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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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verabscheute ihre moralische Gleichgültigkeit und ihre herablassende Art gegenüber menschlichem Leben.
    Die Fey. Er wusste, dass sie existierten, doch er versagte es sich, den Weißhaarigen mit seinem Verdacht zu konfrontieren. Unter den Anwesenden konnte ihn eine solche Äußerung sein Renommee kosten. Zudem mochte es gefährlich sein. Die Sí waren sehr darauf bedacht, ihre Geheimnisse für sich zu behalten, und ihnen galt weder ein Menschenleben, noch das intakte Gedächtnis eines Menschen besonders viel.
    So wandte er sich Thorolf zu, der ihm in der Diskussion zur Seite gestanden hatte.
    „Ich danke Ihnen. Ihr Urteil über mich ist sehr schmeichelhaft.“
    Der Künstler verneigte sich und wandte sich dann wieder dem Engländer zu.
    „Was ist mit Ihnen? Würden Sie einen Logensitz außerhalb des Karussells annehmen?“
    Eine Hand berührte sanft den Arm des Malers.
    „Das würde er mit Sicherheit“, sagte Fray Lybratte und lächelte gutmütig. „Aber gelegentlich würde er aufspringen und ein paar Runden mitreiten, denn sich im Kreis zu drehen ist immer noch besser, als sich gar nicht zu bewegen. Zumindest für die meisten von uns.“
    „Sie tun, als ändere sich nie etwas in unserem Leben!“, sagte Treynstern und klang ein wenig angespannt dabei. „Aber dem ist nicht so. Dinge ändern sich laufend. Manchmal werden sie besser, manchmal schlechter. Wir entwickeln uns und wir lernen dazu. Manchmal lernen wir Dinge, die wir nie wissen wollten.“
    Lord Edmond lächelte und vermittelte dabei den Eindruck, als glaube er, jedem an Wissen überlegen zu sein. Die Haltung ärgerte den Invaliden. Der Engländer war das letzte Mal um einiges charmanter gewesen. Heute betrug er sich wie ein arroganter Fürst, dem es Freude machte, seinen Hofstaat zu malträtieren. Dabei wirkte er zutiefst unzufrieden, geradeso als hätte ihm jemand den Gehorsam verweigert.
    „Aber sicher lernen Sie immer wieder Neues, Herr Treynstern“, gab Lord Edmond zurück und lächelte dünn. „Das Holzpferd, auf dem Sie im Karussell reiten, mag aber nicht allzu fest am Boden menschlichen Daseins festgeschraubt zu sein.“
    „Wie meinen Sie das?“, fuhr Thorolf ärgerlich auf. Asko sah, dass er vor Zorn ganz bleich geworden war. Die Kreatur hatte nun auch das sonnige Gemüt des Österreichers durchschnitten.
    „Machen Sie sich nichts draus, Herr Treynstern“, beschwichtigte Lucilla und lächelte besonders entzückend. „Unser Freund genießt es, in Rätseln zu sprechen. Es muss überhaupt nichts heißen. Außer vielleicht, dass man ihn von seinem eigenen Holzpferd gerade erst verscheucht hat.“
    Der Weißhaarige lächelte und verneigte sich zuerst vor Frau Lybratte dann vor Asko und Treynstern.
    „Ich bitte um Verzeihung. Ich bin übers Ziel hinausgeschossen.“
    „Allerdings“, schalt Lybratte. „Unser Thema war die Zeit an sich und nicht Holzpferde und Ringelspiel. Ich habe darüber nachgedacht, was wäre, wenn wir Zeit genauer definieren könnten. Würden wir dann an ihr entlang reisen können wie eine Lokomotive auf Gleisen, von hier nach da?“
    „Genau das tun wir doch“, unterbrach Feuerbach. „Interessant ist nur die Frage, ob wir die Geschwindigkeit frei bestimmen können – oder die Richtung.“
    „Mit Dampfkraft?“, fragte seine Lordschaft wegwerfend.
    „Mit Feyonkraft“, gab Asko zurück und lächelte in die Runde. „Wir bitten Herrn von Schwind, dass er es malt. Er ist immerhin der Spezialist, wenn es um Legenden geht. Tir Na N ’ og im Dampfzeitalter. Der Barde singt Wagnerarien am Hof der Elfenkönigin, und wenn er damit fertig ist, steigt er auf seine Lokomotive und reist zurück in seine eigene Zeit.“
    Nun starrten ihn alle an. Doch das war einerlei. Nur Thorolf grinste und führte den Gedanken fort.
    „Nachdem der Hof der Elfenkönigin vermutlich auch rückwärts durch die Zeit reisen kann, kann er sich die gleiche Musik beliebig oft anhören. Wenn man darüber nachdenkt, wäre das schon eine erstrebenswerte Sache, einfach in die Vergangenheit zu reisen, um ein bestimmtes Musikstück zu hören so oft man will.“
    „Da wäre es vermutlich leichter, ein Gerät zu entwickeln, das Klang speichert“, entgegnete Asko. „Klang kann man immerhin genau definieren.“
    „Man kann? Wie?“, fragte Lucilla.
    „Das ist einfach“, versicherte der Maler mit einem Grinsen. „Ich kann ’ s hören, also ist es Klang.“
    „Das würde bedeuten“, warf Feuerbach ein, „dass alles, was Sie persönlich nicht

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