Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Menschenfrau. Doch es erstaunt mich, dass dich innere Werte interessieren – vom hübschen Blut in den hübschen Venen einmal abgesehen.“
„Ich mag sie.“ Es war gut, dass er nie seine Macht dazu benutzt hatte, sie zu verführen, auch wenn er eine Weile von ihrem Blut gelebt hatte. Doch das hatte sie ihm freiwillig gegeben.
„Sie macht nicht den Eindruck einer Frau, die ihren Ehemann mit einem vorbeireisenden Vampir betrügt. Sie liebt ihn. Das ist allzu deutlich.“
„Als ob ich das nicht wüsste. Darum bin ich hier.“
„Mimst du nun schon den Laufburschen für besorgte Gattinnen?“
„Nein, ich tue nur jemandem, den ich schätze, einen Gefallen.“
„Ein Vampir als gute Fee. Sehr unterhaltsam, aber schlecht besetzt. Du bist von Natur aus nicht altruistisch, mein Guter. Es ist dir schlichtweg nicht gegeben.“
Sie streckte ihm die Hände entgegen, und wider besseren Wissens nahm er sie. Ihre Finger liebkosten die seinen, und ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter in einer allzu menschlichen Anwandlung. Sie war nicht von seinem Element. Seltsam und selten war sie – selbst unter den Fey. Verführerisch, zutiefst beeindruckend und viel zu mächtig, zu alt, um in ihm mehr zu sehen als nur ein sehr kurzfristiges Ärgernis. Sie drehte seine Hände in den ihren herum und blickte sie an.
„Deine Klauen haben an Schärfe nichts eingebüsst, Torlyn Farfola Na Daoine-maithe, aber du bist nicht mehr nur ein Zerstörer. Ich nehme an, es gelingt dir, den Eindruck aufrechtzuerhalten, dass du ein wirklich netter Kerl mit lediglich einer eigentümlichen Diät bist. Vom Zerstörer hast du dich zum Heuchler und Sittenstrolch entwickelt, und zu töten hast du auch nicht aufgehört.“
Er zuckte die Achseln.
„Ich töte nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Was ist mit dir?“
Sie sah auf in seine Augen und hielt seinen Blick fest, wie er es mit den Blicken seiner Opfer tat.
„Ich töte. Wenn der Zweck wichtig ist. Ich vergeude meine Zeit nicht damit, Fliegen totzuschlagen.“
Er nickte und lächelte charmant.
„Ist der Zweck wichtig genug?“
Ein Mensch hätte ihre Bewegung gar nicht wahrgenommen. Arpad schon. Er riss die Arme hoch, streckte seine Krallen wehrhaft dem Angriff entgegen.
Dann fiel er ins Nichts.
Kapitel 55
Catrin erwachte mit einem Schlag. Ein jäher Schmerz schoss ihr durch den Körper und war schon wieder verschwunden, ließ nur einen anhaltenden Eindruck flirrender Agonie in ihr zurück, die jeden Teil von ihr durchfloss, von den Haarwurzeln bis zu den Zehen. Sie musste gejammert haben, konnte das Echo des Klangs gerade noch vernehmen.
Was hatte sie nur geträumt? Hatte sie geträumt?
Ihr fiel auf, dass es in der Kammer um einiges dunkler war als zuvor. Sie konnte nicht einmal Konturen erkennen. Die grau-in-graue Farbgebung der Nacht hatte sich in unüberwindliche Schwärze verwandelt. Wie war es nur so schrecklich dunkel geworden? Es war zum Fürchten.
Einen Augenblick später stellte sie fest, dass sie in einem Bett lag. Sie konnte ein Kissen unter ihrem Kopf fühlen, eine Decke, die sie bis zu den Schultern bedeckte, und die Gestalt einer weiteren Person neben ihr. Ihre Hand lag auf einem warmen, atmenden Körper und berührte Leinen und Knöpfe. Beinahe konnte sie einen Herzschlag spüren.
Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Die Gestalt neben ihr rührte sich, gab einen panischen Laut von sich und bewegte sich blitzschnell.
Eine große Hand umfasste ihr Handgelenk, zerrte es fort von da, wo es gelegen hatte. Die Gewalt des Griffes brach ihr fast die Knochen, und sie schrie auf. Ein hoher, weinerlicher Laut hallte durch den Raum.
Das hatte sich nicht nach Katze angefühlt. Sie war keine Katze mehr. Der Schock der Erkenntnis in all ihren Einzelheiten hatte ihren Verstand noch nicht ganz erreicht. Sie konnte noch nicht dankbar sein, und schon gar nicht fühlte sie sich erleichtert. Panik und Furcht und völlige Desorientierung waren das, was sie fühlte, und das einzige, das Schreckliche, woran sie denken konnte, war, dass sie sich nackt, verwundbar und schwach in der Schlafkammer eines Mannes befand.
Der wandte sich ihr zu, und sie konnte sein Entsetzen darüber spüren, dass er neben sich auf einmal einen Menschen fand. Er zischte geradezu. Seine Reaktion war unglaublich schnell, viel schneller als ihre. Seine Hände reckten sich nach ihr und stießen sie fort.
Ihr Verstand wirbelte vor Verwirrung. Sie fand keine Worte, obgleich sie doch in der Lage sein
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