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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Gentleman, und ich verspreche Ihnen, dass ich schon vergessen habe, was ich eventuell gesehen haben könnte. Thorolf wird sich auch gleich wieder an seine gute Erziehung erinnern, wenn er sich erst mal beruhigt hat. Jetzt kommen Sie!“
    Er legte einen Arm um ihre Schultern, und obgleich ihr klar war, dass sie das nicht erlauben sollte, fühlte sie sich so doch sehr viel sicherer.
    Sie traten ins Wohnzimmer, wo Thorolf den Tisch deckte. Drei Tassen, drei Löffel, eine Zuckerdose, ein Milchkännchen. Es wirkte so seltsam alltäglich und doch in jeder Beziehung unwirklich. Der große Mann blickte ihr in die Augen, und sie beide wandten sich sofort voneinander ab, zu peinlich berührt, um den Blickkontakt zu halten.
    „Möchten Sie erst Tee? Oder möchten Sie sich erst ein paar meiner Sachen anziehen?“, fragte Ian.
    Sie fand ihre Stimme nicht wieder, als ob die Gegenwart des anderen Mannes ihr die Sprache verschlug. Ihr Blick war stur auf den Teppich gerichtet. Eine Hand führte sie zum Sofa.
    „Nehmen Sie doch Platz!“
    Es war seltsam und ungewöhnlich, wie der kleinere, jüngere Mann die Führung übernahm. Sie fand es mit einem Mal ganz leicht, sich auf ihn zu verlassen.
    „Ich bin gleich wieder da“, sagte er.
    Sie sah alarmiert hoch.
    „Gehen Sie nicht weg. Lassen Sie mich nicht allein!“
    „Sie sind nicht allein.“
    Das war das Problem. Sie würde mit Thorolf zurückbleiben, und das war ihr unangenehm.
    „Thorolf tut Ihnen nichts.“
    Doch das hatte er schon. Sie spürte seinen Blick, fühlte, wie er sich schämte, versank in ihrer eigenen Scham.
    „Tee ist in ein paar Minuten fertig“, sagte der Maler und wandte sich dem Öfchen zu. Er hatte seinen Morgenmantel angelegt. Sie hörte, wie Ian das Zimmer verließ und in seiner Kammer herumrumorte. Einige Augenblicke später war er zurück, hatte Hosen und eine Hausjacke an und brachte ihr eine extra Decke, half ihr, sich darin einzuwickeln.
    „Ist Ihnen warm genug?“, fragte er, als Thorolf vom Ofen zurückkam und die Teekanne trug.
    Beide Männer setzten sich. Sie hörte es, brachte es jedoch immer noch nicht über sich hochzusehen. Sie hatte aufgehört zu weinen, doch sie war sich nicht sicher, ob sie nicht gleich wieder anfangen würde. Thorolfs große Hand setzte eine volle Teetasse vor ihr ab.
    „Nehmen Sie Milch und Zucker? Wir haben leider keine Zitrone“, sagte er, und sie fühlte sich noch unwirklicher. Die Situation war so absurd. Ihre Gedanken rasten. Milch und Zucker. Ein Schälchen Milch für die Katze? Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht so viel Aufmerksamkeit, und eigentlich wollte sie auch keinen Tee. Sie wollte am liebsten verschwinden, durch den Boden versinken. Wenn sie schon nicht versinken konnte, dann hätte sie ihr Gesicht am liebsten wieder an der freundlichen Schulter begraben.
    Die Stille zog sich.
    Dann war er wieder vor ihr, der große, sportliche Mann, der sie zweimal gerettet hatte. Er hockte sich vor sie hin und sah irgendwie komisch aus in seinem ägyptischen Morgenmantel. Exotisch und doch vertraut.
    „Es tut mir leid“, sagte er, und sie spürte, dass es keine hohle Phrase war. „Ich wollte Ihnen nicht wehtun, und ich hatte absolut kein Recht, Ihnen solche Angst einzujagen. Bitte …“
    Sie begann zu zittern. Er streckte die Hand nach ihr aus, zog sie dann aber sofort wieder zurück.
    „Wer sind Sie?“, brach Ian die peinliche Stille, die sich schon wieder über sie gelegt hatte. „Können Sie uns das sagen? Oder ist es ein Geheimnis?“
    Sie schluckte.
    „Ich bin Catty. Catrin Lybratte. Das war ich …“ Sie hielt inne. Wie konnte man etwas erklären, das man selbst nicht verstand?
    „Lybrattes Tochter?“
    „Sie waren unsere Katze?“
    Die beiden Fragen trafen sie gleichzeitig.
    „Professor Lybratte ist mein Vater. Ich …“ Sie konnte nicht gut sagen, dass sie nachts heimlich das Haus verlassen hatte, um sich mit einem Mann zu treffen. Vielleicht würden sie ja nicht nachfragen. „… mich hat diese Spinne verfolgt. Sie haben …“ Nun sah sie doch hoch in die klaren, grauen Augen des Mannes, der immer noch vor ihr kauerte. In seinen Zügen konnte man Schuldbewusstsein und tiefe Besorgnis lesen. Ihre Blicke trafen sich, und sie senkte ihre Lider und lief knallrot an. „Sie haben mich gerettet. Zweimal.“
    Wieder streckte er die Hand nach ihr aus und zog sie zurück, bevor er sie berührte. Die Männer glaubten ihr vermutlich kein Wort. Es war ja auch gänzlich unglaublich.
    „Wie wurden

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