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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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haben die Säkularisation – die Verstaatlichung kirchlichen Eigentums – über sich ergehen lassen, einen König wegen einer Affäre mit einer dubiosen Tänzerin abdanken lassen und anderes mehr. Den Eisenbahnbau und den ganzen technischen Fortschritt haben sie einfach so verkraftet. Aber als der Bierpreis anzog, das war zu viel.“
    Ian grinste seinen Kollegen an.
    „Bruder Douglas, haben Sie mich hierher entführt, um den Bierpreis zu besprechen? Oder machen Sie nur höfliche Konversation, bis Sie glauben, ich sei besoffen genug, um die Fragen zu beantworten, die Sie mir in den heiligen Hallen unserer Loge nicht stellen wollten?“
    Der Mann ihm gegenüber bedachte ihn mit einem eigentümlichen Blick und begann zu kichern.
    „Eins ist mal klar, ein Idiot sind Sie nicht, McMullen!“
    „Aroria nimmt keine Idioten auf“, gab er zurück. „Sie hatten zwar ihre Zweifel, ob sie mich nehmen wollten, das gebe ich gerne zu, aber der Grund hierfür lag keinesfalls in meinen mangelnden geistigen Fähigkeiten. Glauben Sie denn, Großmeister Urqhart und die anderen Kommissionsmitglieder haben einen Fehler gemacht, als sie mich aufgenommen haben?“
    „Glauben Sie das denn?“, fragte Bruder Douglas mit einem Lächeln zurück.
    „Nein. Es stimmt schon, vor meinem Abenteuer mit dem Traumweber hatte ich keineswegs eine solche Karriere angestrebt – aber damals mag ich vielleicht auch gar nicht die Begabung dafür besessen haben. Meine ursprünglichen Ziele lagen ganz wo anders. Nur waren meine Optionen nach dem Ereignis nicht mehr dieselben. Meister des Arkanen zu werden ist schlichtweg mein einziger Ausweg geworden. Das heißt aber nicht, dass es mir keinen Spaß macht. Es ist interessant – und sehr anders als meine Eltern sich das vorstellen. Sie denken vermutlich, wir sitzen um Kristallkugeln, schwingen Zauberstäbe und sagen dazu kleine, dämonische Verslein auf. Tatsächlich ist das Studium aber die umfassendste Ausbildung, die man überhaupt bekommen kann. Ein studium generalis an einer hervorragenden Universität könnte nicht fordernder und tiefschürfender sein. Eine Ausbildung zum Priester oder Pfarrer würde einem nicht mehr an Moral, Ethik und Sensibilität abverlangen.“
    „Glauben Sie, dass Meister des Arkanen moralischer und ethischer handeln als andere?“
    Ian runzelte die Stirn.
    „Vermutlich nicht. Die Verpflichtung zur Ehrlichkeit ist aber etwas, das uns bindet, und vielleicht ist sie auch Grundvoraussetzung für eine bestimmte Art von Altruismus.“
    „Sie sind ein Romantiker. Das sollten Sie nicht sein. Meister sind nicht per definitionem altruistisch. Der, der Sie in Ihrem Abenteuer bekämpft hat, wird eine ähnliche Ausbildung erhalten haben, und doch hätte er Sie ohne zu zögern umgebracht oder einfach sterben lassen.“
    „Er gehörte mit ziemlicher Sicherheit zur Bruderschaft, und die denkt, dass die Fey und alle, die mit ihnen zu tun haben, ohnehin das Recht zu leben verwirkt haben. Nach unserem Dafürhalten mag das amoralisch sein. Doch die moralischen Vorstellungen seiner eigenen Gilde hat er nicht verletzt.“
    „Was sagt uns das? Wenn die Vorstellungen, was richtig ist oder falsch, so weit variieren, wie können Sie annehmen, dass die Macht, die wir ausüben – und die auch Sie irgendwann ausüben werden – ausschließlich positiv sein kann? Mehr als ein Adept oder Meister hat sich schon von den enormen Möglichkeiten verführen lassen, die demjenigen offenstehen, der seine Mitmenschen manipulieren kann. Es gibt vermutlich weitaus mehr abtrünnige Magier als irgendeine Loge gerne zugibt. Dass man sie nicht allzu systematisch verfolgt und beseitigt, liegt nur daran, dass die Logen nicht in die Fußstapfen der Inquisition – und letztlich der Bruderschaft – treten wollen. Das Arkane lässt sich ohne Disziplin nicht meistern, doch auch nicht ohne Gedankenfreiheit. Ist Ihnen klar, dass es Brüder in Aroria gibt, die Sie für gefährlich halten?“
    Ian nahm noch einen Schluck Bier.
    „Ja. Ich verstehe ihre Besorgnis. Es ist schwierig mich zu durchschauen. Für Leute, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als alles und jedes zu analysieren, muss das sehr frustrierend sein. Niemand kann meine Motive mit absoluter Sicherheit vorhersagen. Das kann man bei anderen im Grunde genauso wenig. Aber wegen des Fey-Elements, das mich berührt hat, ist das viel schwieriger zu ignorieren. Meine Kenntnisse das Arkane betreffend sind durchaus nicht größer als die jedes anderen Primaners.

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