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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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dass das fragliche Frauenzimmer eine Sünderin gewesen ist“, sagte der Jüngere der beiden, ungerührt und doch neugierig. Ganz offensichtlich hielt er wenig von Sünde. Doch das war schließlich nicht anders zu erwarten.
    „Sie ist eine junge Frau, die Malern Modell steht.“ Die Schwester fühlte sich allenthalben nicht danach mehr auszusagen, obgleich sie mehr gewusst hätte.
    „Ein sündiges Leben erregt den Zorn Gottes“, verkündete der Ältere mit einer frommer Entrüstung.
    „Amen“, sagte Schwester Maria-Achatius resigniert, doch sie selbst glaubte nicht, dass Gott zur Bestrafung Messerstecher aussandte.
    Sie hielt vor einer Tür an und öffnete sie, trat beiseite und lud die beiden mit einer ehrerbietigen Geste ein einzutreten.
    „Sei gesegnet, Tochter“, sagte der weißhaarige Priester, und beide Männer traten über die Schwelle, während die Nonne ihnen folgte.
    Der Krankenraum war karg. An weißgekalkten Wänden standen Betten, abgeteilt durch Vorhänge. Eine kräftige Nonne am Fußende eines der Betten wandte sich den Neuankömmlingen zu.
    „Der heiligen Jungfrau Maria sei Dank, Sie sind gekommen!“, rief sie und wirkte ausgesprochen erleichtert. „Hochwürden Ignaz, Bruder …?“
    „Gabriel“, stellte der Ältere seinen Begleiter mit einer leichten Neigung des Kopfes vor.
    Die beiden blieben ebenfalls vor dem Bett stehen und blickten kritisch auf die Kranke darin. Die Frau wirkte blass und zerbrechlich. Sie war in ein weißes Nachthemd gekleidet, ihr Haar hatte man unter einer sittsamen Baumwollhaube verstaut.
    „Das ist Magdalena“, erklärte die Äbtissin. „Man hat sie auf scheußlichste Weise angegriffen. Ein Mann wurde mit einem Messer in der Hand bei ihr gefunden.“
    „Hat man ihn verhaftet?“
    „Ja. Inspektor Angermeier hat mich informiert, dass der Verdächtige bei der Festnahme verwundet wurde und nun im Gefängnis im Sterben liegt.“
    Das Gespräch stockte. Schließlich sah der Ältere die Äbtissin kritisch an.
    „Wozu haben Sie uns gerufen? Stirbt sie? Wenn sie die letzte Ölung braucht, dann hätten Sie doch besser Ihren Gemeindepfarrer geholt.“
    „Das stimmt. Normalerweise hätten wir das auch. Doch ich glaube nicht, dass sie sterben wird. Sie hat zwar eine Menge Stichwunden, doch wie durch ein Wunder ist keines ihrer Organe verletzt. Entweder hat die Heilige Jungfrau ihre Hand gnädig über diese Sünderin gehalten oder ihr Angreifer verfügte über detailliertes medizinisches Wissen und wollte, dass sie lange litt und nicht schnell starb. Sie wäre vermutlich verblutet, doch man fand sie – wieder wie durch ein Wunder. Der Unhold hielt sie da noch in seinen Pranken, sagte man mir. Man hat ihn niedergeschlagen, während er seine Unschuld beteuerte.“
    Der Priester hob eine Braue.
    „Das scheint mir doch eine Polizeiangelegenheit zu sein. Ich sehe immer noch nicht, was wir hier tun können.“
    „Nun, Hochwürden …“ Sie hielt inne und wandte sich Schwester Maria-Achatius zu, die sie eben erst zu bemerken schien.
    „Schwester, ich danke Ihnen, dass Sie die hohen Herren herbegleitet haben. Sie können jetzt an Ihre Arbeit gehen.“
    Die Schwester nickte, wandte sich um und ging zur Tür. Sie schloss diese leise hinter sich, blickte den Korridor hinauf und dann wieder hinunter, stellte fest, dass niemand zu sehen war und rannte daraufhin ins Nebenzimmer. Dort kniete sie sich neben einen eisernen Ofen, öffnete geräuschlos dessen Klappe und streckte ihr Ohr zur Öffnung.
    „… Polizei weiß nichts. Da bin ich mir sicher. Sie haben ein Opfer und einen Verdächtigen. Mehr wollen sie nicht, denn mehr brauchen sie nicht. Sie fragen ja nicht einmal genauer nach, obgleich ich ihnen das dringend ans Herz gelegt habe.“ Die Stimme der Äbtissin klang entfernt und hohl, doch sie war gut hörbar. „Ich habe sie gefragt, wie es denn sein konnte, dass so schnell jemand zur Stelle war. Ein weiterer Künstler habe sie gerufen, sagten sie mir. Er kam von einem fröhlichen Beisammensein. Der Herr, um den es geht, ein Moritz von Schwind, ist ein sehr angesehener Herr und berühmt und beliebt in den besten Kreisen, sagte man mir. Er ist sogar heute Morgen hierher ins Kloster gekommen, um sich nach dem Zustand des Mädchens zu erkundigen. Offenbar kannte er es.“ Sie hielt säuerlich inne, versagte sich aber jeden Kommentar dazu.
    „Er kannte auch den Verdächtigen, einen Schüler von ihm. Beide haben das Mädchen ab und zu gemalt, sagte er, und er erinnerte sich an

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