenn ich zu unverschämt und neugierig erscheine, aber es geht hier doch nicht wirklich darum, was für einen Beruf er gewählt hat?“
„Nein. Es geht darum, dass er die Wahrheit wissen muss und ich die gute Meinung, die er von mir hat, damit verlieren werde.“
Wieder schwiegen sie eine Weile.
„Respektiert und liebt er dich denn?“
„Ja. Aber gestern war es mir nicht möglich, ihm alles zu sagen, und sobald ich das getan habe, wird es mit dem Respekt gewiss vorbei sein.“
„Ist er …“ Charly errötete, als sie merkte, dass sie kein Recht hatte, diese Frage auszusprechen und dass sie damit die Grenzen der Höflichkeit bei weitem überschritt. „Ist er … was ist … hast du mit Arpad …“
Die Frau mit den schönen grauen Augen lächelte sie reumütig an.
„Du hast schon ganz richtig geraten, und ich muss dir nicht sagen, dass du das niemandem verraten darfst. Nicht einmal deinem Mann.“
„Er würde es nicht verstehen“, nickte Charlotte.
„Mit Sicherheit nicht. Er würde glauben, dass ich einen ganz schlechten Einfluss auf seine junge Gattin ausübe.“
„Er hasst Arpad.“
„Ich
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