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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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träumen.“
    Sutton und Thorolf musterten ihn zweifelnd.
    „Kann ich wirklich. Sie träumen von … unanständigen Dingen. Ziemlich intensiv. Etwas von ihrer Traumsubstanz quillt über. Oder so ähnlich.“
    „Sie haben … äh … gewisse … Träume? Jetzt? Hier?“, fragte Thorolf eher interessiert als beunruhigt.
    „Ich glaube schon.“
    „Woher weißt du das?“
    Ian zuckte nur die Achseln.
    „Wenn wir jetzt da reingehen“, fuhr Thorolf fort, „fallen wir dann auch um und haben unsittliche Träume? Zusammen mit dem König, der Königin und dem ganzen Hofstaat, den Pferden im Stall, den Hunden im Hof, den Tauben unterm Dach, den Fliegen an der Wand …“
    „Schon gut. Wir kennen das Märchen. Kommen Sie her!“, befahl Sutton und zog die beiden jüngeren Männern zu sich, so dass sie mit ihm einen Kreis bildeten. „Wir nehmen uns bei den Händen. Ich werde versuchen, uns so richtig wach und munter zu machen. Das mag funktionieren. Natürlich vielleicht auch nicht. McMullen, konzentrieren Sie sich auf mich. Herr Treynstern, konzentrieren Sie sich bitte auch. Malen Sie einfach in Ihrer Phantasie ein Bild von sich, in dem Sie sehr, sehr wach und aufmerksam sind.“
    „Das hilft?“
    „Es kann nicht schaden.“
    Sie standen da und konzentrierten sich. Ein Summen ging durch Thorolfs Rückgrat, und er versuchte, es zu ignorieren. Er hatte nicht gewusst, dass man Magie körperlich spüren konnte. Tatsächlich hatte er bis vor wenigen Tagen nicht einmal gewusst, dass Magie existierte. Die Welt hatte sich verändert, und er war gestorben.
    Als er den Schrei hörte, wartete er nicht auf Anweisungen, sondern stürmte ins Haus. Sein Blick verschwamm einen Augenblick lang, die Welt wurde fahl und neblig, und ein Eindruck von Lust und wilder Leidenschaft formte sich eine Sekunde später in seinen Gedanken. Langes, hellblondes Haar flog im Wind. Eine Frau kniete rittlings auf einem Mann, bewegte sich rhythmisch auf ihm. Sie wirkte konzentriert und fokussiert. Der Mann hatte die hellen Augen halb geschlossen und krallte die Hände in ihren Körper mit der Ekstase des nahenden Höhepunkts. Sein Lächeln wirkte ein wenig einfältig, jedenfalls nicht so akribisch und streng, wie man es von ihm kannte.
    Thorolf erkannte die Liebenden und versuchte, das Bild aus seinem Sinn zu schieben. Es war unwahrscheinlich. Undenkbar. Zudem im Moment gänzlich nebensächlich. Doch schon auch spannend und interessant. Es würde ein wirklich gutes Gemälde abgeben. Sittenlos und unmoralisch. Ein Skandal an der Akademie. Doch welche Kraft und Leidenschaft! Das Bild erregte ihn. Er wünschte, er könnte mit dem Blonden die Plätze tauschen, und diese unglaublich schöne Frau in seinen eigenen Händen halten und mit seinem eigenen …
    Jemand schüttelte ihn.
    „Geh schon weiter. Steh nicht einfach so da!“, drängelte Ian.
    „Ich habe gerade etwas gefühlt …“
    „Schlag es dir aus dem Sinn. Deswegen sind wir nicht hier. Das ist ein Traum für die Schläfer.“
    „Du meinst, es ist nur Phantasie?“
    „Darauf würde ich nicht wetten“, murmelte Mr. Sutton. „Konzentrieren Sie sich einfach auf das, weswegen wir hier sind. Ignorieren Sie alles andere. Sich in einem Fey-Traum zu verlieren kann den Rest des Lebens dauern und vielleicht sogar länger.“
    Traumgebilde welcher Art auch immer zerstoben mit dem nächsten Schrei. Er stammte von einem Mädchen. Das verzweifelte Jammern sprach von Angst und Schmerz.
    Sie taten seiner Catty weh.
    Er merkte ganz nebenbei, dass er sie als sein betrachtete. Dann rannte er los.
    „Langsam, verdammt“, zischte Sutton hinter ihm. Doch Thorolf ignorierte ihn. Er wusste genau, wo er hinmusste, geradeso als hätte ihm jemand den Weg gewiesen. Der Salon. Dort fand alles statt. Was immer es war.
    Er hielt an der Tür an und stürzte fast, als seine Freunde in ihn hineinliefen. Die Szene, die sich ihm eröffnete, war unfassbar und unheimlich. Ein perfekter Kreis aus den üblichen Gästen dominierte den Raum. Sie blickten nach außen, statt nach innen, und das wirkte einigermaßen seltsam. Aus ihren Hinterköpfen floss strahlende Energie in die Mitte des Kreises. Er merkte eher beiläufig, dass er sie sehen konnte, auch wenn sie nicht im normalen Sinn sichtbar war. Fünfzehn Stränge, wie die Speichen eines Rades, flossen hin zu einer Nabe. Diese Nabe brach beinahe sein Herz.
    Da kniete sie, nackt, wie er sie gezeichnet hatte, auf dem Teppich. Die Riesenspinne drückte ihre Handgelenke auf den Boden.

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