Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
beruflichen Erfolges bei der königlichen Jurisprudenz.
„Bitte, Direktor Hundthammer, lassen Sie mich zu ihm! Ich begreife ja, dass das möglicherweise nicht die übliche Vorgehensweise ist. Doch ich bin mir absolut sicher, dass er es nicht war. Um meinetwillen, bitte, lassen Sie mich mit meinem Sohn sprechen.“
„Frau Treynstern, es tut mir außerordentlich leid, das sagen zu müssen … aber es ist unmöglich.“
„Aber Herr Hundthammer, bitte verstehen Sie doch den Wunsch einer Mutter herauszufinden, was geschehen ist. Ich muss einfach …“
„Frau Treynstern, bitte verzeihen Sie, dass ich Sie unterbreche. Ich würde Ihnen ein Gespräch mit dem Gefangenen durchaus zugestehen, so ich könnte. Ich glaube nicht, dass grundsätzlich etwas dagegen spricht. Doch er ist nicht bei Bewusstsein. Er wurde bei der Festnahme verletzt. Wir haben ihm einen ausgezeichneten Arzt kommen lassen, den sehr renommierten Herrn Dr. Weber. Laut seiner Diagnose wird Ihr Sohn das Bewusstsein nicht wiedererlangen.“
Sophie starrte ihn an. Sie weigerte sich, das zu glauben. Thorolf konnte nicht fort sein. Er konnte nicht sinnlos sterben nach einer Rauferei mit der Polizei. Er war zu jung, zu lebendig, zu energisch, voller Pläne, Ideen und Talent. Das konnte nicht wahr sein. Ihr Verstand begriff es nicht. Es musste alles ein Irrtum sein. Charly hatte gesagt, dass es sich nur um eine Verwechslung handeln konnte, als Sophie weinend und entsetzt zu ihr nach Hause zurückkam. Nichts als ein Missverständnis.
Thorolf konnte nicht plötzlich Vergangenheit sein, und wenn er in Gefahr war, wo war Arpad? Er wurde gebraucht, und wo war er? Lieber Gott, es konnte nicht wahr sein! Der Schmerz ließ sie fast zusammenbrechen, und sie hielt sich nur mit absoluter Disziplin und Willenskraft eisern aufrecht.
Thorolf hatte keine Frau angegriffen. Jedenfalls nicht so, nicht hinterhältig und mörderisch. Als Mutter neigte sie zwar dazu, ihn vielleicht zu positiv zu sehen, doch sie hatte seine Fehler nie geleugnet. Sein Hauptfehler war, dass er Frauen zu sehr mochte – und nicht allzu wählerisch war – doch er war nicht verkommen oder pervers, er hasste Frauen nicht. Sie wusste, dass manche Männer das taten.
Sein Vater attackierte Frauen, doch selbst er ließ sie nicht blutend und zerfetzt zurück, griff sie nicht an mit dem Ziel, sie zu verstümmeln oder zu ermorden. Den meisten Menschen mochte er dennoch als Ungeheuer gelten, doch er selbst sah sich als Liebhaber, und auch Sophie sah ihn so. Es konnte nicht das unheimliche Erbe sein, das bei ihrem Sohn einen solch ungeheuerlichen Angriff hervorgerufen hatte.
Nein, es war viel wahrscheinlicher, dass das Verschwinden Arpads und Askos damit zu tun hatte. Doch das mit dem Beamten zu besprechen war unmöglich. Er würde es nicht verstehen. Vielleicht würde er sie für verrückt halten – das half ihrem Sohn mit Sicherheit nicht. So riss sie sich in einem fast physischen Akt zusammen und versuchte, durch den Schmerz hindurch zu argumentieren. Der Schock nach einer bereits durchwachten Nacht machte sie unkonzentriert. Ihr Gesicht war heiß, ihre Hände eiskalt. Zwischen ihr und der Realität hatte sich scheinbar eine Trennschicht aufgetan, wie ein dicker Handschuh, der sie die Welt nicht mehr fassen und spüren ließ.
„Lassen Sie mich wenigstens Abschied nehmen, Herr Direktor. Lassen Sie mich ihn noch einmal sehen, bitte!“ Ihre Stimme brach beim letzten Wort, und Charly nahm sie bei der Hand und drückte sie tröstend.
Der Mann war gerührt. Er war nicht herzlos. Vielleicht würde ihr das helfen. Sophie versuchte, ihm in die Augen zu sehen, doch ihr eigener Blick schwamm in Tränen, so sehr sie auch suchte, sie zu unterdrücken. Eine weinerliche Szene würde unweigerlich dazu führen, dass der Mann sie loswerden wollte.
Aber es tat so weh.
Sie wusste, sie sollte überzeugender flehen. Doch ihre Kehle war wie zugeschnürt beim Versuch, sich lautes Schluchzen zu versagen.
Charly sprach: „Bitte, Herr Direktor. Das kann doch sicherlich nichts schaden? Es würde meiner Freundin so viel bedeuten …“
Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie.
„Was gibt’s denn?“, rief Hundthammer ungehalten.
Die Tür öffnete sich einen Spalt weit, und der Sekretär, der im Vorzimmer gesessen hatte, streckte den Kopf herein, wobei ihm anzusehen war, dass er ungern störte.
„Es tut mir leid, Herr Direktor, aber es sind zwei kirchliche Herren hier, die Sie sprechen wollen. Ein Pater Ignaz und ein
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