Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
die Art von Antwort, die Sie Valerios geben, wenn er Sie etwas fragt? Das muss Sie doch direkt auf die erste Zeile seiner endlosen Liste von Verdächtigungen und Verdächtigen katapultieren.“ Douglas Sutton lachte.
„Ich bin kein Verdächtiger, Bruder Douglas. Wenn Sie mich für verdächtig halten, verstehe ich nicht, warum Sie unbedingt mit mir Bier trinken wollen. Fragen können Sie mir auch im Logenhaus stellen, und dort können uns keine Laien zuhören – außer der Pflegerin. Wobei ich glaube, dass man dafür gesorgt hat, dass sie nichts mitbekommt, was sie nicht wissen soll.“
„Ich habe mich schon gefragt, wann wir wieder auf die Dame zu sprechen kommen“, seufzte Mr. Sutton.
„Eigentlich würde ich am liebsten nicht auf sie zurückkommen.“
„Das ist verständlich. Ich habe sie mir heute genauer angesehen.“
„Das war nicht nett. Ich bin sicher, man hat sie aufgrund ihrer Erfahrung in der Pflege ausgesucht und nicht aufgrund ihres Aussehens. Wenn ich im Koma läge, wäre mir eine gute Krankenpflegerin vermutlich lieber als jemand, der nur ein hübsches Gesicht und hübsche Waden zu bieten hätte.“
„Da mögen Sie recht habe, obgleich es sündhaft ist, eine hübsche Wade auszuschlagen.“ Der Adept grinste. Sie waren nun vor einem kleinen Wirtshaus angelangt. Ein schmiedeeisernes Schild, das einen etwas unförmigen Bären zeigte, hing über der dicken hölzernen Eingangstür. Wenige Fenster weiter führte eine weitere Tür in das Gebäude. Ian blickte sich zweifelnd um.
„Sie sind erst vor ein paar Wochen in dieses Land gekommen, nicht?“, fragte der Adept. „Dann kennen Sie vermutlich die Segnungen der Gassenschenke noch nicht. Die kleine Tür dahinten ist sozusagen der Hintereingang, da können Sie mit Ihrem Krug von zu Hause kommen und ihn mit Bier füllen lassen – oder mit was auch immer – und dann Ihr Getränk mit nach Hause nehmen und beim Abendessen konsumieren. Sehr zivilisiert, finde ich. Wir aber werden hier durch den Haupteingang reingehen. Folgen Sie mir.“
Der Amerikaner öffnete die schwere Tür und trat in einen dunklen Raum. An drei Seiten liefen Bänke um die Wände. An der vierten stand ein Schanktisch. Ein rotgesichtiger Mensch in Lederschürze über seiner einfachen Kleidung und mit einer bestickten Kappe auf seinem Haupt stand dahinter und nickte den neuen Kunden zu. Dem Lächeln, das diesen kurzen Gruß begleitete, nach zu urteilen, war Douglas Sutton nicht zum ersten Mal hier.
Der Adept winkte Ian zur hintersten Ecke.
„Da. Nehmen Sie Platz! Die Bänke sind hart, aber das Bier ist vorzüglich. Sie brauen es selbst, müssen Sie wissen. Ich werde Ihnen nicht vormachen, es sei schwach, denn das ist es nicht. Aber ich weiß natürlich nicht, wie es im Vergleich zu schottischem Gebräu ist.“
Er gab dem Wirt ein Zeichen, und dieser begann, Bier aus einem Fass zu zapfen. Ian sah ihm interessiert und auch ein wenig misstrauisch zu. Der irdene Becher, der da eben gefüllt wurde, schien ihm ausgesprochen übertriebene Dimensionen zu haben. Wenn er den ganz leerte, würde er sturzbesoffen sein. Er war an Alkohol nicht gewöhnt, und schon gar nicht in solchen Mengen.
Der Wirt brachte die beiden Seidel und stellte sie mit Schwung auf den rohen Holztisch. Etwas von dem Schaum lief über und rann an dem grauen Gefäß entlang nach unten.
„Danke. Sie können gehen“, sagte Sutton mit einem freundlichen, jovialen Lächeln und einer kleinen Handbewegung. Die Geschwindigkeit, mit der der Wirt daraufhin den Tisch verließ, sprach für das Talent des Adepten, Menschen zu manipulieren, ohne dass man es groß merkte. Douglas Sutton war gut. Ian bemerkte, dass sie zu dieser Tageszeit die einzigen Gäste waren.
„Wissen Sie“, begann Sutton, „wo ich herkomme, würde man das einen Saloon nennen. Schmeckt Ihnen das Bier?“
Ian versuchte es. Das dunkle Gebräu war würzig und stark, schmeckte aber fabelhaft. Er nickte.
„Danke. Es ist wirklich gut.“
„Freut mich. Man nimmt Bier in diesem Land sehr ernst. Wissen Sie, dass es hier sogar einmal einen Bierkrieg gab? Die Brauereien hatten ihre Preise erhöht, und die Bevölkerung hat in den Straßen rebelliert. Die Obrigkeit musste einschreiten. Keine andere Entscheidung – politisch oder sonst wie – hat die Gemüter je so erregt wie ein höherer Bierpreis. In den letzten fünfzig Jahren haben die Bayern Napoleon im Land gehabt, haben mal mit und mal gegen ihn gekämpft, haben komplett neue Gesetze bekommen,
Weitere Kostenlose Bücher