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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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ausging.
    „Das kann ich. Doch dir lasse ich das Recht zu wählen. Nur wenige Menschen erhalten diesen Vorzug. Willst du mir nicht einen Sitzplatz anbieten?“
    „Nein“ wäre jetzt die richtige Antwort.
    „Bitte nehmen Sie Platz, Graf Arpad.“
    „Vielen Dank. Vielleicht sollte ich mir einmal diese Katze ansehen. Ich habe schon lange keine Katze mehr so schnell und so vollständig verschwinden sehen. Oder nicht gesehen.“
    „Sie ist in Thorolfs Schlafzimmer. Ich weiß es nicht, aber ich schätze, sie hat sich unter seinem Bett verkrochen. Machen Sie ihr keine Angst, Graf Arpad.“
    Der Dunkle lächelte.
    „Du magst Katzen?“
    Ian zuckte die Achseln.
    „Ja. Meine Mutter hatte eine. Nichts macht einen Ort schneller zu einem Zuhause als eine dort ansässige Katze.“
    „Stimmt. Das ist ein Talent dieser Spezies. Du möchtest also nicht, dass ich ihr Angst mache?“
    „Warum sollten Sie das wollen?“
    „Eben. Was ist mit dir, hast du Angst vor mir?“
    Ian lächelte und sog Luft zwischen seinen Zähnen ein.
    „Der Bann, den Sie mir auferlegten, ist auffällig. Ich wäre heute beinahe gestorben, Graf Arpad, und ich könnte immer noch sterben, nicht wahr? Jederzeit. Nächste Woche. Morgen. Heute Nacht ...“
    Er setzte sich seinem Gast gegenüber und blickte ihn scharf an.
    „Alle Menschen müssen sterben, Ian.“ Das klang nicht sehr tröstlich, aber es schwang auch keine Drohung in der dunklen Stimme.
    „Jedoch nicht notwendigerweise mit zwanzig und … durch Ihre Hand.“
    Der Feyon lehnte sich vor, und seine schlanken Hände hoben sich und umfassten Ians Gesicht.
    „Also hast du doch Angst. Das ist unnötig.“
    Ian lächelte.
    „Sie halten mein Leben in Händen, Graf Arpad. Finden Sie nicht, dass mir das das Recht gibt, ein wenig nervös zu sein? Heute hat mein Herz versucht zu explodieren, und das war keine angenehme Erfahrung. Es war – pure Agonie. Ich wünschte, Sie würden diesen Bann von mir nehmen. Die Angst lähmt mir den Verstand.“
    Der dunkle Mann lachte.
    „Aber nein. Dein Verstand ist in bester Ordnung. Du hast Angst um dich, und gleichzeitig hast du noch genug Seelenruhe, um dir um Thorolfs Stubentiger Gedanken zu machen. Solange du deine Sorge so weit und großmütig verstreuen kannst, denke ich, müssen wir uns um deinen Verstand keine Sorgen machen. Er ist in ausgezeichneter Form. Hab keine Furcht vor mir.“ Fast klang die Stimme einschmeichelnd.
    „Ist das ein Befehl?“
    „Ein Vorschlag. Ich könnte dich zur Ruhe zwingen, doch das will ich nicht. Aber wenn ich dich töten wollte, wärst du bereits tot. Ich bin ein sehr schneller Jäger. Oder hältst du mich für grausam? Glaubst du ich spiele mit meiner Beute, bevor ich sie zur Strecke bringe? Denkst du, dass es mir Freude bereitet, dich zu quälen? – Tut es nicht. Wirklich nicht.“ Ein Daumen strich schmeichelnd über seine Wange. „Ich halte dein Leben in meinen Händen, wo ich viele Leben halte. Jede Nacht. Dennoch nehmen die Menschen diese Hände gemeinhin als sanft wahr.“
    Ian riss sich los, stand auf und wandte sich ab, während er dunkelrot anlief. All dies war entschieden zu nah, um noch in Ruhe verdaut zu werden. Er konnte keinen geraden Gedanken fassen. Die widersprüchlichen Reaktionen seines Verstandes und seines Körpers halfen ihm nicht ein bisschen. Dennoch war er sich sicher, dass er diesmal nicht manipuliert wurde. Er fühlte nicht das fast schmerzhafte Kribbeln, das er verspürt hatte, als der Mann ihn in der Nacht zuvor vollständig beherrscht hatte. Er hatte einfach nur ein Gespräch mit einem interessanten Gast, und es gab keinen Grund, sich zu fürchten.
    „Ich schaue besser mal nach der Katze …“
    Er merkte, dass er verunsichert klang. Doch er konnte schlichtweg nicht sitzen bleiben und die Unterhaltung fortführen. Die Hitze im Raum erschien ihm auf einmal unerträglich.
    Er betrat Thorolfs Zimmer und sah sich um. Das Kätzchen war nirgends zu sehen. Er kniete sich vors Bett und sah drunter. In der hintersten Ecke glühten zwei Augen im Dunkeln.
    „Catty. Komm raus. Er tut dir nichts.“
    Die Katze rührte sich nicht.
    „Komm schon, du Feigling. Wovor hast du Angst?“
    Er hörte ein Kichern von der Tür her.
    „Versuchst du, der Katze den Mut zu machen, den du selbst gern hättest?“
    Ian stand auf, ohne sich umzudrehen.
    „Ich schlage vor“, fuhr der Vampir fort, „du lässt die arme Katze in Ruhe unter dem Bett, wenn sie sich dort sicher fühlt. Ich werde ihr nichts tun.

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