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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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den Ort ihres … moralischen Niederganges … ja nie erreicht.“ Miss Colpin lächelte säuerlich.
    „Aber nur, weil ich dir immer noch befehlen kann und du gehorchen musst, meine Liebe. Das hättest du bedenken sollen. Ich wollte, dass sie hier im Haus bleibt, nicht, dass sie sich dem ersten schönen Mannsbild in die Arme wirft, das irgendwelche Versprechungen macht. Sie wäre so schnell entjungfert worden, dass sie kaum gewusst hätte, wie ihr geschah.“
    Ein amüsiertes Lächeln huschte über Miss Colpins Gesicht.
    „Du musst zugeben, ihre Entjungferung hätte – vielleicht – manches vereinfacht. Ihre wilde arkane Energie wäre damit möglicherweise zurückgegangen.“
    Lucilla legte ihre Hände auf die Schultern der Gouvernante und presste sie tiefer in den Sessel.
    „Wenn ich gewollt hätte, dass sie ihre Jungfernschaft zusammen mit ihrer Magie verliert, hätte ich sie in die Gesellschaft eingeführt und an den erstbesten Idioten verheiratet, dem die Größe ihrer Mitgift nicht die Sprache verschlagen hätte. Dann wäre sie jetzt anständig defloriert und würde uns nicht mehr stören. Doch ich habe genau das mühevoll verhindert. Ein Mädchen mit einem solchen Talent findet man nicht alle Tage – und dann noch im richtigen Alter und unberührt. Das hättest du bedenken müssen. Sie war ein wichtiger Baustein. Eine Ingrediens für den Erfolg.“
    Frau Lybratte nahm die Hände von der Angestellten, wandte sich ab und ging wieder zum Fenster. Einen Augenblick lang schwiegen beide Frauen.
    „Verzeih mir!“, sagte Miss Colpin. „Es tut mir sehr leid. Kon-trolle über eine so lange Zeit zu bewahren ist schwierig. Ich war ja nicht immer eine strenge Gouvernante, und die anfängliche Freude am Neuen ist nun auch verflogen. Die ewig trockene Erzieherin zu mimen ist nichts, das einem Befriedigung verschaffen kann.“
    Frau Lybratte schwieg, schüttelte sich nur leicht vor Missvergnügen. Ihr Haar glitzerte in der Morgensonne, die durch das Fenster schien, und verlieh ihr einen edlen Hauch. Das Gespräch mit der Angestellten war vorüber, ohne dass sie das sagen musste. Ihre Unnahbarkeit war wie ihre Missbilligung fast greifbar.
    Sie wandte sich nicht um, als ihre Untergebene sich entfernte, auch nicht, als sie die Tür gehen und einen Schlüssel sich drehen hörte. Sie stand nur da wie eine zeitlose Statue und wartete ab.
    Augenblicke später fassten schmale, schmalkrallige Hände von hinten nach ihren Schultern.
    „Du bist mir böse“, sagte eine tiefe, leise Stimme. Sie erstarrte unter der Berührung.
    „Sehr. Es war ein dummer Bubenstreich.“
    Die Hände zogen sie in eine Umarmung. „Du weißt, ich bin ungeduldig.“
    „Ich weiß nur, dass du unersättlich bist. Dein Wünschen und Wollen hat über deine Vernunft triumphiert. Das kann ich nicht gestatten.“ Er hielt sie umfasst, streichelte sie sanft.
    „Mein lieber Lord Edmond, glauben Sie wirklich, Sie sollten bei der Mutter versuchen, was Ihnen bei der Tochter entgangen ist?“, fragte sie zynisch.
    „Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“, fragte er zurück und rieb die Seite seines Gesichts an ihrem.
    „Für diese letzte Unverschämtheit sollte ich dich töten. Schließlich gehöre ich zu den wenigen, die wüssten wie.“
    „Vielleicht solltest du es versuchen.“
    „Ich bin äußerst ungehalten über dein Benehmen“, kommentierte sie frostig.
    „Dann lass mich dich wieder ... gehalten ... machen. Ich weiß genau, wie ich dich zu halten habe.“ Seine Rechte begann, ihr das Kleid aufzuhaken, seine Linke fuhr fort, sie zu liebkosen.
    „Denkst du denn, Frau Lybratte, die ehrenwerte Gattin eines ehrenwerten Professors, und Lord Edmond, der ehrvergessene Freund, würden eine gute Konstellation abgeben?“
    „Eine ungewohnte, so viel ist sicher, doch es ist nicht so, als hätten wir das Spiel nicht schon so gespielt. Ich meine mich zu erinnern, dass es dir Freude bereitet hat.“
    „Hat es das?“ Die Frage klang trocken und ablehnend.
    „Es hatte auf alle Fälle den Anschein, obgleich ich weiß, dass deine Tendenz, dir ‚Freude ‘ zu verschaffen, gemeinhin in einer anderen ‚Konstellation ‘ liegt. Doch ich kenne diesen – deinen – Körper und weiß, dass ich ihn zum Singen bringen kann. Wir haben die Zeit. Walpurgis ist noch ein paar Tage entfernt. Wie wäre es mit ein wenig Kammermusik? Ich spiele mein Instrument mit sanfter Präzision und starker Hand. Als Meister der Mondscheinsonate. Welchen Satz hättest du gern, den

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