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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Blickfeld aus.
    „Ich denke, ich ziehe mich besser in mein Zimmer zurück und erhole mich … von … meinem Sturz. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe, Mylord.“ Das klang kühl und perfekt. Gott sei Dank.
    Er half ihr auf. Sein Griff war sicher, stark aber nicht Besitz ergreifend. Besonders groß war er nicht, stellte sie fest. Nur wenig größer als sie selbst. Seine schlanke Gestalt wirkte jung und athletisch, seine Bewegungen waren elegant und geschmeidig.
    Er nahm ihre rechte Hand in die seine, beugte sich formvollendet darüber. Wo ihre Hände sich berührten, konnte sie erneut die sternenklare Sommernacht auf ihrer Haut fühlen.
    „Ich freue mich, dass ich behilflich sein konnte, Fräulein Lybratte“, sagte er. Dann sah er ihr wieder in die Augen, und sie hatte das Gefühl, in seinem Blick zu ertrinken. Er war stark und zuverlässig, jemand auf den man sich stützen konnte, jemand, der einem helfen konnte, lauernde Schatten zu verjagen. Er fürchtete sich gewiss nicht vor Schatten.
    Sie nahm ihre ganze Konzentration zusammen, um ihn nicht abermals zu berühren.
    „Ich geselle mich jetzt wohl besser zu den anderen Gästen“, sagte er und wandte sich zum Gehen.
    „Mylord …“ Sie hielt ihn zurück. „Bitte seien Sie so nett und sagen Sie meiner … der Gattin meines Vaters nicht, dass sie mich getroffen haben!“
    Er schenkte ihr ein verschmitztes Grinsen. Die Augen funkelten. Diese Augen …
    „Ist sie so streng?“
    Catrin lief rot an und fand keine Worte.
    „Dann bleibt es unser Geheimnis, mein Fräulein. Glauben Sie mir, meine süße, topasäugige Schönheit, ich habe absolut keinen Grund, Ihrer Mutter irgendetwas über unser Zusammentreffen zu erzählen.“
    Er lächelte, und sie lächelte zurück, ehe sie es noch merkte. Sie fühlte sich so sehr zu ihm hingezogen, dass sie sich beinahe mit Gewalt daran hindern musste, ihm nicht zu folgen. Er wandte sich der Treppe zu und lief beinahe lautlos nach unten. Dann hielt er noch einmal inne, blickte zu ihr zurück und schien keinesfalls erstaunt, dass sie noch immer dort stand und ihm hinterhersah. Sie selbst hätte sich am liebsten geohrfeigt vor lauter Peinlichkeit.
    „Wie ist Ihr Name, schöne Maid?“, fragte er und verneigte sich temperamentvoll in einer altmodischen Ehrbezeigung.
    „Catrin.“
    „Ich werde Sie wiedersehen, schöne Catrin“, versprach er, und seine Augen lächelten. „Ich denke, ich muss Ihren Vater wirklich häufiger besuchen. Sehr viel häufiger.“
    Sie nickte, wusste aber nicht genau, was sie darauf zur Antwort geben sollte. Es war ein Kompliment gewesen. Tatsächlich war es sogar etwas mehr als nur ein Kompliment gewesen. Sehr viel mehr. Ihr Herz schlug stürmisch.
    Jetzt hatte sie immerhin einen Grund, nicht davonzulaufen. Er würde nun häufiger kommen, hatte er gesagt, und sie würde immer da sein.

Kapitel 7
    „Das ist nur eine Theorie“, sagte Ludwig Feuerbach. „Eine kreative, aber dennoch nur eben dies. Ich bin noch nicht einmal überzeugt, dass es eine wirklich nutzbringende Theorie ist.“
    „Alles Denken ist vorderhand theoretisch.“
    „Wollen Sie denn dafür den Beweis erbringen, Professor?“
    „Ich habe es vor.“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen soll.“
    „Sie beschäftigen sich damit, Kant zu widerlegen, Feuerbach. Die meisten Menschen halten das für ebenso unmöglich.“
    „Aber dabei geht es um Philosophie. Was Sie beweisen wollen, gehört in den Bereich der Physik und Mathematik.“
    „Sie tun Ihrer Wissenschaft unrecht, wenn Sie glauben, Philosophie wäre nicht genauso beweisbar und logisch wie Physik. Beide Disziplinen versuchen die Welt zu definieren.“
    „Professor Lybratte, Sie lehren Mathematik. Sie definieren mit der Hilfe von Zahlen. Ich bin Philosoph, ich muss mich mit der Bedeutung an sich begnügen. Zahlen sind da weitaus objektiver.“
    „Wir urteilen alle subjektiv. Wie auch sonst?“
    „Sie wollen mir doch nicht erzählen, es gäbe in der Mathematik keine objektive Wahrheit – und das, wo Sie selbst Mathematiker sind?“
    „Möchten Sie noch ein Glas Punsch, Herr Feuerbach?“, fragte Frau Lybratte und lächelte. Der Philosoph schüttelte ungeduldig den Kopf, dann sah er zur schönen Dame des Hauses hinüber und lächelte entschuldigend.
    „Nein danke, Frau Lybratte.“
    Professor Lybratte sah seine schöne Gattin an, und das Herz ging ihm auf. Ihr grüngoldenes Seidenkleid war von allererster Eleganz, schimmerte weich und kühl und gab den Blick auf ein

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