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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Alpträume. Sie war auch recht traurig darüber, dass ich ihre Einführung in die Gesellschaft verschoben habe. Das arme Kind ist so konfus zurzeit. Bitte vertrau hier auf mein weibliches Urteil. Sie wird aus ihren Ferien weniger blass und weniger aufmüpfig zurückkommen. Du wirst sehen.“
    Herr Lybratte saß in seinem Lehnstuhl und trank Kaffee.
    „Mein geliebte Lucilla, ich will keineswegs deine Urteilsfähigkeit in Frage stellen. Ich bin sicher, du weißt es am besten. Ich finde nur, du hättest mich konsultieren sollen, bevor du sie fortgeschickt hast. Immerhin ist sie ja meine Tochter. Ich fürchte, ich habe sie allzu sehr vernachlässigt in den letzten Tagen. Ich weiß noch nicht einmal, warum ich nicht …“
    Lucilla unterbrach seine Vorwürfe mit einem Kuss und zog ihn in die Arme.
    „Liebster, du bist ein ausgezeichneter Vater, also mach dir keine Vorwürfe. In ihrem Alter braucht sie eine Mutter viel nötiger als einen Vater. Sorge dich nicht um ihren kleinen Urlaub. Meine Tante ist eine ganz reizende Person.“
    „Kenne ich sie?“
    „Sie war verreist, als wir geheiratet haben. Lieber Himmel, wie spät es ist! Musst du nicht längst an der Universität sein? Ich sage Johann, er soll anspannen. Hast du nicht eine Konferenz heute?“
    Er blickte erstaunt drein.
    „Ich wüsste nicht … vielleicht doch. Du hast wohl recht. Ich sollte mich wirklich beeilen.“
    „Ja, Liebster. Wir können noch einmal reden, wenn du wiederkommst. Allerdings haben wir heute wieder Gäste.“
    Sie küssten sich noch einmal intensiv, dann sah der reifere Herr auf seine goldene Taschenuhr und stürmte aus der Tür. Seine Gattin blieb mit einem gefrorenen Lächeln auf den Lippen im Frühstückszimmer stehen.
    Einen Augenblick später betrat die Gouvernante den Raum.
    Ärgerliche grüne Augen durchbohrten sie.
    „Nun, meine liebe … Miss Colpin. Da hast du uns ja schön ins Unheil geritten.“
    Ein zweischneidiges Lächeln war die Antwort.
    „Es tut mir leid. Ich konnte sie nicht finden. Sie ist mir weggelaufen.“
    „Natürlich. Das weiß ich auch. Auch ich habe sie nicht aufspüren können. Du warst für sie verantwortlich. Wir können nicht ewig das Märchen vom Erholungsurlaub bei der Tante auf dem Lande aufrechterhalten. Irgendwann werde ich sie wieder vorweisen müssen – schlimmstenfalls mitsamt nichtexistenter Tante. Also müssen wir sie finden. Rasch. Wir brauchen sie.“
    Die Gouvernante ließ sich im Lehnstuhl nieder, während die Dame des Hauses zum Fenster glitt und der Abfahrt ihres Gemahles zusah.
    „Er hat sich Sorgen gemacht. Sorgen darf er sich nicht machen. Es beeinträchtigt seine Brillanz, seine Fähigkeit, konstruktiv zu denken. Doch letztlich ist sie es, die ihn mir als Gatten so unersetzlich macht. Wie du sehr genau weißt.“
    Miss Colpin nickte.
    „Es tut mir leid. Sehr sogar. Ich habe versucht, sie aufzuhalten, als sie in die Nacht verschwunden ist. Ich möchte allerdings bemerken, dass deine eigenen Maßnahmen gegen ihr Verlassen des Hauses auch nicht gegriffen haben. Kann es sein, dass auch du einen Fehler gemacht hast?“
    Seide rauschte, und schon stand Lucilla vor ihr, fixierte sie mit einem starren, bösen Blick.
    „Ich?“ Die Dame klang wütend. „Deine neuen ... Erziehungsmethoden, meine Liebe, waren gänzlich ungeeignet, und ich bin mir nicht sicher, ob ich dich nicht für deine unglaubliche Unverschämtheit prügeln sollte. Es war dein Fehler.“
    Miss Colpin blickte einen Augenblick lang verunsichert drein.
    „Aber bitte, liebste gnädige Frau Lybratte. Ich gebe zu, es ist inopportun, dass wir sie gerade jetzt irgendwie verlegt haben. Aber wir werden sie wiederfinden. Sie kann sich nicht ewig verstecken. Ihr arkanes Talent strahlt so weit; es macht sie einfach zu finden, und sie weiß noch nicht einmal, dass sie es besitzt. Ohne Ausbildung kann sie bestenfalls ungesteuerte Zufallstreffer landen.“
    „Was hast du dir nur dabei gedacht …“
    „Ach, du weißt ganz genau, dass es mich schwer ankommt, immer die brave, süße, allzu wohlerzogene Gouvernante zu spielen. Jedenfalls über eine längere Zeit hinweg. Ich brauchte wirklich eine kleine Pause.“
    „Ja. Du hast dir ein Päuschen gegönnt, und sie sich einen Ausbruch. Schon war sie weg und unterwegs in ein Paar Männerarme, mitten in der Nacht, um mit dem Kavalier zu enteilen. Ein so sorgsam erzogenes Mädchen! Wer hätte das gedacht? Sag mir nicht, dass sie nicht wusste, dass sie das ruinieren würde.“
    „Sie hat

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