Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
nichts Einfältiges daran, für seine Sünden zu bezahlen. Erlösung war Teil seines Glaubens. Er hatte seine Ehre verloren, und zu allem Überfluss wusste der Vampir das auch noch.
Er rannte die Treppen hinab. Im Erdgeschoss schlitterte er fast über die glatten Mosaikfliesen. Ob er wirklich ein Geräusch gehörte hatte, wusste er nicht, doch seine Füße trugen ihn automatisch durch die Türöffnung in den Salon.
Dort blieb er wie angewurzelt stehen. Der Raum war voller Leichen.
Reglose Gestalten lagen überall auf dem Boden, Frauen außen, Männer innen. Im Zentrum des Raumes lag ein nacktes junges Mädchen. Herr Treynstern hielt die junge Frau in den Armen, doch ihre Handgelenke wurden immer noch von Lord Edmond festgehalten. Der britische Edelmann lag ebenfalls bäuchlings auf dem Teppich, sein weißer Haarschopf hatte sich wie ein Heiligenschein um ihn gebreitet.
Asko erkannte Graf Arpad, der hinter Frau Treynsterns Sohn zusammengebrochen war. Dann lag da auch noch McMullens Neffe, den er zuletzt vor eineinhalb Jahren gesehen hatte. Den letzten Mann im Zentrum des Zimmers erkannte er nicht.
Die Herren in dem Ring um die sechs Leute in die Mitte dagegen zum größten Teil schon. Sie waren alle Gäste, die er auf den Soireen kennengelernt hatte. Die Crème de la Crème bayerischer Künste und Wissenschaften. Sie sahen aus, als wären sie gerade von ihren Stühlen zu Seite gekippt. Keiner von ihnen regte sich.
Neben dem Mädchen sah er einen Degen, und so stieg er in den Kreis. Langsam nahm er die Waffe auf und stellte fest, dass es seine eigene war. Eigentümlich. Prophetisch. Passend. Er besah sich die Klinge, und es wurde ihm klar, dass es ganz und gar nicht einfach war, sich mit einer so langen Waffe selbst zu entleiben. Er drehte sie in den Händen um und fühlte sich recht ungeschickt dabei.
„Die Römer hatten für solche Dienste ihre treuen Sklaven“, sagte eine brüchige Frauenstimme.
Er wandte sich um. Ein runzlige Alte sah ihn kritisch an, während sie versuchte sich aufzusetzen und aus der liegenden Stellung am Boden hochzukommen.
„Jetzt stehen Sie nicht dumm rum, junger Mann. Helfen Sie mir!“, befahl sie von Orven, der ob seiner Unhöflichkeit rot anlief. Er war ein Gentleman. Das hieß, das Wohlbefinden von hilflosen Frauen musste ihm über seinen eigenen Pläne stehen.
Er trat zu der alten Dame hinüber und half ihr, vom Boden aufzustehen. Dazu musste er das Schwert beiseitelegen.
„Danke“, sagte sie. „Nein. Lassen Sie es liegen. Hier sind Dinge zu tun, und Sie sind im Moment der Einzige, der sie tun kann. Holen Sie mir einen Stuhl.“
Er brachte ihr einen, und sie setzte sich.
„Jetzt sagen Sie mir, wer sie sind“, befahl sie.
Er verbeugte sich förmlich.
„Ich …“ Er hielt inne, nicht mehr sicher, ob er es ihr überhaupt sagen sollte.
„Sie sind … der junge Herr, der so ausnehmend großen Spaß mit einem Drachen hatte. Wenn Sie nicht wollen, dass ich Sie jedes Mal so tituliere, müssen Sie mir schon Ihren Namen verraten.“
„Von Orven.“
„Sie mögen schöne Feyon-Frauen, Herr von Orven?“
„Eigentlich verabscheue ich alle widernatürlichen Dinge“, antwortete er und ärgerte sich, dass er schon wieder errötete. Sein Blick senkte sich.
Sie nickte.
„Ich nehme nicht an, dass Ihre Vorlieben in dieser Sache die Kreatur besonders interessierten. Zudem denken Männer gemeinhin nicht mit dem Kopf.“
„Gnädige Frau …“
Jemand rührte sich hinter ihm. Er drehte sich um. Eine junge Frau stöhnte, hustete und rollte sich dann herum, während sie gleichzeitig versuchte, ihre Röcke nach unten zu ziehen, die von der Krinoline beim Sturz nach oben gestülpt worden waren und die Blicke auf spitzenverbrämte Unerwähnbare freigaben.
„Was ist geschehen?“, fragte sie und ließ sich von Asko hochziehen. Sie öffnete den Mund, um ihm zu danken, dann schien sie ihn mit einem Mal zu erkennen und wich erschrocken vor ihm zurück.
„Du lieber Himmel! Das ist doch …“, begann sie, wurde aber von der Alten unterbrochen.
„Trödle nicht!“, befahl diese barsch. „Hilf den anderen. Dann solltest du Tee machen. Trostwurz für die Diener und für die Herren Gäste. Creszenz hat gewiss alles, was wir brauchen, in ihrer Kiepe.“
Eine schwarzhaarige junge Schönheit in einem schlichtweg schockierenden Kleidungsstück rührte sich als nächste. Asko ging zu ihr und streckte ihr die Hand entgegen. Sie ergriff sie, stand auf, drehte seine Hand um und besah
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