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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Kleid hielt sich an ihm fest und drückte zurück.

Kapitel 74
    „Ein beinahe perfekter Kreis“, sagte Frau Lybratte und sah sich zufrieden um. „Sieh nur: kleine Rädchen im großen Getriebe.“
    Lucilla stand in der Mitte des Salons. Fünfzehn Gäste, die berühmtesten Köpfe von Wissenschaft und Kunst saßen auf Stühlen um sie herum, von ihr und dem Zentrum des Kreises abgewandt. Da saßen sie reglos, bewegungsunfähig, die Augen weit offen und still, ohne zu zwinkern. Sie hielten sich bei den Händen, die Finger waren fest ineinander verschränkt, beinahe verknotet. Nichts verriet, ob sie noch am Leben waren.
    Frau Lybratte musterte fünfzehn Hinterköpfe und lächelte. Catty erkannte einige von ihnen. Feuerbach, der Philosoph, saß reglos da. Er wäre vermutlich vor Spannung geplatzt, hätte er gewusst, was geschah. Oder warum. Das Warum spielte immer eine große Rolle in seinem Denken, das wusste sie. Doch er kannte es nicht. Sie ebenso wenig, doch brannte sie darauf zu begreifen.
    Genauso würde es wohl von Schwind gehen. Er hätte ein Bild von dem makabren Elfenreigen malen können, den hier eine Gruppe älterer Herren in Abendbekleidung bildete, die eben noch an ihrer Maibowle genippt und kluge Sätze von sich gegeben hatten, durch ein Gespinst lauernder Hintergründigkeit. Sie hatten sich nicht einmal besonders gewundert, als Lord Edmond mit einer Katze auf dem Arm zwischen sie getreten war, und Catty hatte nicht einmal versucht, die noblen Gäste ihres Vaters darauf aufmerksam zu machen, dass sie die Tochter des Gastgebers war.
    „Sie werden nie wissen, was plötzlich über sie gekommen ist“, sagte Lucilla. „Genauso wenig werden sie je wissen, welch unermessliche Bedeutung sie heute erlangen – nur für eine Nacht. Würden sie nicht alle ihre neugierigen Seelen dreingeben, nur um zu erfahren, woran sie heute teilnehmen? Bin ich nicht wirklich leutselig, dass ich das, was sie mir bieten, großherzig akzeptiere, selbst wenn ihnen ihr Beitrag nicht in Wissen entgolten wird?“
    Sie war unbeschreiblich schön. Catty begriff, warum die Menschen sie so unausweichlich fanden. Man schritt nur wie ein Schatten in ihrem Schein, man war nichts, weniger als ein kleines Ärgernis, ein gerade noch geduldeter Gast in ihrer Ruhmeshalle. Sie war Souverän, Herrscherin, glänzend und sprühend. Mächtig und hold gleichermaßen. Macht hatte Catty durchaus erwartet, doch nicht solche Huld. Die Macht war manifest. Sie ließ Catty vor Angst fast versteinern.
    „Werden Sie es überleben?“, fragte Edmond, der an der Tür stand und Catty übers Fell strich, das zu Berge stand. Er hielt sie mit einer Hand gegen seine Brust gepresst und roch nach Sommernacht. Sie sollte gegen die Vertraulichkeiten, die er sich einfach so herausnahm, ankämpfen, doch sie hatte jede Gegenwehr gegen eine solche Übermacht inzwischen aufgegeben. Sie hing nur willenlos in seinem Griff. Erwischt. Man hatte sie gefangen, und man würde sie behalten.
    Was immer auch geschehen sollte, es sah aus, als wäre es bald soweit. Da war keiner, der ihr helfen konnte. Die Ereignisse hatten ihr die genommen, denen ihr Schicksal nicht gleichgültig gewesen war. Ihre Verzweiflung umgab ihr Leben und das der Freunde wie Nebel. Angst und Traurigkeit hatten sie abgestumpft. Thorolf starb im Gefängnis, und Ian war in seiner Loge gefangen. Sie hatte gesehen, wie die durchsichtigen Energiefäden darum gesponnen wurden und einen Augenblick später aus der Wahrnehmung verschwanden. Doch sie waren noch da, das wusste sie.
    Das war Stunden her, doch wo diese Stunden geblieben waren, konnte sie nicht ermessen. Die Zeit tanzte um sie herum. Sie versuchte nicht einmal, das zu begreifen, hatte viel zu viel Angst vor der Antwort auf Lord Edmonds letzte Frage: Würden sie überleben?
    „Macht das einen Unterschied für dich?“, fragte Frau Lybratte zurück und blickte die Sommernacht-Kreatur an, die Catty nicht mehr losließ. Einen Unterschied? Catty glaubte nicht, dass es für ihn einen Unterschied machte. So oder so empfand er nichts. Dennoch ließ die Gefühllosigkeit der Unterhaltung sie beinahe vor Kälte erstarren.
    Er zuckte die Achseln, wie sie es erwartet hatte.
    „Du offerierst mir ein Bankett, und ich darf nicht daran teilhaben“, klagte er. „Ein Menü aus den feinsten Denkern und Seelen dieses Königreiches, und ich darf nichts weiter sein als der Zeremonienmeister. Du erwartest viel von mir. Zurückhaltung ist nicht eben meine Stärke.“
    Catty

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