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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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dass Sie sich auf hysterische Anfälle und Tränenstürme gefasst machen müssen.“
    Der junge Mann nickte und zog sich einen Stuhl heran.
    „Gestatten Sie?“, fragte er, und von Orven nickte.
    Er sah sich um, doch Feuerbach, der Maler hatte einen neuen Gesprächspartner gefunden, und Feuerbach, der Philosoph stand wieder beim Gastgeber und diskutierte heftig mit ihm. Satzfetzen durchdrangen bisweilen das restliche Gemurmel des Salons.
    „Aber wenn es Ihnen gelänge, in die Zeit einzugreifen, ginge jede Absolutheit vollständig verloren. Nichts wäre je endgültig wahr, denn alles könnte sich ändern“, argumentierte der Philosoph.
    „Im Gegenteil. Könnte ich in die Zeit an sich eingreifen, würde ich das Leben als Ganzes erkennen und somit Wahrheit als solche begreifen.“ Wieder sanken die Stimmen in den Hintergrund.
    Von Schwind hatte sich am Tisch mit den Erfrischungen eingefunden und blickte ein wenig streitsüchtig drein. Thorolf Treyn-stern lenkte den Blick wieder auf den Herrn neben sich.
    „Wo haben Sie meine Mutter kennengelernt?“, fragte er.
    „In Österreich, 1865. Sie sollten sie selbst danach fragen. Sie kann Ihnen das alles viel besser erzählen als ich. Sie war sehr nett zu meiner Gattin – die damals noch nicht meine Gattin war. Wir hatten uns eben erst kennengelernt.“
    „Natürlich ist meine Mutter ausnehmend reizend. Bitte denken Sie nicht, dass ich das bezweifle. Die beste Mutter, die man haben kann. Lieb und verständnisvoll – meistens. Aber sie kann auch ein ziemlicher Drache sein, trotz ihres Charmes.“
    Ein Schatten fiel auf die beiden, und sie blickten in leuchtende graue Augen. Lord Edmond war zu ihnen gestoßen.
    „Ein Drache? Wen meinen Sie, meine Herren?“, witzelte er.
    „Wir sprachen von meiner Mutter“, gab Thorolf Treynstern zurück. „Doch sie ist natürlich keineswegs ein Drache.“
    „Selbstverständlich nicht“, meinte der Brite und verneigte sich lächelnd. „Das hatte ich nicht angenommen.“
    Ein Grinsen zog sich über das Gesicht des jungen Künstlers.
    „Lord Edmond, kann es sein, dass Sie an Drachen glauben? Wie interessant! Ein Physiker, der an Spukgestalten glaubt, ein britischer Edelmann, der an Drachen glaubt – und ich, ich teile meine Künstlergefilde mit einem Gentleman, der sich – wenn ich mich nicht sehr irre – für arkane Angelegenheiten interessiert. Wissen Sie, als ich noch in Wien Jura studiert habe, war meine Welt erheblich langweiliger und farbloser. Ich bin zutiefst dankbar.“
    „Das sollten Sie auch sein“, entgegnete von Orven. „Farbe ist schließlich Ihr Medium. Also freuen Sie sich über jede neue Nuance!“
    „Ich versichere Ihnen, ich stehe jedweder Horizonterweiterung offen und bereit gegenüber, Herr von Orven. Je unglaublicher, desto besser.“
    Lord Edmond kicherte amüsiert, und seine Augen funkelten beinahe so intensiv wie seine diamantbesetzte Krawattennadel.
    „Seien Sie vorsichtig, was Sie sich wünschen“, warnte er. „Das Leben ist voller Überraschungen.“

Kapitel 8
    Charlotte von Orven war wach. Das erste Licht, das einen perfekten Frühlingstag ankündigte, drang in ihr Schlafzimmer und beschien das Gesicht ihres Gatten. Sie liebte diese Augenblicke. Sie liebte es, ihn anzusehen, wenn er schlief, wenn sein sonst so akkurat frisiertes Haar wild verwuschelt war und sein eisern gefasstes Gesicht einmal entspannt aussah.
    Sie berührte ihn nicht, denn das hätte ihn geweckt. Dann wäre es ihm wieder peinlich, und dann wäre es auch ihr wieder peinlich. Schon würden sie sich trennen, so schnell wie möglich jeder seinen Aufgaben entgegeneilen und so tun, als wäre nicht alles schiefgegangen, als würde man sich gegenseitig auf diese Weise niemals wehtun. Dann würde sie irgendwann wieder in ihrem kleinen Büro sitzen und um das trauern, das sie verloren hatte, ohne es je besessen zu haben.
    Was war es nur gewesen, ihn zu heiraten. Anderthalb Jahre war es her, da hatte ein Feyzauber ihre Herzen aneinander gebunden, und sie liebten einander seitdem. Dennoch hatte er sie zunächst abgelehnt, hatte sie bezichtigt, sich mit einem anderen Mann eingelassen zu haben. Als sie endlich ihre Schwierigkeiten überwunden hatten, hatte er auf einer formellen Verlobungszeit bestanden.
    Dann war der Krieg ausgebrochen, der schreckliche Krieg von 1866, den sowohl ihr Heimatland, Österreich, als auch seines, das Königreich Bayern, gegen Preußen und dessen Alliierte verloren hatten. Der deutsch-deutsche Krieg. Nun

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