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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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lustvollen Orgie ein jähes Ende bereitet.
    Die riesenhafte Kreatur zischte ihren Hass durch die Zähne.
    Er kroch auf dem Bett weiter hoch, eine instinktive, wenn auch gänzlich nutzlose Reaktion. Dieses Wesen konnte man nicht besiegen, und man konnte ihm auch nicht entfliehen. Es war zu gigantisch, zu mächtig, zu stark, sowohl körperlich als auch geistig. „Die Macht“ hatte der Vampir es genannt. Oder sie. Oder ihn. Ein passender Begriff.
    Silberaugen wandten sich ihm zu, und ein zahnklaffendes Maul wurde weit.
    „Einmischer“, zischelte sie. „Doch sie kommen zu spät. Ich habe, wofür ich gekommen bin.“ Mit einer schlängelnden Bewegung kam sie näher. Die Zähne, sah er nun, waren mindestens so lang wie sein Gesicht. Er starrte sie voller entsetzter Faszination an und harrte darauf, dass sie seinen Schädel zerbeißen würden, die Knochen zermalmen, sein Gehirn zerquetschen.
    Stattdessen berührte ihn Pfefferminzatem wie ein Kuss.
    „Sei stolz!“, sagte sie. „Befreie dich von deinen nichtigen Ängsten. Du kannst das. Es ist das eine Geschenk, das ich dir machen kann. Doch du musst es auch akzeptieren wollen.
    Er vermochte nicht zu antworten, wusste nicht, was er sagen sollte.
    „Ich muss dich verlassen“, fuhr sie fort. „Sie schicken mich zurück. Doch ich komme wieder. Du solltest mich immer erwarten, Vater meines Kindes.“
    Sie bog sich, drehte sich im Strudel wie ein Mahlstrom, wirbelte durch den Trichter hinüber über die Grenze der Wirklichkeit ins weiße Reich.
    „Warte!“, rief er. „Wirst du mir nicht wenigstens erklären…?“
    Der Zwischenraum zwischen den Welten schloss sich wie eine Blende.
    Einige Atemzüge verharrte er reglos. Dann riss er sich zusammen. Als er sich wieder bewegte, tat er es in der Furcht, dass seine alte Behinderung zurückgekommen und er wieder ein Krüppel wäre.
    Doch der Schmerz in seinen Knochen war nur Müdigkeit und Muskelkater von einer Anstrengung, die Casanova, Don Juan und alle berühmten Sultane des Orients zusammen mitsamt ihren Harems vor Neid hätten erblassen lassen. Eine Welle unbedeutenden männlichen Stolzes durchfuhr ihn und verpuffte gegen ein ehernes Gewissen.
    Das Unsagbare hatte er getan, und da saß er und suhlte sich in seiner Manneskraft wie ein Angeber in einem Herrenverein.
    Er stand auf, trat steifbeinig an die Waschschüssel, nahm Schwamm und Seife zur Hand und begann, seinen Körper gewissenhaft zu reinigen. Danach suchte er seine Kleidung zusammen, die überall im Raum verteilt lag. Es gab nur noch eine Sache zu tun, und die würde er verdammt noch mal gewiss nicht nackt tun.
    Er war verdammt.
    Ehebruch mit dem bösen Feind.
    Freitod.
    Das eine bewirkte das andere. Beides war eine Todsünde.
    Ewige Verdammnis.
    Schwarze Verzweiflung schlug über seinem Kopf zusammen.
    Er reckte das Kinn, bedachte die Welt mit stolzem Blick und presste die Lippen zusammen.
    Als er sich angekleidet hatte, sah er sich nach einer Waffe um, doch er fand keine. Sich mit einem rosa Bettvorhang aufzuhängen widerstrebte ihm, würde es doch nur Geschmacklosigkeit der Sünde folgen lassen. Zudem wollte er nicht in dem Boudoir einer fremden Frau aufgefunden werden. Charly würde das nicht mögen.
    Es war besser, nicht an Charly zu denken.
    Er band die Krawatte zu einem perfekt sitzenden Knoten und fuhr sorgsam mit dem Kamm, den er auf der Frisierkommode gefunden hatte, durch sein Haar. Dann verließ er das Zimmer, um eine Waffe zu suchen.
    Der Vampir lag nicht mehr auf dem Boden. Ein Blick ins nächste Zimmer offenbarte die Leiche Professor Lybrattes. Jemand hatte ihn auf eine Rekamiere gebettet. Seine Augen waren geschlossen, und er wirkte, als schliefe er. Doch Asko wusste es besser. Sein ehemaliger Mentor war tot. Die Rose, die man ihm in die Hände gelegt hatte, war ein Zeichen, dass man ihn zu schätzen gewusst hatte, auch wenn er bei seiner ultimativen Aufgabe schließlich versagt hatte.
    Seltsam.
    Er schloss die Tür wieder. Von unten war nichts zu hören. Es musste doch Dienerschaft im Hause sein. Außerdem der Vampir. Nicht, dass er die einen oder den anderen treffen wollte. Jedenfalls musste er ins Erdgeschoss, wenn er diesen Ort verlassen wollte.
    Ihm fiel ein, dass er sich eben entschlossen hatte, den Ort nicht zu verlassen. Nicht lebend. Ein ganz neuer Gedanke schien ihm sagen zu wollen, dass er auf einfältige Weise übertrieb. Dieser höchsteigene Gedanke schockierte ihn. Er war immer ein Mensch ernster Gesinnung gewesen, und es war

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