Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
sind Invalide. Ihr Ableben würde niemanden verwundern.“
Sie klang nachdenklich. Offenbar überdachte sie ihre Optionen. Ganz kühl ging sie dabei vor, unemotional und sachbezogen. Sie ging mit seinem Leben um, als überlege sie sich einen guten Platz für eine Blumenvase – und was um Himmels willen waren synaptische Punkte?
„Bieten Sie mir diese Spannung als Extrabonus oder überlegen Sie noch?“ Jetzt war er wütend, natürlich hatte er auch Angst, doch seltsamerweise nicht so sehr um sich selbst als darum, wie es Charly treffen würde. Charly würde trauern. Sie würde versuchen herauszufinden, was tatsächlich vor sich gegangen war. Seine verwundbare Charly, die immer versuchte die kühle, optimistische Partnerin zu spielen und dabei über ihr eigenes Herz stolperte.
Er hatte sie nicht mal zum Abschied geküsst. Gar nicht hatte er sie geküsst, und jetzt war es zu spät.
„Ich kann mir Zeit lassen, mein menschlicher Freund. Ich habe alle Zeit der Welt. Wörtlich.“
„Ich bin nicht Ihr Freund“, sagte er ruhig und wunderte sich über seine Beherrschung. „Aber tun Sie mir einen Gefallen und nennen Sie mich nicht ‚Sterblicher ‘ mit der üblichen Untergangsstimme, die Ihre Rasse so gerne verwendet, und um Himmels willen, spielen Sie nicht Katz und Maus mit mir. Tun Sie, was Sie tun müssen. Ich bin nicht in der Lage, Sie aufzuhalten, und ich bin schlichtweg zu stolz, um meine Kräfte damit zu vergeuden, Sie mit nichts als Worten anzugreifen.“
Helle, funkelnde Augen blickten in die seinen, und die Welt drehte sich. Er spürte ihren Körper ganz nah an seinem, viel zu nah, intim beinahe. Charly hielt Distanz. Diese Frau nicht. Er hasste sie dafür. Er war verheiratet. Er wollte niemandem in den Armen liegen außer Charly. Aber selbst das erlaubte er sich nicht. Dafür gab es einen Grund. Dennoch konnte er diese Frau nicht davon abhalten, ihn wie einen Buhlen in den Armen zu wiegen, während sie sich überlegte, wie sie ihn am besten loswurde. Die Bedrohung war furchteinflößend, doch die Unverschämtheit überwältigend.
„Aber, aber! Sie sind mir ein kaltschnäuziges Exemplar.“ Sie lachte. „Sie schreien gar nicht um Hilfe? Sie bitten nicht um Gnade? Keine Appelle an meine innere Güte?“ Ein sarkastisches Lächeln lag auf jenen perfekten Lippen, die nur etwa ein Zoll weit von den seinen entfernt waren. Einen einzigen Augenblick lang sehnte sich sein Körper danach, sie zu küssen, eine Sekunde später empfand er Ekel ob dieser Anwandlung. Was ging ihm da nur durch en Kopf?
„Ob Sie Güte besitzen, weiß ich nicht“, gab er zurück. „Ich weiß aber, dass Ihre Art zu Gnade fähig ist, so sie das wünscht. So sie einen Vorteil darin sieht. Sehen Sie einen Vorteil darin?“
„Ihre Meinung von mir ist ja nicht eben hoch. Sollten Sie nicht wenigstens Ihren Jungmännercharme aktivieren, um mich Ihres Stillschweigens zu versichern?“
„Ich bin nicht naiv genug dafür. Ich bin in Ihren Händen. Was immer ich auch tun mag, es wird Ihre Entscheidung kaum beeinflussen.“
Er mochte im nächsten Augenblick tot sein. Doch sein Stolz hielt ihn zusammen. Mehr hatte er ohnehin nicht mehr zu bieten. Ein großer Teil von ihm war in der Schlacht von Königgrätz gestorben, doch der Stolz hatte überlebt, war der Stoff, der ihn weitermachen ließ; war aber auch das, was ihn auf Distanz zu all jenen hielt, die ihn liebten, denn Abstand war leichter als Scham. „Sie werden tun, was immer Sie tun wollen. Was Ihnen gerade passt oder was Ihnen Vergnügen bereitet. Ich könnte Sie noch nicht einmal bekämpfen, wenn Sie nichts weiter wären als die Menschenfrau, die Sie vorgeben zu sein. Ich habe inzwischen Übung darin, das Unvermeidliche zu akzeptieren, hehre Dame. Eben das Unvermeidliche habe ich monatelang jeden einzelnen Augenblick vor Augen gehabt. Ich werde mich gewiss nicht dazu nötigen lassen, Sie mit nutzlosen Bitten zu belästigen.“
Sie lächelte. Ihr Atem war minzfrisch. Asko spürte ihre absolute Perfektion und fand sie entsetzlich. Doch Entsetzen blieb nicht das einzige Gefühl, das sie hervorrief. Sie spielte mit seiner männlichen Wertschätzung, das war deutlich zu merken.
Er wehrte sich nicht, benutzte nur ihre Kraft, um stehen zu bleiben. Ihr Körper schmiegte sich an den seinen, so perfekt gestaltet wie ihr Antlitz.
„Kein Flehen?“ Sie klang amüsiert. „Dabei sind wir doch als Gattung dafür bekannt, Menschen Wünsche zu erfüllen. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was
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