Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
seine Wange an ihrer. Seidiges Haar fiel ihr ins Gesicht. „Deine Ehre war doch immer sicher in meinen Händen.“
Seine Zunge strich ihr über die Haut. Einen Augenblick später fühlte sie seine Magie, diese winzige und doch irritierende Manipulation, die ihr den Schmerz der Invasion nehmen würde. Sie war nicht mehr daran gewöhnt und zitterte. Er küsste ihren Hals und biss zu.
Kapitel 53
Thorolf war früh zu Bett gegangen. Die beiden vergangenen zwei Tage und Nächte hatten ihn sowohl Kraft gekostet als auch ein gutes Stück Realitätssinn. Der Angriff, die Erkenntnisse über sich selbst, der Streit mit seiner Mutter und das ungute Gefühl, dass er sich danebenbenommen hatte – all diese Emotionen drückten ihn nieder.
Es nagte an ihm. Frustration, Angst und unerfülltes Verlangen; das Ganze war in Kombination wenig wünschenswert, doch ausnehmend intensiv. Unerfreuliche Gefühle schossen ihm durch Kopf und Herz. Das Gesicht seiner Mutter erschien immer wieder vor seinem geistigen Auge, ihr ernster, bittender Blick kratzte an seinem Gemüt. Ihre schönen, grauen Augen, die so sehr um Fassung bemüht gewesen waren und doch so viel an Gefühl preisgegeben hatten. Er hatte ihr wehgetan.
Fortgeschickt hatte er sie. Etwas anderes hätte er nicht tun können. Er hoffte, Graf Arpad würde ihn nicht gerade in dieser Nacht besuchen. Er war absolut nicht in der Laune, seine Entscheidung zu diskutieren, und gleichzeitig sehr sicher, dass sein frisch gefundener Vater anderer Meinung sein würde als er.
Thorolf war zu zerschlagen, um zu streiten. Er war beinahe schon zu müde, um auch nur ein höfliches Gespräch zu führen, und beim Abendessen waren Ian und er ungewöhnlich schweigsam gewesen. Sein Wohnungsgenosse schien gerade so beschäftigt und in Gedanken, die er nicht preisgeben wollte. Der junge Magier hatte sich mit einem weiteren dicken Wälzer auf die Couch zurückgezogen, und Thorolf war schlafen gegangen.
Die Katze versteckte sich unter dem Bett, während er sich auskleidete, kam jedoch wieder hervor, als er die Bettdecke über sich zog. Sie rollte sich neben ihm auf dem Kissen zusammen, und er strich über das fluffige Katzenfell. Weiche Pfötchen stießen gegen seine Hand, die Krallen sorgfältig eingezogen. Er streichelte sie unter dem Kinn und sie streckte sich vor lauter Vergnügen nach hinten. Dann zog er an der Gaslichtkordel, und in der plötzlichen Dunkelheit konnte er ihre Augen goldrot neben sich glühen sehen.
Irgendetwas an dieser Katze stimmte nicht. Sie schien für ein Tier viel zu klug. Ian meinte natürlich, dass es gar keinen Grund für eine Katze gebe, nicht genauso intelligent wie ein Mensch zu sein, doch Thorolf wunderte sich nicht wenig darüber, wie sie ihn zu verstehen schien und auf sie beide reagierte. Vielleicht lag es ja nicht an der Katze. Vielleicht lag es daran, dass sowohl Ian also auch er eben nicht ganz durchschnittlich waren, sein Freund, weil er eine arkane Begabung hatte, und er selbst, weil er zum Teil kein Mensch war.
Er fühlte sich nicht anders, und es war schwer zu glauben, dass er anders sein sollte. Wenn die Sonne schien und er im Hellen umherspazierte, konnte er die Tatsache, dass er ein halbes Monster war, fast ignorieren. Es war dann nicht richtig, nicht wichtig, nur ein übriggebliebenes Gefühl eines besonders intensiven Alptraumes. In der grauen Dunkelheit seiner Schlafkammer jedoch erschienen die Informationen, die er über sich selbst erhalten hatte, mit einmal drohend und wirklich.
Er wäre nicht traurig gewesen, hätte er die Kreatur, die vorgab, sein Vater zu sein und es vermutlich auch war, nie mehr sehen müssen. Doch sowohl der Feyon als auch seine Mutter hatten die Existenz von Gefahren angedeutet, die seine besondere Andersartigkeit mit sich brachte, und wenn es Gefahren gab, über die er nichts wusste, so tat er gut daran, mehr darüber zu erfahren. Vernünftigerweise sollte er sich nicht davor drücken. Er hatte keine Lust, wieder etwelchen Riesenspinnen zu begegnen, und er würde sich sicherer fühlen, wenn er lernte, seine Umgebung etwas differenzierter wahrzunehmen. Das würde vieles erleichtern. Es würde ihn zum Beispiel weniger zum Spielball gewisser britischer Adliger machen, die mit seinen innersten Ängsten spielten und in ihm zu lesen schienen als wäre er ein spannendes Buch.
Möglicherweise konnte der Mann tatsächlich seine Gefühle lesen. Vielleicht steckte ja auch mehr hinter der Fassade des reisenden Engländers mit den
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