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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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dafür braucht sie einen Ankerpunkt, durch den dies kanalisiert wird.“
    „Das ist Catty? Weshalb? Warum sie?“
    „Arkanes Talent. Ich habe das Mädchen schon einmal als Katze gesehen.“
    „Na und? Die haben sie verwandelt, und jetzt bringen sie sie um. Wir müssen das verhindern! Ich muss es verhindern. Sag mir wie!“ Thorolfs Stimme war unverhältnismäßig laut.
    Blasse Hände krallten sich in Ians Schultern. Der dunkle Feyon versuchte, ohne die Hilfe des Akolythen zu stehen. Er schwankte.
    „Hilf mir in den Kreis!“, befahl er.
    „Misch dich nicht ein!“, fauchte Esmalyn. Hellgraue Augenpaare trafen einen müden Anthrazitblick.
    „Sie wird verbrennen, noch ehe das hier zu Ende ist, du Narr!“, zischte der Vampir zurück. „Das Spiel, das die beiden dort oben spielen, ist keine Minutensache. Die Dame will ihren Spaß, und der Gentleman hat eine Menge aufzuholen – außerdem frische Kraft, es zu tun.“
    „Er ist ein Invalide!“, rief Thorolf, der wusste, auf wen Arpad anspielte. Er hatte es ja gesehen.
    „Er hat mein Stehvermögen. Hier und jetzt bin ich der Invalide. Ian, hilf mir in den Kreis!“
    Langsam manövrierte der Akolyth den größeren Mann und sich über die Barriere gefasster Händen.
    Thorolf sah ihn panisch an.
    „Graf Arpad! Vater! Lass sie nicht sterben! Tu etwas! Sie ist … alles, was ich will.“
    Arpad nickte.
    „Dein Traummädchen?“, fragte er unnötigerweise.
    „Sie muss überleben!“
    „Sie hat nicht genug Kraft, und wenn du sie jetzt aus der Verbindung ziehst, stirbt sie. Wenn du allerdings wartest, bis die beiden Liebenden da oben endlich befriedigt sind, wird sie jenseits jeder Rettung sein. Sie braucht mehr Kraft.“
    „Kann ich ihr die geben?“
    Der Vampir sah ihn abschätzend an.
    „Du würdest den Tod in Kauf nehmen auf die sehr dünne Chance hin, sie zu retten?“
    „Jederzeit!“
    Die Spinne kicherte.
    „Lieber Himmel! Was für ein Held! Kaum sieht er irgendwo eine Dame in Nöten, schon ist er bereit, sie zu retten. Findest du nicht, dass du dieses Klischee nun breit genug getreten hast? Aber bitte, Halbblutbastard, bring deine Lebenskraft mit ein, wenn du kannst. Dein arkanes Talent ist so gering, beinahe nicht existent, aber wer weiß, vielleicht kannst du ja etwas bewirken? Versuch es doch! Komm zu mir, mein Kleiner, komm nur. Komm …“

Kapitel 78
    „Will jemand Kräutertee?“, frage die joviale, übergewichtige Frau in dem bunten, bänderbesetzten Dirndl. Sie wirkte sehr deplatziert in den nächtlichen Straßen Münchens. Sie hatte ihre Kiepe gegen den Gartenzaun gelehnt und kramte darin rum. „Ich habe in einer Flasche welchen mitgebracht.“
    „Sie haben Tee mitgebracht? Ich dachte, dies wäre ein Notfall!“, beschwerte sich die elegante Dame in der großen Abendrobe und dem dazu passenden Paletot. „Ich habe mich jedenfalls nicht von Komtess Trentinis Konzertabend davongestohlen, um im neureichen Teil der Maxvorstadt einer Teegesellschaft beizuwohnen. Es war schwierig genug, meinen hastigen Aufbruch zu erklären.“
    „Bitte konzentrieren Sie sich auf das, ‚was sein mag ‘ , Schwester!“, mahnte Fräulein Margarete Obermeier und schob sich ihre Brille hoch. „Dies ist ein Notfall, sonst wären wir nicht hier, und warum Sie zu Walpurgis eine Konzerteinladung annehmen, weiß ich wirklich nicht.“
    „Ich muss Ihnen meine Handlungsweise ganz sicher nicht erkl…“
    „Ist ja schon gut“, unterbrach die Tänzerin, die sich nicht die Zeit genommen hatte, sich umzuziehen, als man sie dringend von der Bühne gerufen hatte für einen besonders frühen Beginn einer besonderen Nacht. Jeder männliche Passant auf der Straße wäre von ihrem Anblick mehr als begeistert gewesen, doch die Straße war fast verdächtig still und leer. „Der Walpurgistanz wird dieses Jahr wohl ohnehin ein wenig anders aussehen als der vom letzten Jahr. Die Straße des Lebens ist voller Veränderung, und wir können nur darauf entlangfahren.“
    Sie öffnete die Gartentür und musterte das Haus.
    „Die wollen uns hier wirklich nicht, nicht wahr?,“ fragte eine junge Frau hinter ihr, die recht nervös wirkte und verzweifelt um eine ruhige Ausstrahlung bemüht war. Sie hoffte, die anderen würden ihre Unruhe nicht bemerken.
    „Haben Sie auf eine Einladung gehofft – vielleicht von dem schönen, jungen Mann, der Sie im Traum besucht hat, Constanze?“, fragte eine gestrenge und knochentrockene Frau in der bescheidenen Kleidung einer altjüngferlichen Lehrerin.

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