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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Blick auf den Ranzen fiel, aus dem eine vorwitzige Katzennase hervorlugte.
    Ihre Augen wurden weit.
    „Sie nehmen eine Katze mit in den Unterricht?“, fragte sie.
    „Wir befassen uns mit der biologischen Beschaffenheit von Katzen“, erklärte er, weil ihm nichts Besseres einfiel. Irgendwie schien es unangebracht ihr zu erzählen, dass er die Katze zu einer Magierloge brachte, um sie dort in ein nacktes Mädchen zu verwandeln.
    „Sie wollen doch nicht etwa die arme, kleine Kreatur aufschneiden?“ Ian fühlte sich plötzlich wie ein Mörder. Die Frau hätte eine ganze Wagenladung Inquisitoren mit ihrem Blick versteinern können.
    „Selbstverständlich nicht. Wirklich nicht. Catty ist bei mir in Sicherheit. Ich würde nie etwas tun, das ihr schaden könnte.“
    Eine rechte Pfote erschien in dem Spalt zwischen Taschenklappe und Tasche, und er stupste sie sanft mit einem Finger an, ehe er sich noch zurückhalten konnte.
    Die strenge Frau schenkte ihm ein trockenes Lächeln.
    „Ich muss jetzt los. Ich bin schon sehr spät dran. Die Sache mit der Polizei …“
    Sie nickte.
    „Sehr unangenehm. Nun, dann laufen Sie los, Mr. McMullen, und seien Sie gesegnet. Geben Sie gut auf sich acht.“
    Er war schon auf der Straße, als er merkte, wie persönlich dieser Abschiedsgruß geklungen hatte. Diese Jungfer kam gänzlich ohne nervöses Gekecker aus, und dass sie hinter jungen Männern her war, glaubte er auch nicht mehr. Eher erschien sie einem wie eine Tante. Wenn sie seine Tante gewesen wäre, hätte er sich ihr vermutlich gerne anvertraut.
    Doch das war vollständig undenkbar. Sie würde die unheimlichen arkanen Aspekte seines Lebens nicht begreifen und vermutlich nur schrecklich entsetzt sein.
    Er rannte die Straße entlang und wurde erst langsamer, als ein empörtes Miauen ihm erläuterte, dass Fräulein Lybratte nicht gar so unsanft reisen wollte. Das Logengebäude war nicht allzu weit entfernt, und im Moment wusste er nicht so recht, ob er es sich näher oder weiter fort wünschte. Es graute ihm nicht wenig, und von Schritt zu Schritt bekam er mehr Bedenken. Den morgendlichen Unterricht hatte er schlichtweg verpasst. Er war randvoll mit Geheimnissen, die er nicht erzählen durfte, und diese Geheimnisse waren zum Teil mit dem verbunden, was er preisgeben musste, um von seinen Brüdern Hilfe zu erhalten. Das Leben hätte so schön unkompliziert sein können, wenn er nur in Schottland geblieben wäre und in St. Andrews irgendetwas eminent Vernünftiges studiert hätte, damit seine Eltern auf ihn stolz sein konnten.
    „Bleib unten!“, befahl er Catty, als sie das bescheidene Gebäude erreichten und eintraten.
    Adept Engelhardt machte Pfortendienst und sah Ian voll selbstgerechter Empörung an. Er war ein übergewichtiger Mann, der seine Bequemlichkeit mochte. Außerdem zeigte er gerne, um wie viel bedeutender er war als ein unwichtiger Primaner.
    „Sie kommen einen halben Tag zu spät!“, schalt er, anstatt zu grüßen und klang dabei, als habe er einen ABC-Schützen vor sich. Ians Bedenken wandelten sich in Ärger. Er war kein kleiner Junge mehr. Er war ein erwachsener Mann, Akolyth des Arkanen, jemand, der gerade sein Leben aufs Spiel setzte, bei all den mächtigen Männern, die seine Brüder waren und nicht seine Kinderfrauen.
    „Tut mir leid, ich wurde aufgehalten.“ Er enthielt sich weiterer Einzelheiten.
    „Ich hoffe, Sie haben dafür einen guten Grund. Es hat eine Menge Fragen Sie und eine gewisse Traumerfahrung betreffend gegeben. Der Großmeister will Sie gleich sehen.“
    „Natürlich. Ich muss nur vorher noch kurz …“
    „Gewiss nicht. Seine Exzellenz hat den ganzen Morgen auf Sie gewartet. Ich kann Ihnen versichern, er wartet nicht gerne.“
    „Ich wusste doch nicht, dass er wartet!“
    „Nachdem Sie eine ganze Stadt mit einem Alptraum in Panik versetzt haben, hätten Sie das ja wohl erwarten können.“ Der ältere Mann blickte ihn hämisch an. Ian wurde klar, dass die Tatsache, dass er der ganzen Stadt zu einem Traum verholfen hatte, seine Brüder nicht nur ärgerte, weil er es getan hatte, sondern auch, weil er es überhaupt vermochte. Es war möglicherweise keine sehr simple Fähigkeit. Vielleicht besaß außer ihm niemand diese Begabung. Ganz sicher war es kein Talent, das ausgerechnet dieser Adept besaß. Während Ian seinen halbtoten Körper mit einem halbtoten Traumweber geteilt hatte, hatte Adept Engelhardt seinen Lehnsessel nie verlassen.
    Ian nickte und versagte sich eine

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