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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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hören, kein Klang ist? Würde das die gesamte Erde nicht zu einem sehr stillen Ort machen?“
    Frau Lybratte begann zu lachen, und nach und nach stimmten alle ein, selbst Thorolf, der sich entschuldigend verneigte.
    „Ich bin kein begabter Philosoph, Herr Professor“, gab er zu. „Aber malen kann ich. Vielleicht sollte ich mich darauf beschränken.“
    „Dann habe ich eine Hausaufgabe für Sie“, sagte Lord Edmond mit einem eigentümlichen Lächeln. „Malen Sie mir ‚Klang ‘ . Wenn Sie mir ‚Klang ‘ wirklich gut malen, dann werde ich Ihnen das Bild abkaufen – für wirklich teures Geld, wenn’s sein muss.“
    Aller Augen schwenkten auf Thorolf, der schluckte und dann zurücklächelte.
    „Wenn Sie wirklich teures Geld für ein Bild verschwenden möchten, das von mir, einem gänzlich Unbekannten, gemalt wurde, Lord Edmond, dann werde ich daran gehen, Ihnen ‚Klang ‘ so laut zu malen, dass Sie sich die Finger in die Ohren stecken müssen, wenn Sie das Bild anschauen.“
    Beide verneigten sich.
    „Abgemacht“, sagte der Engländer. „Ich werde Sie reichlich entlohnen, wenn Sie es schaffen.“
    „Was, wenn er es nicht schafft?“, fragte Lybratte. „Ihr Engländer mit Euren Wetten!“
    Der Brite lächelte.
    „Dann lasse ich ihn etwas Gegenständlicheres malen. Mit einem lebenden Modell. Ein Hund, vielleicht? Zu gewöhnlich. Eine Maus? Eine Fliege? Wie wäre es mit einer Spinne, Herr Treynstern? Wie wäre es mit einem riesigen Bild von einer – kleinen – Spinne?“, fragte er.
    In den Händen des Künstlers brach ein Glas.

Kapitel 36
    „Guten Abend. Ist Thorolf da?“, fragte Graf Arpad, als er eintrat. Ian schloss die Tür hinter ihm und wünschte, er hätte sich die Wunde verbunden, ehe er die Tür öffnete. Das Blut an seiner Hand schien ihm mit einem Mal sehr auffällig zu sein. Fast schon war es aufdringlich. Es hatte dunkelrote Spuren auf der Handfläche und der Manschette hinterlassen.
    „Nein. Er ist zu einer Soiree gegangen. Ein Salontreffen, das von Professor Lybratte und Gattin organisiert wird. Wissenschaftler und Künstler treffen sich dort.“ Das hatte ganz höflich geklungen, und hoffentlich nicht nervös.
    Eine Hand ergriff sein Handgelenk.
    „Du hast dich verletzt.“ Besorgnis war nicht das einzige, was in der Stimme schwang.
    „Thorolfs Katze.“
    „Ich wusste gar nicht, dass er eine hat.“
    „Sie ist eben erst eingezogen. Scheues kleines Ding. Ich habe ihr den Bauch gekrault. Da hat sie mir die Krallen in die Hand geschlagen.“
    Ian versuchte, seinem Gast die Hand zu entziehen, doch der Mann hielt sie eisern fest. Schwarze Augen fingen seinen Blick und ließen ihn schmelzen, und schon hob der späte Gast die Hand an seine Lippen. Eine zärtliche Zunge wanderte über die Kratzer, und sie schlossen sich. Der Schmerz verging, verschwand hinter einer Flut von ausnehmend konfusen Gefühlen, die ihn mit einem Mal überspülten. Er sollte den Mann besser bitten zu gehen. Er sollte seine Hand aus dem Griff lösen, der sie hielt. Er sollte etwas Sinnvolles zu sagen wissen.
    Doch ihm fiel nichts ein. Einige Zeit standen sie reglos voreinander. Dann ließ Arpad ihn los.
    „Wo ist die Katze? Ich spüre ihre Aura gar nicht. Normalerweise machen sich Katzen in ihrem Revier sehr bemerkbar.“
    „Sie hat sich verkrochen. Sie ist ein bisschen ängstlich. Vielleicht haben Sie ihr Angst eingejagt.“
    „Katzen nehmen sich vor mir in acht. Doch gemeinhin sind sie zu stolz, um ihre Furcht zu zeigen.“
    „Sie ist noch ein ganz junges Kätzchen.“ Ian fragte sich, warum er den Drang verspürte, eine Katze wegen ihres allzu furchtsamen Verhaltens zu verteidigen. „Sie hatte heute schon eine schlimme Begegnung. Ein großer, böser Hund hat sie beinahe zerrissen. Thorolf hat sie gerettet.“
    Der Sí lächelte.
    „Mein Sohn, der Held.“
    „Er hat es gut gemeint.“ Jetzt verteidigte er Thorolf.
    „Ich weiß“, sagte Arpad. Wieder standen sie einige Zeit schweigend voreinander.
    „Kann ich etwas für Sie tun?“, fragte Ian und schalt sich einen Augenblick später für die Frage. Ein Lächeln erreichte ihn und sank ihm durchs Gemüt. Er unterdrückte ein Zittern.
    „Natürlich. Die Frage ist, willst du es tun“, antwortete sein Gast leichthin.
    „Habe ich eine Wahl? Sie können mich tun lassen, was immer Ihnen beliebt.“ Er versuchte, nonchalant zu klingen, doch es gelang ihm nicht besonders gut. Er spürte die Aura von stetiger Macht, die von dem dunklen Mann

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