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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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hatte, wie er über weibliche Geschlechtsteile las, lehnte sich der Feyon neben ihm im Sofa zurück und lachte kichernd.
    Er hatte mit dem Lachen aufgehört, als Ian ans Ende seiner Geschichte kam.
    „Du hast das Bewusstsein verloren?“
    Ian nickte verärgert.
    „Ich bin in Ohnmacht gesunken wie ein Mädchen. Habe mir sogar noch den Kopf dabei angeschlagen.“
    „Aber dein Großmeister glaubte, du seist verliebt?“
    Ian lief rot an.
    „Ich bin froh, dass er das missverstanden hat. Ein zweites Mal macht er den Fehler vielleicht nicht.“
    „Dann solltest du besser daran arbeiten, dich zu verlieben. Natürlich nur, um den Eindruck aufrechtzuerhalten.“ Der Vorschlag klang nicht ein bisschen süffisant. „Das könnte helfen.“
    Ian schielte ihn von der Seite an. Die schwarzen Augen, die auf ihm ruhten, waren nicht feindselig und auch nicht uninteressiert. Sie enthielten ein Versprechen, das er lieber nicht verstehen wollte und das er versuchte, gar nicht erst zu sehen. Die Schattenaura, die den Mann umgab, funkelte wie eine sternenklare Nacht. Sie berührte ihn, lud ihn ein. Wie schwarzer Samt war sie, weich und tief, und gar nicht kalt oder harsch.
    Er versuchte, sich von der Ausstrahlung und von der Reaktion, die sie in ihm auslöste, loszureißen. Tief durchatmen, sagte er sich. Ganz tief durchatmen. Dies war ... eigentümlich.
    „Ich bin keine berühmte Operndiva. Es ist nicht wahrscheinlich, dass ich mich im Charme eines gutaussehenden, dunklen Fremden verstricke. Aber wo wir davon sprechen: Wie geht es der entzückenden Mlle. Denglot?“
    „Ausgezeichnet. Sie singt an der Scala und konnte mich nicht hierher begleiten. Ihr Publikum liegt ihr zu Füßen, und Dutzende von Anbetern schicken ihr Blumen, Liebesbriefe und sogar Preziosen – ganz umsonst.“
    „Aber Sie beide sind …“
    „Ja, mein Junge, wir beide sind … wie eh und je. Doch mach dich von der Illusion frei, dass mich das bindet oder irgendwie monogam macht. Ich könnte nicht monogam sein, selbst wenn ich es wollte. Ich würde verhungern. Sie weiß das.“
    Ian grübelte darüber nach.
    „Das ist sicher nicht leicht für sie“, sagte er schließlich. „Sie machen es Menschen nicht eben einfach. Es ist eine zweischneidige Wohltat, von Ihnen … zum Freund erkoren zu werden.“
    Der Feyon lehnte sich zurück.
    „Ich bin, wer ich bin. Sie hat das akzeptiert, und es gelingt ihr, mich trotz meiner Eigenarten zu lieben. Letztlich geht es genau darum. Zu akzeptieren, zu vergeben und zu geben.“
    Nun war es an Ian zu lächeln.
    „Sie klingen wie ein Wanderprediger.“
    „Dennoch ist richtig, was ich sage.“
    Eine Weile schwiegen sie. Ian versuchte, seine Gefühle zu sortieren, und holte tief Luft.
    „Sind Sie denn gekommen, um Thorolf zu sehen oder um zu speisen?“
    „Das eine ist mir so lieb wie das andere.“
    „Oder mich umzubringen?“
    „Dich umzubringen ist jederzeit möglich. Es ist leicht.“
    Ian zuckte zusammen.
    „Doch ich würde lieber von deinem Blut trinken, dich leben lassen“, fuhr der Feyon fort, „und dir beibringen, was Genuss ist.“
    „Sie können mich dazu zwingen?“ Es war keine Frage.
    „Menschen, die ich mag, lasse ich die Wahl. Du ... darfst wählen.“
    Ian sah auf, senkte dann wieder den Blick und verfluchte seinen rotblonden Teint, der ihn schon bei der leisesten Provokation dunkelrot anlaufen ließ. Nicht, dass diese Provokation besonders leise gewesen war.
    „Was soll ich jetzt machen?“, fragte er und erwartete gar keine Reaktion darauf, denn letztlich hatte er nicht wirklich seinen Gast gefragt. Dennoch bekam er eine Antwort.
    „Du könntest mich bitten zu gehen. Oder du könntest deinen steifen Kragen öffnen und dich ein wenig zurücklehnen. Lass los. Schicke deine Hemmungen auf eine kleine Reise. Dein sittsam braver Presbyterianerhintergrund hat dir nicht geholfen, als du Hilfe brauchtest. Rausgeworfen hat man dich. Ich denke, es ist an der Zeit, dass du dir deine eigenen moralischen Werte schaffst – auf der Grundlage deiner eigenen gesunden Anschauungen.“
    „Sie erwarten eine Menge. Eine Menge Vertrauen und eine Menge … anderer Dinge.“
    „Aber was genau erwartest du denn?“
    „Ich weiß nicht. Ich weiß es absolut nicht, und ich wünschte, ich wüsste es.“
    Ian lehnte sich zurück und schloss einen Augenblick lang die Augen, um sich die Träume ins Gedächtnis zurückzuholen, die er gehabt hatte, bevor sein Leben sich so drastisch verändert hatte. Irgendetwas Sinnvolles

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