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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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vernunftbegabten Wesen. Sie verstand ihn, aber das konnte er nicht wissen, oder doch?
    „Kätzchen würden sich zu Tode langweilen“, fuhr er fort.
    „Was für ein Mitleid einflößender Blick!“, kommentierte der andere junge Mann und schmunzelte. Bei ihm war sie sich noch nicht ganz so sicher. Er gehörte zwar auch hierher, doch er war ganz anders. Vielleicht gehörte dieser Ort ihm nicht so sehr wie ihr. Er roch nicht nach Farbe, er roch nach Büchern, und er war so abgeklärt und vielleicht ein kleines bisschen zu kritisch für ihren Geschmack. „Du hast eine Freundin fürs Leben gefunden, Treynstern.“
    „Gut!“, gab ihr Wohltäter zurück, und sie schrieb sich seinen Namen in die Seele, Treynstern. Ihr gehörte jetzt ein Herr Treynstern. Ihr fiel auf, dass sie das eventuell andersherum hätte formulieren müssen. Katzen gehörten Menschen, nicht umgekehrt. Aber so fühlte es sich nicht an. Er hatte ihr das Leben gerettet – und sie hatte ihn erwählt, und Letzteres war irgendwie genauso wichtig und bedeutungsvoll wie die Rettung.
    Sie bemerkte, dass beide Männer grinsten, wenngleich auch etwas entnervt. Sie hatte nicht einen Augenblick lang still gestanden. In ihrem Zwiespalt zwischen „neues Revier sichern“ und „mit Herrn Treynstern mitgehen“ war sie unablässig im Türspalt hin und her, rein und rausgeschlüpft und hatte es so unmöglich gemacht, die Tür zu schließen. Sie sollte sich wirklich nicht so katzig verhalten. Auf der anderen Seite erschien ihr dieses Benehmen sowohl logisch als auch richtig.
    „Deine Hosenbeine sind voller Katzenhaare“, sagte der kleinere Mann, und ihr Retter bürstete sie mit der Hand ab. Vielleicht war sie ihm ja ein wenig zu nahe gekommen. Sich an den Beinen eines Herrn zu reiben war allerdings kaum das passende Benehmen für eine junge Dame. Sie wusste noch nicht einmal, warum sie es tat, außer dass es sich nett anfühlte und ihr den Eindruck vermittelte, dass er wirklich ihr gehörte. Sozusagen für alle sichtbar.
    Der kleinere Mann bückte sich zu ihr herunter und hob sie mit einer Hand hoch. Sie war dem ganz hilflos ausgeliefert. Er war so viel größer und stärker als sie. Natürlich hätte sie ihn kratzen können. Verdient hätte er einen guten Kratzer ob seiner Handlungsweise. Doch er meinte es gut, da war sie sich sicher, und er hatte ein gewisses Anrecht auf dieses Territorium, selbst wenn es jetzt ihr gehörte. Also wehrte sie sich nicht, fühlte sich nur ziemlich irritiert durch seine Hand an ihrem Bauch. Es war kein Ort, den er anfassen sollte. Sie maunzte einen Protest.
    Er schloss die Tür hinter seinem Freund. Treynstern war fort. Er würde zu ihrem Vater gehen, der nicht wusste, wo sie war, und er würde ihm noch nicht einmal Bescheid geben können. Selbst wenn er es wüsste, würde ihr Vater ihm nie glauben. Sie glaubte es ja selbst kaum.
    „Du wirst dich mit meiner Anwesenheit begnügen müssen. Ich bin vermutlich nicht so beeindruckend wie dein Retter und Wohltäter, aber ich weiß, wo es noch mehr Milch und Wurst gibt. Weißt du, du hättest dich bei den Lybrattes bestimmt gelangweilt. Lauter steife alte Männer und keine Milch.“
    Sie schenkte ihm ein bemitleidenswertes Jammern und wehrte sich in seiner Hand. Er setzte sie vorsichtig ab. Da stand sie einen Augenblick, ohne sich zu rühren, und dachte nach, was nun zu tun sei. Er sah sie an, und ihre Blicke begegneten sich. Er hatte nette, helle Augen, voller Intelligenz. Seine ernsthaften Züge schienen ein Lächeln eben nur zu verbergen.
    „Du bist ein eigentümliches kleines Ding, nicht wahr?“, sagte er. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass du ganz genau verstehst, was ich sage. Schlaue kleine Katze.“ Er beugte sich hinunter, um sie zu streicheln, aber sie entzog sich seiner Liebkosung und tauchte unter seiner Hand weg. Es machte Spaß, so gelenkig zu sein. Es war wirklich unglaublich, wie sie sich bewegen konnte, am wenigsten konnte sie es selber glauben. „Aber vermutlich ist das bei allen Katzen so, und du verstehst letztlich doch nicht mehr als ‚Futter ‘ .“ Er grinste. „Also. Nur für den Fall, dass du mich verstehst: Ich bin Ian McMullen, und der heldenhafte Gentleman, der dich gerettet hat, ist Thorolf Treynstern. Er hat es versäumt, uns formell vorzustellen, denn Formalitäten liegen ihm nicht sehr, musst du wissen. Er ist Künstler. Er hat ein künstlerisches Temperament. Ich hingegen bin gar nicht künstlerisch veranlagt und sollte weiß Gott auch keine

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