Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
neutrale Art.
    Er bezahlte Lena, die kess knickste. Er brachte sie zu Tür und ließ sie hinaus.
    „Sie haben eine wirklich nette Frau Mama“, flüsterte sie ihm noch zu, als sie ging, und er wusste einmal mehr nicht, was er davon halten sollte, dass wildfremde Leute dauernd seine Mutter lobten.
    Als er zurück ins Zimmer trat, war sie dabei, sich seine Skizzen anzusehen. Sie wirkte alarmiert.
    „Bitte leg sie wieder hin. Sie sind ganz furchtbar geworden.“
    Sie legte sie auf den Tisch, das Spinnenbild zuoberst mit der Zeichnung nach oben.
    „Sie sind vielmehr ziemlich gut. Du warst immer schon sehr begabt. Sag mir, siehst du Frauen als Beute an?“
    „Was?“ Er war so bestürzt, dass er sich fast im Ton vergriffen hätte.
    Sie nahm neben seinen Zeichnungen Platz und streckte die Hände aus.
    „Willst du mich nicht noch einmal richtig begrüßen? Oder bist du immer noch böse auf mich, weil ich dich unterbrochen habe?“
    Er trat vor, nahm ihre Hände in seine und küsste sie auf die Wange.
    „Ich bin nicht böse auf dich, Mama. Ich bin vielmehr erstaunt, dass du vor moralischer Entrüstung nicht in Ohnmacht gefallen bist.“
    „Hast du mich denn je vor moralischer Entrüstung in Ohnmacht fallen sehen?“
    „Nein. Doch du hast auch noch nie eine nackte Frau in meinen Räumen vorgefunden.“
    „Das Mädchen muss für sich und seine alte, kranke Mutter sorgen.“
    „Woher weißt du das?“
    „Sie hat es mir erzählt.“
    „Es ist vielleicht nicht die Wahrheit, Mutter.“
    „Vielleicht nicht. Aber so wie die Welt nun einmal ist, könnte es sehr wohl die Wahrheit sein.“ Sie nahm erneut seine Zeichnungen auf. „Sie war recht hübsch, aber das hast du nicht wirklich eingefangen.“
    „Ich weiß. Es ist mir nicht geglückt. Ich weiß auch nicht, warum. Sie ist nicht die erste Frau, die ich gemalt habe. Aber ich hatte dich ja gewarnt, dass die Zeichnungen nichts geworden sind. Deshalb wollte ich sie dir auch gar nicht erst zeigen.“ Er klang ein wenig vorwurfsvoll.
    „Ich will nicht sagen, dass sie nicht gut sind. Sie sind ausdrucksvoll – und recht beängstigend. Aber dennoch sind sie gut. Ich muss allerdings zu bedenken geben, dass es möglicherweise keinen Markt für Bilder sterbender Frauen gibt, die von riesigen Spinnen gefressen werden. Doch ich mag da natürlich völlig altmodisch sein.“
    Er nahm sich einen der Stühle, setzte sich ihr gegenüber und blickte sie aufmerksam an.
    „Liebe Mama, niemand könnte dich altmodisch nennen. Du siehst sehr stilvoll und elegant aus.“
    „Du allerdings siehst schuldbewusst aus, mein lieber Thorolf.“
    Er lächelte.
    „Mama, du willst mich vermutlich dazu bringen, zurück zu Dr. Ralfberger zu gehen. Aber …“
    „Thorolf. Ich will dich keineswegs dazu bringen, zurück zu Dr. Ralfberger zu gehen. Zum einen wird er dich jetzt, da du ihm sein lukratives Angebot vor die Füße geworfen hast, vermutlich nicht mehr wollen. Zum anderen will ich wirklich nicht, dass du unglücklich bist. Das war nie mein Ziel. Dennoch müssen wir miteinander reden.“
    „Allerliebste Mama, Ich begreife durchaus, dass du vermutlich kei nen Sohn möchtest, der ein elender, unmoralischer Maler ist …“
    „Also bitte! Nun halte mich nicht für kleinlicher und geschmackloser, als ich bin. Ich habe sehr großen Respekt vor guten Künstlern.“
    „Du glaubst nur nicht, dass ich gut bin“, warf er ihr vor.
    „Ich habe nie daran gezweifelt. Ob du davon leben kannst, ist eine ganz andere Geschichte.“
    „Du könntest zur Abwechslung mal an mein Können und mein Talent glauben“, gab er patzig zurück und fühlte sich nicht nur etwas beleidigt, sondern auch um einiges jünger, als er sich noch vor einer Viertelstunde gefühlt hatte.
    „Liebling, ich wünsche mir, dass du ein sicheres und bequemes Leben führst. Es gibt eine Menge Argumente, die ein sicheres und bequemes Leben erstrebenswert machen. Was du dir ausgesucht hast ist weder das eine noch das andere.“
    „Nur weil ich ein Aktmodell im Wohnzimmer habe …“
    „Deine Aktmodelle sind mir gänzlich einerlei. Kunst ist immer progressiv, und ich verstehe, dass du ein Objekt brauchst, um dich in deiner Kunst zu üben. Vermutlich könntest du einiges an Geld sparen, wenn du Stilleben malen würdest, aber du bist ein junger Mann, und ich begreife voll und ganz, dass dich hübsche Frauen mehr reizen als Blumenvasen. Sie hatte einen sehr hübschen Körper, einladend und großzügig.“
    „Mutter!“ Er war empört.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher