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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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eine Skizze des Studenten, die die Frau als Opfer eines Spinnenungeheuers zeigte. Der Herr möge uns allen helfen! Da haben wir doch just gestern Nacht alle von einer riesigen Spinne geträumt! Wenn dieser junge Mann schon vorher eben diese Spinne gezeichnet hat, dann sollte man sich mit seinem Sinn und Geist doch einmal auseinandersetzen.
    Noch etwas: Herr von Schwind erinnert sich partout nicht mehr, warum er die Gendarmen geholt hat. Seltsam, nicht wahr? Er sagte mir, er sei auf dem Weg nach Hause gewesen, als es ihm plötzlich so war, als müsse er die Polizei alarmieren. Er beschrieb es als unabdingbare Handlungspflicht. Ein Wunder – ganz offensichtlich. Der Schutzengel des Mädchens war hier am Werke – was sonst könnte es gewesen sein? Jedenfalls war Herr von Schwind genauso erstaunt und entsetzt über das, was man vorfand, wie alle anderen auch. Nun frage ich Sie, Hochwürden, war es wirklich falsch, in diesem Fall die Bruderschaft zu informieren? Hier ist doch etwas sehr Eigentümliches im Gange, und ich hätte meine Pflicht schmählich versäumt, wenn man nicht wenigstens versucht, ein wenig Licht in diese Angelegenheit zu bringen. Ich schätze Ihre schwere und unermüdliche Arbeit, und ich denke, dieser Fall fällt in Ihr Gebiet. Oder sind Sie anderer Meinung?“
    Schwester Maria-Achatius unterdrückte ein Aufstöhnen. Sie hatte sich in den beiden also nicht getäuscht. Der Hass war beinahe greifbar gewesen. Die Kalteisenamulette waren zu selten, um zufällig gewählt zu sein. Dies hier war gefährlich. Sie sollte sich besser nicht erwischen lassen. Die Brüder der Fraternitas Lucis fanden so gut wie alles verdächtig, und eine allzu neugierige Nonne, die an alten Öfen lauschte, würde sicher ihren Zorn erregen.
    „Haben Sie mit ihr gesprochen?“ Sie erkannte die Stimme des Älteren. „Hat sie etwas gesagt?“
    „Nicht viel. Sie hat die meiste Zeit nur geschrien, schien gar nicht mehr aufzuhören. Ihr Verstand ist in noch schlechterem Zustand als ihr geschundener Körper. Der wird heilen. Doch um ihre Seele mache ich mir Sorgen. Sie hat nichts gesagt abgesehen von einer Zeile aus dem Ave. Immer dieselbe: ‚Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. ‘ Sie schien mir fast wie ausgehöhlt und leer. Dann krabbelte eine winzige Spinne an der Wand entlang. Sie brach in Panik aus, wurde vollständig hysterisch. Wir konnten sie kaum festhalten. Seither sagt sie immer nur ein Wort: Spinne, Spinne! Sie müssen doch sehen …“
    „Spinne“, wiederholte der Priester nachdenklich. „Spinnen sind Ungeziefer des Teufels, doch sie stellen keine Lebensgefahr dar.“
    „Spinne“, brummte jetzt der Jüngere. „Ich habe nie gehört, dass eine Spinne ihr Opfer ersticht. Beißt, ja. Vergiftet. Offenbar erscheinen Spinnen außerdem guten Christenmenschen des Nachts in Alpträumen. Aber als Messerstecher?“
    „Das Böse war letzte Nacht unterwegs. Es gibt Fey, die Tiergestalt annehmen können.“
    „Es gibt auch Fey, die Menschengestalt annehmen können“, ergänzte der Jüngere. „Acht Beine oder zwei, das Böse bleibt böse und muss eliminiert werden.“
    „Sie denken, der Angreifer war ein Sí?“, fragte die Mutter Oberin. „Der Mann, den man verhaftet hat? Würde denn ein Feyon an einem Hieb auf den Kopf sterben?“
    „Er liegt im Sterben – das heißt nicht mehr, als dass er immer noch lebt.“
    „Wir müssen mehr über ihn in Erfahrung bringen.“ Der Priester klang, als mache er sich geistige Notizen. „Wir müssen seinen Gesundheitszustand überprüfen.“
    „Wir müssen seinen Menschlichkeitszustand überprüfen.“
    „Natürlich könnte das heißen, dass er – so die Fey hier tatsächlich am Werke waren – unschuldig ist. Nichts als ein Sündenbock.“
    „Dem müssen wir auf den Grund gehen. Er mag ein Unterstützer sein, ein Unhold, der den Dämonen dient.“
    „Hochwürden Ignaz. Bruder Gabriel“, unterbrach die Mutter Oberin. „Wenn Sie schon einmal hier sind, vielleicht können Sie ja etwas für das Opfer tun? Ihr Wissen und Ihre Weisheit mögen helfen.“
    „Mit Sicherheit müssen wir uns auch mit dem Opfer auseinandersetzen. Wir müssen herausfinden, was genau es gesehen hat und weiß.“
    „Sie spricht aber nicht.“
    „Bruder Gabriel wird Zugang zu ihrem Geist finden. Er ist ein Spezialist.“
    Schwester Maria-Achatius konnte die tiefe Bewunderung beinahe durch die Wand spüren, die ihre Mutter Oberin bei dieser Information überkam. Bruder Gabriel

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