Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
überlief sie erneut. Gegen Leute, die in der Lage waren, sie magisch zum Gehorsam zu zwingen, konnte sie nichts ausrichten. Sie hatten nicht wirklich gewollt, dass sie blieb, sonst wäre sie geblieben. Das mochte daran liegen, dass die beiden Frauen nicht genau dasselbe wollten; die Diskrepanz ihrer Ziele hatte ihr geholfen. Charly besaß kein arkanes Talent abgesehen von dem, magische Manipulationen zu spüren, die direkt gegen sie eingesetzt wurden, und dieses Talent war nicht angeboren, sondern war ihr von einem Feyon-Freund in ihrer Kindheit verliehen worden. Es war eine durchaus zweifelhafte Wohltat, wenn man wusste, dass jemand magisch gegen einen vorging, man aber nichts gegen den Bann unternehmen konnte.
„Wir sind machtlos. Du merkst nicht mal, dass sie uns manipulieren, und ich kann nichts dagegen tun. Ich habe ihnen geglaubt. Ich habe ihnen sogar geglaubt, als ich merkte, dass sie mich bereits beeinflussten. Ich habe meine ganze Kraft gebraucht, nur um meine Gedanken zusammenzuhalten. Noch einmal kann ich ihnen nicht gegenübertreten.“
„Wir brauchen arkane Hilfe.“
„Ja.“
„Arpad ist in der Stadt.“ In Sophies Stimme lag ein Seufzen. Charly wusste, ohne dass man ihr es gesagt hatte, dass ihre Freundin nie aufgehört hatte, den dunkeln Grafen zu lieben. Die Witwe in den Fünfzigern zog es vor, ihm nicht zu begegnen. Sie fühlte sich verunsichert durch die Tatsache, dass sie gealtert war und er noch aussah wie damals, jung, gutaussehend und verführerisch.
„Weißt du, wo er sich aufhält?“
„Wahrscheinlich in einem guten Hotel. Er mag es bequem, und jetzt wird er wohl bald jagen gehen. Aber Arpad ist nicht die einzige arkane Hilfe, die wir bekommen können. Da gibt es auch noch Thorolfs Wohnungsgenossen. Er studiert in einer Magierloge. Er könnte dort um Hilfe bitten.“
„Dann fahren wir zu der Wohnung. Dein Sohn weiß vermutlich auch, wo man Arpad finden kann.“
„Ja.“ Sophie seufzte. „Ich habe nicht damit gerechnet, ihn so schnell wiederzusehen.“
„Das verstehe ich“, erwiderte Charly und legte ihre Hand auf den Arm ihrer Freundin. „Ich werde allein zu ihm gehen.“
„Das wirst du nicht, mein liebes Kind. Ich kann wohl nicht gut zulassen, dass eine junge Dame allein nach Einbruch der Dunkelheit einen Künstler in seiner Wohnung aufsucht. Das wäre skandalös. Denke an deinen Ruf!“
„Ihn nicht zu fragen könnte Asko das Leben kosten.“
„Dein Mann würde dir nicht danken, wenn sein Leben dich deine Reputation kostet. Du weißt, wie steif und korrekt er ist. Wir gehen gemeinsam.“
Eine Weile schwiegen sie.
„Was können sie nur mit ihm gemacht haben, Sophie?“
Kapitel 51
Sutton hatte das sekundenlange Aufwallen arkaner Energie deutlich gespürt. Er wusste nicht, woher es kam, und nicht, was es bewirkte. Er war sich jedoch annähernd sicher, dass es mit dem Feyon zu tun hatte, dem er gefolgt war. Er hatte gefühlt, wie die Energielinien um ihn mit einem Mal aufloderten, und bekam es ganz plötzlich mit der Angst zu tun.
Dies war, was seine Brüder gesehen hatte, ehe sie ins Koma fielen. Eine kurze Sekunde voller Blitze, die alles durchdrangen, einen schier aufspießten, in Zickzacklinien auf das eigene Leben zuschossen. Wenn er hier und jetzt zusammenbrach, in einer dunklen Seitengasse, dann waren seine Überlebenschancen keinen Pfifferling wert.
Doch keine der Linien berührte ihn, und so blieb er im Schatten stehen, reglos, versteinert fast in der plötzlichen Erkenntnis drohender Lebensgefahr. Hätte er einen Schritt weiter links gestanden, so hätte er den Pfad der Linien genau durchschnitten.
Das magische Unwetter zog an ihm vorbei. Glück. Unglaubliches Glück. Freilich glaubten Logenmagier nicht an Zufälle. Alles in der Welt hatte seinen Zweck und seinen zugewiesenen Platz unterm Firmament.
Er holte tief Luft und presste sich noch weiter in die Schatten, war sich nicht mehr sicher, ob das, was er tat, besonders schlau war.
Er hatte vorgehabt, Ians Wohnungsgenossen zu besuchen, um weitere Stücke des Puzzles zu begreifen. Er zweifelte nicht daran, dass er sich als Kunstliebhaber würde ausgeben können, um den anderen jungen Mann in ein Gespräch zu verwickeln, in dem er dann all seine magische Kunstfertigkeit einsetzen konnte, um ihn unbemerkt auszufragen. Subtilität war eine Eigenschaft, die alle Logen ihren Mitgliedern einbläuten, und wenngleich Mr. Sutton auch bewusst war, dass ihm seine Brüder gerade in dieser Disziplin nicht allzu
Weitere Kostenlose Bücher