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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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haben wir ihn erwartet. Wie ausnehmend nett von Ihnen, Mylord, unserer Einladung zu folgen. Ganz besonders, da wir doch wissen, wie über alle Maßen beschäftigt Sie doch gerade sind, nicht wahr? Bitte lassen Sie mich Ihnen unsere anderen Gäste vorstellen.“
    Die Dame des Hauses führte den Neuankömmling mitten in den Salon, und es begann eine Begrüßungsrunde. Nach einiger Zeit huben die Gespräche wieder an, wenngleich auch in kleineren Gruppen.
    Professor Lybratte fand sich in einer Künstlerrunde wieder.
    „Ich muss schon sagen, Herr Professor, ich finde es recht gewagt von Ihnen, gleich zwei Feuerbachs auf einmal einzuladen“, bemerkte Moritz von Schwind. Er war ein säuerlicher Mann um die Sechzig, rundgesichtig, ein wenig aufgedunsen und blass, nur wenig älter als sein Gastgeber, doch ganz erheblich weniger enthusiastisch der Welt und ihren unendlichen Möglichkeiten gegenüber. Sein Künstlerkollege, Anselm Feuerbach, blickte ihn böse an. Die Stilrichtungen der beiden Maler waren so unterschiedlich wie deren Charaktere. Da Feuerbach zudem dreißig Jahre jünger war, war es nicht wahrscheinlich, dass sie sich über irgendetwas je einig sein würden.
    „Lieber von Schwind“, entgegnete Franz Lybratte mit einem vorsichtigen Lächeln, „es ist doch gerade die Vielfalt der unterschiedlichsten Dinge, die uns stets weiterbringt, und diese begabte Familie hat ja nun mehr als ein prominentes Mitglied. Zudem ist Ihr Kollege“, der Professor verneigte sich ein wenig in Richtung Feuerbach, dem Maler, „so ausnehmend selten in Bayern, dass ich mich durch seinen Besuch wahrlich sehr geehrt fühle.“
    „Das ist wohl so“, gab von Schwind zurück. „Er sitzt weitaus lieber unter der Mittelmeersonne und bannt üppige, dunkelhaarige Schönheiten auf die Leinwand. Da müssen wir uns wohl alle wirklich sehr geehrt fühlen, dass er nun hier ist, an diesem wenig sinnlichen Ort, an dem keine Orangenblüten blühen und keine Olivenhaine die Kunstsinnigen dazu veranlassen, Damen zu malen, deren Temperament und Charakter vermutlich so hitzig sind wie das Klima, in dem sie gedeihen.“
    Frau Lybratte erschien zwischen den beiden Kunstmalern.
    „Jetzt sind Sie aber streng, mein lieber Herr von Schwind“, schalt sie lächelnd, und das Lächeln schien ihn ein wenig zu erweichen.
    „Streng – und vermutlich neidisch“, gab Anselm Feuerbach giftig zurück, und seine gutaussehenden Gesichtszüge ließen ihn vor Ärger fast ein wenig unberechenbar wirken. „Aber ich weiß wirklich nicht, warum es so besonders interessant sein sollte, über meine Modelle nachzudenken, wo doch seine so viel ungewöhnlicher sind. Haben Sie Rübezahl persönlich kennengelernt? Und wie steht es mit all den Waldnymphen und mythischen Einsiedlern, die uns Ihre Bilder als existent vorgaukeln?“
    Der ältere Maler holte tief Luft, doch einen Augenblick später sah er etwas verloren aus, als habe er just vergessen, was ihm zu sagen auf der Zunge lag. Lord Edmond hatte sich zwischen den beiden Streitenden eingefunden und wandte sich dem älteren zu.
    „Ich mag Ihre Bilder sehr“, sagte er und lächelte den Mann an, der ein wenig errötete. „Sie zeigen uns die Welt, wie sie hätte sein können – oder wie sie vielleicht sogar ist, vorausgesetzt man wäre mit einer ganz eigenen Sichtweise gesegnet.“
    Der alte Maler starrte den jungen Mann an und schloss nach einem Moment nachhaltig seinen offenhängenden Mund. Ein Lächeln verklärte seine Züge. Er verneigte sich vor dem neuen Gesprächspartner und vergaß überdies alle unmöglichen oder möglichen Feuerbachs im Raum.
    „Viele Porträts male ich nicht, Mylord“, sagte er zu dem jungen Mann vor ihm. „Doch ich muss gestehen, dass ich Sie sehr gerne malen würde. Würden Sie es in Erwägung ziehen, mir Modell zu sitzen?“
    Anselm Feuerbach wandte sich ab und schlenderte weiter. Leise sprach er einen weiteren jungen Mann an, der dem Gespräch zugehört hatte.
    „Jetzt wird er seine Lordschaft wohl zu einem Waldelfen oder so etwas machen“, murmelte er. Seine feurigen Augen verrieten den Ärger hinter dem zur Schau gestellten Humor.
    „Seine Lordschaft würde einen außerordentlich guten Waldelfen abgeben“, entgegnete der junge Mann mit einem kecken Grinsen. Er war etwa zehn Jahre jünger als Feuerbach, Anfang bis Mitte zwanzig, groß und schlank, mit wilden kastanienroten Locken, modisch langen Koteletten und glitzernden grauen Augen.
    „Das würde er wirklich“, bemerkte von

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