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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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ziemlich aufgebracht.
    „Woher wussten Sie, wo ich wohne?“
    „Ich habe immer gewusst, wo du zu finden warst. Dein Leben lang. Du hast mich nie gesehen, doch ich habe dich oft beobachtet. Familienpflichten. Die Sí kümmern sich ebenso gut um ihren Nachwuchs wie die Menschen. Besser, bisweilen.“
    Thorolf zuckte zusammen und warf Ian einen angsterfüllten Blick zu.
    „Um deinen Wohnungsgenossen musst du dir keine Sorgen machen. Er ist sehr aufgeschlossen und offen für alle möglichen neuen Eindrücke, das hat er mir versichert. Er wird dich nicht verraten. Dafür habe ich gesorgt. Jetzt trink etwas. Man sagt ja, dass nichts über ein frisches Glas Wasser gehen soll.“
    „Eigentlich habe ich ihm einen Schnaps gebracht“, sagte Ian.
    „Umso besser.“
    Thorolf kippte die Flüssigkeit hinunter und blamierte sich nicht, indem er etwa gehustet hätte.
    „Haben Sie das Mädchen gefunden?“, fragte er dann. Die Frage klang intensiv und beinahe gehetzt. Er war offenkundig sehr besorgt.
    „Nein. Ihre Spur verlor sich.“
    „Haben Sie überhaupt richtig gesucht?“ Die Frage war voller Anschuldigung und recht unverschämt, und Ian machte sich Sorgen, wie der Vampir auf so viel mangelnden Respekt seines Sohnes reagieren würde. Er schien nicht die Art Mann zu sein, die jemandem gestattete, sich Frechheiten ihm gegenüber herauszunehmen. Doch Graf Arpad klang sehr geduldig.
    „Ich habe nach ihr gesucht. Sie war verschwunden.“
    „Sie konnten sie nicht finden?“
    „Sie war nicht da. Wäre sie in der Nähe gewesen, hätte ich sie gefunden.“
    Thorolf schwang seine Beine aus dem Bett und bemerkte, dass er nur teilweise bekleidet war und noch einige Kratzern aufwies. Er sah an sich hinunter und schnaubte dann verächtlich.
    „Ich ziehe mich an und gehe sie suchen.“
    „Das ist sinnlos!“ Die Stimme des Vampirs klang trügerisch sanft. „Sie ist fort.“
    „Das glaube ich nicht! Sie haben nicht richtig nach ihr gesucht! Es war dunkel.“ In Treynsterns Stimme schwang Panik.
    „Für mich ist es nie dunkel, und ich hätte ihre Anwesenheit gespürt, wenn sie da gewesen wäre.“ Graf Arpad legte eine tröstende Hand auf Thorolfs Schulter, der sie ärgerlich abschüttelte. „Es tut mir leid, mein Sohn. Wir können nichts tun. Sie ist fort.“
    Thorolf verbarg das Gesicht in seinen Händen. Steif wie ein Fels saß er da. Bewegungslos vor Trauer.
    „Sie wollen sagen, dieses Ding hat sie bekommen.“
    „Das ist möglich, doch ist es nicht die einzige Möglichkeit.“
    „Es hat die Klauen in ihren schönen, jungen Körper getrieben, ihr das Fleisch von den Knochen gerissen und seine hässlichen Fratzen über ihr Antlitz gebracht, um ihr die Seele auszusaugen?“
    Er klang harsch und voller Hass. Seine Worte malten eine Szene, die Ian deutlich vor seinem inneren Auge sehen konnte. Er fand, dass auch er einen Schnaps brauchen konnte.
    „Es tötet selten beim ersten Mal. Wie mir auch ist es ihm lieber, sich zu nähren, ohne eine Spur von toten Leibern zu hinterlassen. Wunden kann es heilen, wenn es das will. So wie ich auch. Es sah so aus, als wollte es diese Nacht töten. Dich jedenfalls hätte es getötet. Du hast es sehr wütend gemacht. Vielleicht hätte es das Mädchen am Leben gelassen. Es gibt andere Dinge, die man mit hübschen Mädchen anstellen kann.“
    „Sie meinen doch nicht … Sie können doch nicht wirklich meinen …“ Schieres Entsetzen zügelte Thorolfs Worte.
    „Manche von uns habe mehr als eine Möglichkeit, wie sie in der Welt in Erscheinung treten können, mein Sohn.“
    „Ich verstehe nicht ...“
    „Ich weiß. Dafür bist du zu sehr Mensch, zu modern, zu aufgeklärt. Aber wir wissen nicht, ob es sie gefangen hat oder nicht. Ich habe sie nicht finden können. Vielleicht konnte es das auch nicht.“
    „Eine nicht sehr wahrscheinliche Aussicht.“
    „Zugegeben.“
    „Das Spinnending ist möglicherweise mächtiger als Sie.“
    „Das ist es unbestritten. Es ist älter und hat viel mehr Tricks auf Lager.“
    „Wovon redet ihr?“, unterbrach Ian.
    „Eine Spinne“, flüsterte Thorolf. „Eine gottverdammte Spinne, so groß wie mein Fahrrad. Größer. Übrigens, wo …“
    „Dein Vater ist darauf heimgeradelt.“
    Thorolf starrte seinen neu hinzugewonnenen Verwandten an.
    „Ein Vampir auf einem Fahrrad? Das ist …“
    Arpad schüttelte den Kopf und seufzte.
    „Auch für dich noch einmal: Ich kann nicht fliegen. Ich kann mich nicht in eine Fledermaus verwandeln. Ich bin nicht

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