Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Frauen. Das heißt aber nicht, dass ich Männer nicht mag.“
Ian sagte nichts.
„Du magst Mädchen auch, nicht? Trotzdem würdest auch du nichts dagegen haben, deinen Erfahrungshorizont in die andere Richtung zu erweitern. War das schon immer so? Oder hat dich das kleine Abenteuer mit einem Traumweber in dieser Hinsicht verändert? Träume sind so regelwidrige Dinge – unsubtil und ganz und gar unberührt von etwelchen moralischen Grundsätzen, die gerade in Mode sind. Träume sind Verräter. Sie geben die Wünsche des Herzens preis – und die des Körpers.“
Ian überlegte sich, ob er dies alles bestreiten sollte, doch er wusste, dass das nutzlos war. Sein schwarzäugiger Gast konnte in seiner Seele lesen. Er hatte vermutlich zudem gespürt, wie Ians Körper reagiert hatte, ja es ausgelöst. Es war Teil seiner Kunst, und Ian würde sich zu einem späteren Zeitpunkt immer noch darüber entrüsten können. Nur jetzt war es nicht opportun.
„Das Abenteuer mit dem Traumweber hat meinen Geist in viele Richtungen hin erweitert und mir neue Einblicke verschafft. Die Unterweisung, die wir in der Loge erhalten, hält uns außerdem dazu an, allem Neuen gegenüber offen zu sein.“
„Allem Neuen gegenüber offen? Bezieht sich das auf geistige Horizonterweiterung oder auf körperliche Erfahrungen im Bereich der Leidenschaft? Ich möchte wetten, du hast deine neue ‚Offenheit ‘ deinen Meistern in der Loge nicht mitgeteilt.“
Das hatte er tatsächlich nicht. Es hatte auch nichts gegeben, was er hätte mitteilen können. Er hatte keinerlei Erfahrungen auf fleischlichem Gebiet. Ganz anders als der Sohn des Vampirs, war er tatsächlich ein ‚unschuldiger Jüngling ‘ , und was seine Präferenzen für das eine oder andere Geschlecht anging, so hatte er bewusst noch nicht darüber nachgedacht. Es war ohnehin sehr viel sicherer, nicht über Leidenschaft und Liebe nachzugrübeln, wenn man gerade dazu angehalten wurde, auf entsprechende Erlebnisse komplett zu verzichten.
„Akolythen werden dazu ermuntert, ein zölibatäres Leben zu führen, Erlaucht. Selbst wenn ich meine neu gewonnene Offenheit bereits festgestellt hätte, was ich nicht hatte, gab es also keinen unmittelbaren Anlass, irgendetwas dazu zu sagen.“
„Dann wissen wir doch immerhin, dass du schweigen kannst, wenn dir etwas wichtig genug ist“, fuhr Graf Arpad leichthin fort. „Das ist gut. Denn es wäre mir ungenehm, einen Geist zu verbiegen, der so brillant ist wie der deine. Man muss für brillante Menschen dankbar sein. Es gibt so verdammt wenige. Sie machen diese Menschenwelt erst hell. Komm her!“
Ian trat vor und kniete sich gehorsam vor den Vampir. Ob er das aus freien Stücken tat, oder ob der Mann ihn mit seiner Macht dazu veranlasst hatte, wusste er nicht. Seine Haut brannte noch von der Übermacht des letzten Zaubers, doch das Gefühl wurde bereits schwächer, verwandelte sich in ein vorfreudiges Prickeln, das seinen ganzen Körper befiel. Es war nicht angenehm. Doch man konnte es weiß Gott auch nicht unangenehm nennen. Zumindest war es verwirrend und ein wenig peinlich.
Der Graf legte eine Hand mit ausgefahrenen Krallen auf Ians Brust, und Ian hörte, wie sein eigenes Blut in gurgelndem Rhythmus durch seinen Körper pumpte. Es war ein unheimliches Geräusch, das den Eindruck erweckte, es könne jeden Augenblick aufhören. Es verdeutlichte auch, was der andere Mann hörte, eine sprudelnde Quelle, von der er sich Erfrischung holen konnte.
„Schwöre, dass du meinen Sohn nicht verraten wirst. Sprich die Worte und wisse, dass dieser wunderbare blutpumpende Muskel in deiner Brust dir in demselben Augenblick seinen Dienst versagen wird, in dem du Thorolf untreu wirst oder ihn verrätst. Oder mich. Schwöre! Jetzt gleich.“
„Ich schwöre, dass ich niemals illoyal zu Ihrem Sohn oder zu Ihnen sein werde, Graf Arpad“, sagte Ian und versuchte, nicht daran zu denken, was er bereits verraten hatte.
Der Feyon nahm die Hand von ihm und lächelte.
„Gut“, sagte er. „Dann werden wir ihn jetzt wecken. Am besten, du holst ihm etwas zu trinken. Wasser. Er wird es wohl brauchen können.“
Ian erhob sich und verließ den Raum. Als er zurückkam, ein Tablett in den Händen, war Treynstern wach und starrte Arpad wütend an.
„Ich habe dich nach Hause gebracht“, sagte der ruhig. „Hier ist dein Freund mit etwas zu trinken.“
Der junge Künstler setzte sich auf und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Er sah schwach aus, aber auch
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