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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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süß-melancholischen ersten oder den leidenschaftlichen dritten?“
    „Den zweiten, mein Mondscheinliebhaber.“
    „Liebe Zeit – bist du wirklich so verärgert? Ich schwöre, ich werde mich bessern, um dir zu gefallen.“
    „Doch wie steht es um das Gefallen der beinahe Gefallenen? Sag mir, schöner Maulheld, hättest du die süße, kleine Catrin mit in deinen Junggesellenhaushalt geschleppt, um sie dort mit Raffinesse und Charme und dem nicht zu vergessenden Glas Madeira zu verführen? Oder hattest du vor, ihr schon in der Kutsche die Schenkel zu spreizen und sie zu erobern in eben dem Moment, in dem sie bei dir ankommen würde?“
    Er seufzte und fuhr mit der Hand über ihr Kleid, und schon lag es zusammen mit einigen anderen Kleidungsstücken über einen Stuhl gebreitet. Sie wandte sich ihm zu und hob skeptisch eine Braue, während seine Finger von ihrem Hals zwischen ihre Brüste reisten, von dort über ihren Bauch und sie schließlich nur einen Zoll vorm Ziel verließen. Frau Lybratte schien ungerührt.
    „Wer weiß? Ich bin kein geduldiger Mann“, betonte er erneut. „Mein Wesen ist nicht von Heiligkeit bestimmt. Ich habe meine Bedürfnisse, schon gar in dieser besonderen Rolle. Junge, einflussreiche Herren der besseren Gesellschaft leben ihre Neigungen aus, und meine ... Neigung ... hat dir noch immer Freude bereitet. Du hast dich eingemischt. Also habe ich der Kleinen nicht die Schenkel gespreizt und sie zur Frau gemacht. Aber wer weiß, vielleicht wäre ich ja auch der perfekte Gentleman geblieben, der ich bisweilen sein kann, selbst wenn du das kaum glauben möchtest.“
    Mit einer weiteren Geste verschwand auch seine Kleidung, und er stand vor ihr, blass und glatt. Sie betrachtete seinen Körper, hob eine Braue beim Anblick seiner allzu deutlichen Vorfreude. Schon griff sie ihn mit strafender Hand, und er zuckte zusammen.
    „Deine Unverschämtheit ist jenseits aller Vernunft.“ Scharfe Fingernägel fuhren über empfindliche Stellen, und er zischte schmerzerfüllt auf. Einen Augenblick standen sie so, dann lächelte sie. „Doch ich werde dir immerhin die Möglichkeit gewähren, meine Laune zu bessern. Also, erfreue mich.“
    Sie trat zu der kissenbedeckten Ottomane und legte sich in einer eleganten Bewegung nieder.
    „Zeig mir, was du mit meiner kleinen Stieftochter angestellt oder auch nicht angestellt hättest. Doch ich rate dir, deine Sache gut zu machen. Ich habe in letzter Zeit zu viele Aufmerksamkeiten eines alten Weisen über mich ergehen lassen müssen, um besonders geduldig mit einem jungen Narren zu sein.“

Kapitel 23
    Der Tag war sonnig, obwohl er grau und verhangen besser zu Thorolfs Laune gepasst hätte. Er hatte nur zwei oder drei Stunden geschlafen, und dieser Schlaf war rastlos und voller Alpträume gewesen. Anthrazitschwarze Augen hatten ihn verfolgt, ihm mit herablassend wohlwollender Überheblichkeit in die Seele geblickt. Amüsierte Augen, unwiderstehlich, sogar liebevoll auf gewisse Weise. Dennoch erinnerte er sich nicht gerne an sie.
    Dann waren da die Klauen gewesen, dunkle Spinnenkrallen, die sich in sein Fleisch hakten und mit der gleichen herablassenden Überheblichkeit, jedoch ohne das Wohlwollen Löcher in seinen Körper rissen. Sich an den Schmerz zu erinnern war nicht das Schlimmste. Das Furchtbarste die Hilflosigkeit, selbst mit ansehen zu müssen, wie er mit so nachlässiger Leichtigkeit überwältigt und bezwungen wurde.
    Er entsann sich der Augen der Kreatur, wenigstens jener, die ihn angeblickt hatten, als sie sich über ihn beugte, um ihm sein Wesen aus dem Körper zu saugen. Es waren keine Spinnenaugen gewesen, keine begriffsleeren Tieraugen. Eine grauenhafte Zielstrebigkeit blickte aus ihnen und ein scharfer Verstand, gerade so scharf wie die Klauen. Das Ungeheuer hatte ihm ins Herz geblickt, dort Inventur gehalten und seine Seele ausgezählt, wie eine Haushälterin den Inhalt einer Speisekammer überprüfte, wenn sie eine Einladung zum Abendessen plante.
    Es hatte sich über ihn geärgert und war doch gleichzeitig voller Verachtung gewesen. Die Wahrnehmung dieser Gefühle war langsam durch die Tiefen von Thorolfs geschundenem Körper und Geist getröpfelt. Es hatte sehr wohl gewusst, dass er sich von anderen Menschen unterschied, doch das hatte es nicht interessiert.
    Sollte Thorolf es je wiedertreffen, würde es ihn töten. Da war er sich absolut sicher. Er konnte nichts dagegen tun. Seine Wehrlosigkeit erfüllte ihn mit Zorn und Scham. Er hatte nicht

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