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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Wahrheit in den Augen des anderen. Charlys verfluchter Freund konnte sie vor dieser Kreatur nicht retten, vor dem verdammten Mächtigen, der ein Traum von einer Frau, aber ein Alptraum von einem Mann war. Sie … er würde erst in ihre Gedanken eindringen und dann in sie. Er würde sie bezwingen, mit Lügen oder mit brutaler Gewalt. Sie würde, sie würde …
    „Doch es ist nett von dir, dass du helfen willst“, fuhr die Frau fort und lächelte den Vampir an. „Denn tatsächlich brauche ich deine Hilfe.“
    Damit ergriff sie die Hand des Vampirs mit der Linken, während sie die Rechte auf Askos Brust ließ. Arpad schrie und fiel auf die Knie. Sein Kopf schnellte zurück, das schwarze Haar flog wie im Sturm. Askos Körper vibrierte vor plötzlicher Lebenskraft, er prickelte und summte, kitzelte und zuckte. Knochen rieben gegen Knochen. Sehnen knackten. Schmerz schoss durch seine Glieder.
    Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass sie ihn nicht nur heilte, sondern die Lebenskraft des Vampirs in ihn umleitete. Als er das verstand, begann auch er zu schreien, nahm den Schrei auf, den sein zweischneidiger ehemaliger Feind inzwischen aufgehört hatte von sich zu geben. Asko ergriff das Handgelenk der Frau und versuchte, ihre Hand von ihm zu zwingen. Ihr Griff war wie Eisen.
    „Aufhören!“, schrie er und dann aus keinem nachvollziehbaren Grund: „Bringen Sie ihn nicht um!“
    Sie ließ sie los. Der Vampir brach zusammen.
    „Du bist um ihn besorgt? Aber er weiß doch gar nichts von Gesetzen und Moral. Er ist kein Mensch. War es nicht so? Er sollte dir also völlig egal sein. Du magst uns doch nicht. Sollten wir nicht alle tot sein in deiner Vorstellung einer perfekten Welt, wie du sie gern hättest?“
    Asko setzte sich auf. Kein Schmerz durchdrang ihn. Vorsichtig bewegte er ein Bein. Dann das andere. Das war leicht. Er wusste, wie das ging. Seine Gliedmaßen taten, was er wollte. Dies war überwältigend. Seine Gefühle explodierten förmlich – in zwei unterschiedliche Richtungen. Freude. Glück. Begeisterung. Hass. Scham. Schuld. Das Kitzeln in seinen Gliedmaßen ließ ihn beinahe laut auflachen. Die Erkenntnis, dass man ihm die Lebenskraft eines anderen Wesens eingeflößt hatte – dieses ganz besonderen Wesens – zog ihn nieder. Er wollte gerade ihm nichts schulden. Er wollte nichts mit ihm zu tun haben. Er wollte kein Dieb von Leben sein – kein Blutsauger.
    Er sprang aus dem Bett und fiel neben dem Vampir zu Boden. Er hatte keine Übung mehr darin, sich schnell zu bewegen, hatte seine gestohlene Kraft falsch eingeschätzt. Er war einmal so schnell und sicher auf den Füßen gewesen. Würde er das wieder sein? Oder war dies nichts als ein leerer Traum, und er würde aufwachen, gelähmt und genauso schmerzerfüllt wie immer?
    Doch was war mit dem Mann, der Askos Lebenssaft getrunken hätte, und nun seiner eigenen Lebenskraft beraubt war?
    „Haben Sie ihn getötet?“, fragte er und betrachtete das bleiche Gesicht, über das zur Hälfte rabenschwarzes Haar gefallen war.
    „Wolltest du das nicht? Das hast du dir doch gewünscht? Schon immer. So deutlich, dass man es spüren konnte.“
    „Ich schulde ihm das Leben meiner Ehefrau. Vielleicht auch meins.“
    „Eine Ehrenschuld. Was für ein Glück er doch hat, dass du ein so ungemein ehrenduseliger Gentleman bist. Menschenmoral als Bollwerk zwischen ihm und seinem Tod. Ein durchaus passendes Schicksal für einen Blutsauger, dem seine Familie weniger wichtig ist als andere.“
    Vorsichtig stand Asko auf, überwältigt von der Tatsache, dass er es konnte. Er trat von einem Fuß auf den anderen, schüttelte sie sorgsam aus. Hüpfte. Trat einen Schritt vor. Grinste. Verbat sich das Grinsen. Wandte sich wieder der Frau zu.
    „Ist er tot?“, fragte er.
    „Wir sind nicht so schnell totzukriegen. Er wird heilen. Bring ihn hinaus und komm dann wieder!“
    „Hinaus?“
    „Leg ihn vor der Tür ab. Wir wollen doch ungestört sein.“
    „Frau Lybratte. Ich werde keinesfalls …“
    „Nun mach schon. Uns läuft die Zeit davon. Ich bin nicht für meine besonders ausgeprägte Geduld bekannt. Auch nicht dafür, dass ich leere Drohungen ausstoße. Probiere deine neugefundene Männlichkeit aus, oder ich werde meine ausprobieren, und du weißt, an wem.“
    Vorsichtig beugte sich Asko nach unten, eine Bewegung, die er nicht mehr hatte machen können, seit er in die Schlacht geritten war. Er zog und schleifte den bewusstlosen Vampir zur Tür. Während er noch damit

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